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Kesch-Trek – Einmal im Sommer den Winter erleben…

Kesch-Trek - Am Scalettapass
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Wandern in Graubünden ist eine schöne Art die Region zu entdecken und wie es die Umstände wollten, führte uns diesmal der Kesch-Trek in die Schweiz. Eine viertägige Hüttentour in Graubünden, etwa 55 Kilometer Trekking in der Bündner Bergwelt, von Davos nach Bergün lagen vor uns. Uns, das heißt Erich ein Freund aus München war diesmal mit dabei.

Kesch-Trek - Fluss am Startpunkt

Ein Fluss in der Nähe des Flüelapass. Unser Startpunkt auf den Kesch-Trek – Foto: Mario Hübner

 

Während ich am frühen Morgen mit Swiss Air von Berlin nach Zürich geflogen war, um dann mit der SBB und Rhätischen Bahn nach Davos Dorf zu gelangen, nahm er den Zug von München aus. Um Mittag traf ich bei Regen in Davos Dorf ein. Wir hatten uns schon auf schlechtes Wetter eingestellt. Vor zwei Wochen noch in kurze Hosen beim Trekking auf der “Tour du Mont Blanc” um das Mont Blanc Massiv unterwegs gewesen und nun stand uns sehr wechselhaftes, kühles Wetter bevor.

Kesch-Trek - Schneefall

Langsam begann es zu schneien auf unserem Weg zur Grialetschhütte – Foto: Mario Hübner

 

Wie lautet doch der dumme Spruch: “Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.” Uns konnte es egal sein, denn wir würden in den Berghütten schlafen, so immer unsere Bekleidung trocknen können und abends im Warmen sitzen. Der Postbus zum Flüelapass wartete schon und Erichs Zug traf pünktlich ein. Sightseeing oder ein Erkunden von Davos fielen aus, denn der nächste Bus würde erst etwa 2 Stunden fahren und das war uns zu spät. Wir wollten den ersten Tag auf dem Kesch-Trek gemütlich angehen und uns nicht hetzen.

Kesch-Trek - Zwischen Regen und Schnee

Zwischen Regen und Schnee unterwegs auf dem Kesh-Trek – Foto: Mario Hübner

 

Mit dem Postbus fuhren wir hinauf in die Bündner Bergwelt über den Flüelapass und stiegen eine Bushaltestelle vor Flüelapass-Chantsura aus. Auf drei Wanderwegen kann man zur Grialetsch-Hütte gelangen. Wenn man sehr früh startet und Zeit hat, kann man das Flüela Schwarzhorn (3.147m Höhe) als Dreitausender Gipfel mitnehmen und dann zur Grialetsch-Hütte absteigen. Dann gibt es noch die leichte Variante von Flüelapass-Chantsura aus, wo man langsam durch das Grialetschtal aufsteigt. Wir wählten die mittlere Variante und fanden uns an einem kleinen Parkplatz und einem Fluss wieder.

Kesch-Trek - Schneefall

Es schneite ordentlich auf unserem Weg zur Grialetschhütte – Foto: Mario Hübner

 

Der Wind drückte über den Pass und schickte uns immer wieder Regenschauer. Kurz die Ausrüstung sortiert, frisches Bergwasser vom nahen Fluss in unsere Trinkbehältnisse gefüllt und schon wanderten wir auf dem Kesch-Trek. Die ersten 150 Höhenmeter ging es eher steil bergauf und sorgte für eine gute Körperwärme. An einer kleinen Alphütte vorbei, befanden wir uns bald auf einem Höhenrücken. Der Niederschlag wechselte seinen Aggregatszustand: Es schneite nun. Die umliegenden Berge hüllten sich hinter einem grauen Schleier. Was für ein Auftakt um auf dem Kesch-Trek zuwandern.

Kesch-Trek - Grialetsch-Huette

Die Grialetschhütte (2.542 m) tauchte im Nebel auf – Foto: Mario Hübner

 

Einige Minuten später kamen wir an zwei kleinen Bergseen vorbei. Vom Tal her erreichte uns immer wieder das Geläut von Kuhglocken. Der Kesch-Trek verlief auf gleicher Höhe bleibend in Richtung Grialetsch-Hütte. Unten im Tal konnten wir den anderen Wanderweg zur Hütte erkennen. Ich wunderte mich, wieso ich feuchte Füße bekam. Eigentlich konnte es nicht sein, da das Leder der Trekkingschuhe frisch gewachst war. Egal, bis zur Berghütte konnte es ja nicht mehr weit sein und über Nacht würden die Schuhe trocknen können.

