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Deutscher Alpenverein – Positionspapier Energiepolitik in den Alpen

Deutscher Alpenverein
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Liebe Berg- und Outdoorfreunde,

die Stromerzeugung in Europa muss auf regenerative Energien umgestellt werden, dazu herrscht spätestens seit der Katastrophe in Japan ein breiter gesellschaftlicher Konsens. Der Deutsche Alpenverein (DAV) bekennt sich seit vielen Jahren ausdrücklich zur Nutzung regenerativer Energien – als Naturschutzverband, aber auch als Betreiber von 327 Schutzhütten, auf denen der Einsatz von Wasserkraft und Solarenergie zur Stromversorgung zum Standard gehört. Allerdings sieht er sich auch in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass der notwendige Ausbau nicht zum Verlust von Biodiversität und zur Zerstörung der letzten unerschlossenen Bereiche in den Alpen führt. Im März diesen Jahres hat der DAV ein Positionspapier “Energiepolitik in den Alpen” verfasst, das die zentralen Aussagen des DAV zusammenfasst.

Deutscher Alpenverein

Foto: Deutscher Alpenverein

Gratwanderung
Durch die Gratwanderung zwischen dem notwendigen Ausbau regenerativer Energien und dem Schutz einzigartiger Natur und Landschaften ist eine differenzierte Betrachtung notwendig, bei der die Standortfrage eine zentrale Rolle spielt. Das gilt für Windparks ebenso wie für neue Speicherseen. So hat sich der DAV trotz der generellen Befürwortung von Windkraftanlagen vor wenigen Wochen gegen einen Windpark am Brenner ausgesprochen, weil nach Ansicht des Verbandes die Auswirkungen auf Natur und Landschaft nicht vertretbar sind. Hier wird die komplizierte Situation deutlich, in der sich Naturschutzverbände im Alpenraum befinden.

Europaweite Frage
Die Energiefrage ist ein europaweites Thema; nach Ansicht des DAV braucht es deshalb dringend einen “Masterplan Energie“. Diese europäische Gesamtkonzeption muss den Bedarf und die Potenziale der verschiedenen Regionen berücksichtigen und in Einklang mit der Alpenkonvention stehen. Vor diesem Hintergrund könnten einzelne Projekte nicht mehr ausschließlich im Hinblick auf konkrete Standortentscheidungen beurteilt werden, sondern auch als notwendiger Beitrag des Alpenraumes zu einer europaweiten, nachhaltigen Energiegewinnung.

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DAV Position Energiepolitik 2011 (Positionspapier)

Ziele des DAV
Der Deutsche Alpenverein setzt sich für eine nachhaltige Energiepolitik und einen schnellstmöglichen vollständigen Umstieg hin zu einer regenerativen Energieversorgung ein. Der weitere ungebremste Verbrauch fossiler Brennstoffe ist nicht nur im Hinblick auf die globale Klimaerwärmung, deren Auswirkungen in den Alpen besonders deutlich zu Tage treten, nicht vertretbar. Zudem macht die Reaktorkatastrophe in Japan nachdrücklich deutlich, dass auch die Nutzung der Kernenergie langfristig keine Alternative darstellen kann. Der Ausbau erneuerbarer Energien muss deshalb weiter beschleunigt werden. Neben dem Bau neuer Anlagen zur Nutzung von Wind, Wasser und Sonne sind konsequente Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und die Reduktion des allgemeinen Energieverbrauchs wesentliche Voraussetzungen für eine uneingeschränkte Versorgungssicherheit.

Der mögliche Beitrag des Alpenraumes für ein gesamteuropäisches Energiekonzept kollidiert dabei mit der knappen Ressource Natur und Landschaft und der touristischen Nutzung der Alpen. Der notwendige Ausbau der erneuerbaren Energien und der dazugehörigen Verteilernetze muss deshalb immer vor dem Hintergrund einer Standortwahl geschehen, die Kriterien einer nachhaltigen Raumplanung umfassend berücksichtigt.

Forderungen des DAV

Energieversorgung zu 100 % aus regenerativen Quellen:
Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung muss möglichst rasch gesteigert werden. Dabei muss es das Ziel sein, eine hundertprozentige Versorgung aus regenerativen Quellen möglichst schnell zu erreichen. Der Neu- und Ausbau von Anlagen zur Nutzung von Wasser, Wind und Sonne ist deshalb ebenso notwendig wie die Effizienzsteigerung bestehender Kraftwerke und der Ausbau von Netzen und Speicherkapazitäten.

Weniger Energieverbrauch – mehr Energieeffizienz:
Der notwendige Ausbau von Anlagen zur Stromproduktion aus regenerativen Energien muss von effektiven Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs und zur Effizienzsteigerung flankiert werden. Dazu sind die bestehenden Anreizsysteme, zum Beispiel im Hinblick auf die energetische Gebäudesanierung, weiter auszubauen und mit ordnungspolitischen sowie ordnungsrechtlichen Maßnahmen zu ergänzen.