Kesch-Trek - Ankunft Grialetschhuette

Ankunft an der Grialetschhütte (2.542m Höhe) – Foto: Mario Hübner

 

Die Sicht nahm weiter ab und plötzlich tauchte schemenhaft die Umrisse der Grialetsch-Hütte (2.542m Höhe) im Nebel auf. Der stetige Wind blies uns noch kräftig die Schneeflocken ins Gesicht, bis wir unsere Unterkunft für heute betraten. Zur gleichen Zeit kam noch ein Pärchen aus entgegengesetzter Richtung an der Berghütte an. Die triefend nasse Regenhülle, Trekkingstöcke und Schuhe legten wir ab und betraten die urige Hüttenstube. Eine angenehme Wärme und die Hüttenwirtin empfingen uns.

Kesch-Trek - Spaghetti

Es gibt Spaghetti auf der Grialetsch-Hütte – Foto: Mario Hübner

 

Die Holztreppen und der Holzboden knarzten laut unter unseren Schritten, als die Wirtin uns unser Nachtlager zeigte. Im obersten Stockwerk hatten wir ein ganzes Matratzenlager für uns allein. Es würde also keine Probleme mit unser Schnarch Geräuschen geben. In Ruhe die Sachen sortiert und dann zog es uns hinab in die geheizte Wirtsstube. Zur Feier des ersten Tages auf dem Kesch-Trek gönnten uns erstmal ein gepflegtes Bier. Internetempfang gibt es hier übrigens nicht, genügend Zeit also für eine gepflegte Konversation, zum Karten spielen oder Lesen.

Kesch-Trek - Huettenstube Grialetschuette

Gemütlicher Hüttenabend auf der Grialetschhütte – Foto: Mario Hübner

 

Unsere feuchte Bekleidung, die Wanderschuhe drängten sich um den Holzofen und ich hatte auch herausgefunden, wieso meine Füße nass waren. Meine dünne Wanderhose sog sich mit Wasser voll, wirkte wie ein Schwamm und leiteten das Regenwasser von oben ins Schuhinnere. So etwas Doofes auch, aber wir befanden uns ja auf einer Hüttentour und so trockneten die Trekkingschuhe jetzt in der Gaststube. Wir vertrieben uns die Zeit mit der Planung des zweiten Tages auf dem Kesch-Trek und bald darauf wurde es Zeit fürs Abendessen.

Kesch-Trek - Blick auf Winterlandschaft

Unbezahlbar! Morgens im Juli der Blick aus der Tür – Foto: Mario Hübner

 

Wir, ein Pärchen aus Holland und eines aus der Schweiz waren die einzigen Nächtigungsgäste auf der Hütte. Die Wirtin stellte Geschirr, Besteck auf einen Tisch und wir fanden uns alle daran ein. Ein wärmendes Süppchen, Spaghetti mit Käse- oder Tomatensauce und ein Dessert wurden aufgetischt. Einfache Kost, welche den Hunger stillt und die Energiespeicher für den nächsten Tag wieder auffüllt.

Kesch-Trek - Lunchbeutel

Der offizielle Lunchbeutel ist befüllt – Foto: Mario Hübner

 

Das holländische Pärchen spielte danach nebenan am Tisch Karten und zu uns gesellten sich später noch die Hüttenwirtin und der Hüttenwirt. Wir plauderten und tauschten uns bei dem einen oder anderen Bier aus, bevor es Zeit für die Nachtruhe. In der Nacht stieg ich einige Male die knarzenden Holzstufen hinab, durch den Vorderraum, wo die Außentür zur Belüftung offenstand und draußen der Wind heulte, in den Sanitärbereich, wo Außentemperaturen herrschten. Man sollte halt nicht so viel vor dem Schlafen trinken. 😉

Kesch-Trek - Grialetschhuette

Zeit zum Schneeschieben auf der Terasse der Grialetschhütte – Foto: Mario Hübner

 

Relativ früh wurden wir wach und ein Blick aus dem Fenster sorgte für einen verblüffenden Anblick. Es war Ende Juli und eine pure Winterlandschaft begrüßte uns mitten im Sommer. Jetzt fehlten nur noch Weihnachtsmusik, ein Weihnachtsbaum und ein wärmender Grog. Ein dichtes Schneetreiben sorgte für eine kurze Sicht. Wir würden uns heute warm anziehen müssen.

Kesch-Trek - Grialetschhuette im Schnee

Wir lassen die Grialetschhütte hinter uns – Foto: Mario Hübner

 

In der Gaststube waren unsere Sachen über Nacht getrocknet, der Hüttenwirt deckte gerade den Tisch ein. Es gab ein übersichtliches Frühstück bestehend aus, einem Müsli, dunkles Brot, ein Ministück Käse für 6 Personen, zwei Sorten Marmelade und dazu je nach Wunsch Kaffee oder Tee. Nebenan stand noch ein Behälter mit Marschtee. Der heiße Kaffee ließ uns langsam wachwerden, das dunkle Brot trainierte uns Kaumuskeln gut und wir schauten dabei andauernd aus dem Fenster. Es half nichts, eine Wetterverbesserung war nicht abzusehen und wir bereiteten unseren Aufbruch vor. Das Schweizer Pärchen startete vor uns und dass Paar aus Holland wollte noch etwas abwarten.

Kesch-Trek - Ueber dem Duerrboden

Über dem Dürrboden geht es in Richtung Scalettapass weiter – Foto: Mario Hübner

 

Zwiebelprinzip beachtet, Mütze auf, Handschuhe angezogen, wanderten wir im Schneetreiben in Richtung Dürrboden. Es ging langsam bergab bis wir an einen Abzweig zum Scalettapass kamen. Hier begrüßten uns einige Kühe mit ihren Glocken. Der Dürrboden ist übrigens die zweite Möglichkeit um den Kesch-Trek zu beginnen. Man entraubt sich allerdings der Möglichkeit auf das Flüela Schwarzhorn zusteigen und muss am zweiten Tag, etwa eine halbe Stunde auf dem gleichen Pfad wieder bis zum Abzweig hinunterwandern, wie man am Vortag aufgestiegen ist.

Kesch-Trek - Kuehe

Neugierige Kühe lecken die salzigen Griffe unserer Trekkingstöcke ab – Foto: Mario Hübner

 

Der Handyempfang wurde bei einer kleinen Pause genutzt, bevor wir die nächsten Tage wieder offline sein würden. Wer auf digitalen Detox steht, gute Kondition hat und ursprüngliche Berghütten in ihrer Einfachheit liebt, der ist auf dem Kesch-Trek goldrichtig. Hier wird sich noch mit eiskalten Bergwasser gewaschen und Duschen sind ein Fremdbegriff. Es sind eben Schutzhütten und keine Berghotels. Dieser Querweg den wird oberhalb des Dürrbodens nutzten, wurde vor 10 Jahren beim Entwurf des Kesch-Treks angelegt. In der aktuell erhältlichen Wanderkarte Bergün/Bravuogn (1:50.000) von 2012 war er allerdings noch nicht eingezeichnet.

Kesch-Trek - Wolken am Duerrboden

Wolken am Dürrboden – Foto: Mario Hübner

 

Bald trafen wir auf den Weg welcher vom Dürrboden zum Scalettapass hinaufführte. Die Holländer überholten uns. Ihnen schien das Wetter nicht zu behagen. Sie mit kleinem Rucksack und er wanderte in Jeans. Da hatte sich jemand wohl auf Sommerwetter eingestellt. Mit nassen Jeans wollten wir auch nicht bei dem Wetter laufen. Die Kleben an den Schenkeln und es ist es unangenehm kalt.

Kesch-Trek - Tierischer Gegenverkehr

Tierischer Gegenverkehr auf dem Kesch-Trek – Foto: Mario Hübner

 

Das Schneetreiben wurde stärker, aber zum Glück blies der Wind von hinten. In Serpentinen führte uns der Trail in Richtung Scalettapass (2.606m Höhe), wo bei gutem Wetter viele Mountainbiker unterwegs sind und auch der alljährliche “Swiss alpine Marathon” entlangführt. Der Scalettapass kam in Sicht und wir sahen die Schutzhütte. Hier legten wir von Wind und Wetter geschützt eine längere Mittagspause ein. Den Rest der heutigen Etappe auf dem Kesch-Trek würden wir ohne große Pausen durchlaufen. In der Schutzhütte am Scalettapass fanden wir das holländische Pärchen vor, sowie ein Pärchen aus Köln, welcher die heutige Etappe entgegengesetzt von der Kesch-Hütte zur Grialetsch-Hütte liefen. Als wir eintrafen, brachen die Anderen gerade auf und wir waren allein in der Schutzhütte.