Ausschlussgebiete festlegen und sichern:
Die Neuerrichtung von Anlagen zur Energieerzeugung in den Alpen muss in Rahmen einer Raumplanung erfolgen, die sich an den Grundsätzen der Nachhaltigkeit orientiert. Ausschlussgebiete zum Schutz von Natur und Landschaft in den Alpen müssen verbindlich festgelegt und raumplanerisch gesichert werden. Gleichermaßen ist die Frage der Stromerzeugung in bestehende Raumordnungsprogramme in den Alpen zu integrieren. Alle raumbedeutsamen Vorhaben müssen einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen werden.

Masterplan Energie:
Eine übergreifende Planung, die alle relevanten Aspekte einer nachhaltigen Energieversorgung auf regenerativer Basis integriert, muss von den verantwortlichen politischen Institutionen schnellstmöglich erstellt werden. Um der speziellen Situation der Alpen im europäischen Kontext gerecht zu werden, darf dieser Masterplan nicht an den Grenzen halt machen, sondern muss auf europäischer Ebene und im Rahmen der Alpenkonvention abgestimmt werden.

Akzeptanz durch Dialog:
Veränderung ist nur mit Akzeptanz möglich. Akzeptanz ist aber nur durch Dialog zu erreichen. Deshalb müssen alle notwendigen Schritte in Abstimmung mit der lokalen Bevölkerung und den relevanten gesellschaftlichen Gruppen unternommen werden. Nur so ist eine Entwicklung nach den Grundsätzen der Nachhaltigkeit, die alle Interessen berücksichtigt, möglich.

Positionen des DAV

Zur Windkraft:
Die Windkraft spielt bei der Energieversorgung in Deutschland und Mitteleuropa eine wachsende Rolle. Der DAV begrüßt die Errichtung von Windkraftanlagen, wenn sie an natur- und landschaftsverträglichen Standorten stehen. Bei der Stromerzeugung aus Wind stehen den positiven Aspekten negative Auswirkungen wie landschaftsästhetische Entwertung, Lärmemission, Schattenwurf, Störung der Fauna und Beeinträchtigung von Natur- und Kulturgütern gegenüber. In infrastrukturell nur wenig geprägten Bergregionen machen sich die negativen Auswirkungen von Windkraftanlagen besonders bemerkbar. Hier sind Entscheidungen über die Planung und den Bau deshalb unter sorgfältigster Abwägung aller Belange zu treffen. Windkraftanlagen dürfen nicht in Schutzgebieten sowie auf Flächen mit besonderer Bedeutung für die Vogelwelt und in Gebieten mit besonderer landschaftlicher Schönheit oder kultureller Bedeutung errichtet werden. Ausgenommen davon sind Anlagen, die ausschließlich der Versorgung von isolierten Standorten (z.B. Weiler, Schutzhütten) dienen.

Zur Wasserkraft:
Die Alpen bieten gute Voraussetzungen für die Nutzung der Wasserkraft und leisten mit der Speicherung von elektrischer Energie in Pumpspeicherwerken einen Beitrag zur gesamteuropäischen Energieversorgung. Gleichzeitig gehen mit der Nutzung der Wasserkraft häufig massive Eingriffe in Natur und Landschaft einher und viele alpine Gewässer sind durch Wasserkraftanlagen bereits heute stark negativ geprägt. In diesem Konfliktfeld setzt sich der DAV vorrangig für den Schutz der Hochgebirgslandschaft mit den letzten natürlichen und naturnahen Fließgewässern und der Existenzgrundlage der Berglandwirtschaft und des Tourismus ein. Deshalb lehnt der DAV die Errichtung neuer großer Speicherseen grundsätzlich ab. Der betriebstechnischen Optimierung bestehender Kraftwerksanlagen muss insgesamt Priorität eingeräumt werden. Kleine Wasserkraftanlagen können in Extremlagen, so auch für manche Schutzhütten der alpinen Vereine, die Energieversorgung sicherstellen. Für die allgemeine Energieversorgung ist diese Form der Energiegewinnung allerdings abzulehnen, da die Auswirkungen auf Natur und Landschaft im Verhältnis zur Energieausbeute oft unverhältnismäßig groß sind.

Um den Druck auf den Neu- und Ausbau von Pumpspeicherwerken im Alpenraum zu reduzieren, gehört zu einer europäischen Gesamtkonzeption neben einem integrierten Leitungs- und Lastmanagement, die Erkundung von außeralpinen Standorten und die zügige Erforschung alternativer Speichermedien.

Zur Photovoltaik:
Der DAV begrüßt den Einsatz von Photovoltaikanlagen als besonders klimafreundliche Form der Energiegewinnung. Photovoltaik und Solarkollektoren nutzen die Sonne unmittelbar und sind zur Versorgung dezentralen Siedlungsstrukturen (zum Beispiel Alpenvereinshütten) in besonderem Maße geeignet. Freiland-Solarparks beanspruchen allerdings dauerhaft große Flächen und können daher zu Konflikten mit den Interessen des Natur- und Landschaftsschutzes führen. Solche Anlagen dürfen daher nur in infrastrukturell bereits stark genutzten Bereichen errichtet werden.

Deutscher Alpenverein, März 2011

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Weitere Infos finden Sie hier:

www.alpenverein.de

Quelle: DAV

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