Kesch-Trek - Schutzhuette am Scalettapass

Wir erreichen die Schutzhütte am Scalettapass (2.606m Höhe) im feinsten Schneetreiben – Foto: Mario Hübner

 

Die Lunchpakete der Grialetsch-Hütte wurden inspiziert. Eine Klappstulle mit Käse, ein Apfel und eine halbe Tafel Schokolade fanden wir vor. Kann man essen, muss man aber nicht unbedingt. Unsere Empfehlung: Nehmt Euch für das Wandern auf dem Kesch-Trek schmackhafte Energieriegel, Wurst, Käse und irgendeine Sättigungsbeilage (Knäcke- oder Schüttelbrot) mit. Unser Gaskocher-Set lieferte uns bald dampfendes Wasser für ein Expeditionsgericht. Reispfanne “Balkan Art” stand heute zum Lunch auf der Speisekarte, während draußen das Schneetreiben unvermindert fortging.

Kesch-Trek - Pause am Scalettapass

Wir machen es uns in der Schutzhütte am Scalettapass gemütlich (2.606m Höhe) während es draussen stürmt und schneit – Foto: Mario Hübner

 

Wenn die Ritzen der Schutzhütte abgedichtet, Schlafstellen, ein Holzofen oder Feuerstelle vorhanden wären, dann würde es eine schöne gemütliche Schutzhütte für den Herbst und Winter sein. In der jetzigen Form müsste man sich zum Schlafen eben auf die Sitzbänke oder Tische legen. Am Fenster sammelte sich verwehter Schnee und bald waren wir in der weißen Winterlandschaft auch wieder unterwegs. Die Fußspuren von den Wanderern vor uns, waren nur noch schwach erkennbar. Der Wind blies unvermindert von hinten als wir vom Scalettapass in Richtung Val Funtauna herabstiegen.

Kesch-Trek - Schneefenster

Der Schnee sammelt sich an dem Fenster der Schutzhütte am Scalettapass – Foto: Mario Hübner

 

Kurze Zeit später zweigte ein kleiner Pfad vom Hauptweg ab und wir folgten diesem um nicht ins Val Funtauna hinabsteigen zu müssen. Der Trail war schmal und wir wanderten weit oben über dem Tal entlang. Bei schönem Wetter musste es ein herrliches Panorama hier oben sein. Der Talboden war grün, ein Fluss schlängelte sich durch das Tal und die Schneefallgrenze lag jetzt knapp 100 Meter über uns.

Irgendwann tauchte in der Ferne nur schemenhaft erkennbar und winzig die Kesch-Hütte auf. Unser Tagesziel war also schon in Sicht, aber wir hatten noch ein bisschen Wanderstrecke vor uns. Ich zog mir noch einmal meine Regenüberhose zurecht, was sich kurze Zeit später Rächen würde. Bei einem kleinen Wasserfall ging es wieder etwas bergauf und wir passierten eine Wegkreuzung. Bei schönem Wetter konnte man von hier in etwa 20 Minuten einen kleinen Abstecher zu den Ravais-ch Seen machen.

Kesch-Trek - Val Funtauna

Der Beginn des Val Funtauna – Foto: Mario Hübner

 

Wir verzichteten bei diesen Bedingungen auf das wunderschöne Panorama, welches man wohl bei den beiden Bergseen Lai da Ravais-ch Suot und Lai da Ravais-ch Sur erhaschen konnte und wanderten am Fuße des Piz Murtelet weiter in Richtung Kesch-Hütte. Unser Höhenweg und der Weg vom ansteigenden Talboden vereinigten sich nach einer Weile, als es vom Val Funtauna ins Val dal Tschüvel hinaufging. Ich merkte plötzlich wie meine Schuhinneres auch auf dieser Etappe nass wurde und sah auch schon meinen Fehler. Ich Trottel hatte beim letzten kurzen Stopp die Regenüberhose etwas zu hoch gezogen und nun war das Wasser direkt in die Trekkingschuhe geleitet worden. So was selten dämliches aber auch.

Kesch-Trek - Winter ueber dem Val Funtauna

Warm gekleidet wandern wir oberhalb vom Val Funtauna – Foto: Mario Hübner

 

Der Regen hörte auf, hinten am anderen Ende des Val Funtauna sah es dagegen nicht so gemütlich aus, aber uns konnte es egal sein, denn bald würden wir uns Tagesziel erreicht haben. Bei einer kurzen Rast betrachteten den Rest des Weges. Links und rechts flitzen einige Murmeltiere herum. Einen letzter Anstieg hinauf zur Kesch-Hütte galt es zu bewältigen. Wir kamen wieder hinauf über die Schneefallgrenze und da stand Sie vor uns.

Kesch-Trek - Oberhalb des Val Funtauna

Oberhalb vom Val Funtauna wandern wir in Richtung Keschhütte entlang – Foto: Mario Hübner

 

Die Kesch-Hütte auf knapp 2.630m Höhe thronte auf einen kleinen Bergvorsprung wie ein Adlerhorst. 2001 wurde die Hütte neu erbaut, die bezüglich Energieversorgung und Konzept als Vorzeige-Hütte im Alpenraum gilt. Hinter der Kesch-Hütte im Val Tuors erblickten wir Stellen an den Berghängen wo gerade die Sonnenstrahlen durch die Wolken brachen. Das Wetter schien sich zu bessern.

Kesch-Trek - Es wird wieder gruen

Es ist nicht mehr weit bis zur Kesch-Hütte – Foto: Mario Hübner

 

Einmal herum um die Hütte und hinein ging es. Die verschlammten Trekkingschuhe ausgezogen, Regenhose und Jacke auch und als letztes die Regenhülle zum Trocknen auf gehangen, so stiegen wir in den ersten Stock, wo uns der Hüttenwirt Reto begrüßte. Die Gaststube war modern eingerichtet und erstaunlicherweise gut gefüllt. Große Panoramafenster ließen bei schönem Wetter die Blicke auf die umliegenden Berge zu.

Kesch-Trek - Keschhuette

Die Keschhütte (2.625m Höhe) ist erreicht… – Foto: Mario Hübner

 

Unsere feuchte Bekleidung hingen wir in einem weiteren Gastraum zum Trocknen auf. Überall lagen und türmten sich hier die Bekleidungsstücke der anderen Gäste. In der großen Gaststube spendete ein Ofen behagliche Wärme, ich organisierte mir altes Zeitungspapier vom Hüttenwirt und stopfte meine Wanderschuhe damit aus. Wenn das Zeitungspapier durchgeweicht war, kam neues in die Schuhe und das nasse Papier legte ich zum Trocknen auf den Ofen. So konnte man es öfters verwenden und schont dabei das Leder seiner Trekkingschuhe, da es nicht der Ofenhitze ausgesetzt wurde.

Kesch-Trek - Sonne scheint im Tal

Die Sonne scheint im Tal – Foto: Mario Hübner

 

Mit einem Bier kehrte bei uns die Gemütlichkeit ein, bevor wir unser Lager bezogen. Die Berghütte war sehr neu, aber hatte trotzdem ein angenehmes Flair. Wenn die Sonne scheint, besteht hier übrigens die Möglichkeit, gegen einen Obolus von 5 Schweizer Franken, warm zu duschen, da dann das Wasser über die Solaranlage erwärmt werden kann. Bei schlechten Wetter wie heute konnte man sich mit 4 Grad kaltem Quellwasser waschen und wiederbeleben.

Kesch-Trek - Blick ins Tal

Licht-und Wolkenspiele an der Keschhütte… – Foto: Mario Hübner

 

Ganz oben waren wir untergebracht und hatten als bekennende Schnarcher wieder ein Zimmer für uns alleine. Die Zeit bis zum Abendessen saßen wir wieder mit dem Schweizer Pärchen zusammen. Eine heiße Suppe, ein schmackhaftes, romanisches Risotto und ein Dessert bei einem Glas Wein oder Bier sorgten für einen guten Energienachschub.

Kesch-Trek - Romanisches Risotto

Romanisches Risotto beim Abendessen in der Kesch-Hütte – Foto: Mario Hübner

 

Zwischendurch schaute ich immer wieder ins Val Tuors hinab und beobachtete die Licht- und Wolkenspiele. Der Winter schien vorbei zu sein. Würden wir am dritten Tag auf dem Kesch-Trek den Frühling erleben?

Hier könnt ihr lesen, was bei unserem Wanderreise auf dem Kesch-Trek noch geschah:

In Kürze…

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Routenverlauf unserer Wanderung auf dem Kesch-Trek:

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Reiseinfos:

Voraussetzungen:

Die Bergtour “Kesch-Trek” ist eine alpine Bergwanderung. Die möglichen Gefahren im Hochgebirge müssen richtig eingeschätzt werden können. Sie erfordert eine gute Grundkondition für mittlere und lange Bergwanderungen (Gehzeiten zwischen 2 bis 6 Stunden) im Hochgebirge. Die ausgewiesenen Gehzeiten, finden wir als zu knapp angesetzt und man sollte ausreichend Zeit für Pausen und dem Genießen der Landschaft einplanen.

Etappen/Gehzeiten:

1. Tag – Anreise nach Davos – Aufstieg zur Grialetsch-Hütte (2-2.5 Stunden) vom Dürrboden oder vom Flüelapass.

2. Tag – Wanderung von der Grialetsch-Hütte zur Kesch-Hütte (4-4.5 Stunden).

3. Tag – Wanderung von der Kesch-Hütte übers Val Plazbi zur Es-cha-Hütte SAC (5-6 Stunden).

4. Tag – Wanderung von der Es-cha-Hütte über Albulapass, Preda nach Bergün (5-6 Stunden)

5. Tag – Ausschlafen, gemütlich frühstücken, Bergün geniessen und individuelle Heimreise.

Ausrüstung:

Zur Ausrüstung gehören feste Bergschuhe, wetterfeste und warme Bekleidung, Regenschutz, ein bequemer Wanderrucksack (35 bis 55 Liter), Verpflegung für die Wanderetappen (Lunchpakete (10 bis 12 Schweizer Franken) können auch in den Hütten bezogen werden), genügend Wasser, Sonnen und Kopfschutz, Taschenapotheke, Kartenmaterial für die Orientierung und eventuell Wanderstöcke. Ein Handy für Notfälle ist von Vorteil, aber sei darauf hingewiesen, das man in den Bereichen von der Grialetsch-Hütte bis zur Es-Cha Hütte selten Empfang hat. 

Ansonsten sind für die Hütten ein Hüttenschlafsack, der Alpenvereinsausweis, leichte Badelatschen oder Hausschuhe von Vorteil.

Markierung:

Der Kesch-Trek ist als Bergwanderweg weiss-rot-weiss markiert. Er nutzt zwischen Flüela- und Albulapass die Signalisation der bestehenden Wanderwege. Es gibt keinerlei Hinweis- oder Wegschilder das man auf dem Kesch-Trek unterwegs ist.

Zahlungsmittel:

Die Bezahlung auf den Hütten geht nur in Bar. Also genügend Schweizer Franken oder Euro mitnehmen.

Anreise:

Mit der Bahn: Von Süddeutschland aus über Landquart nach Davos mit der Rhätischen Bahn. Zur Grialetsch-Hütte SAC bestehen zwei Zugänge, welche gut mit dem öffentlichen Verkehr zu erreichen sind: Vom Bahnhof Davos Dorf nach Dürrboden im Dischmatal (Aufstieg ab Dürrboden ca. 1 ½ bis 2 h), oder von den Bahnhöfen Davos Platz oder Davos Dorf nach Flüelapass-Chant Sura, etwa 1.5 km nach der Passhöhe (Aufstieg ab Passstrasse ca. 2 bis 2½h).

Wenn man weiter im Norden wohnt nach Zürich fliegen und von dort die Bahn über Landquart nach Davos nehmen.

Abreise:

Ab Bergün bequem mit der Rhätischen Bahn in einer Stunde nach Chur und weiter mit der Bahn nach Deutschland oder nach Zürich und von dort mit dem Flugzeug weiter.

Beste Jahreszeit:
Die hochalpine Bergtour ist als Hüttentour von Ende Juni bis Mitte Oktober möglich, wenn die Berghütten geöffnet sind. Ruhiger wird es natürlich nach “Ferragosto” (ein Feiertag in Italien), nach dem 15. August, wenn die Ferien in vielen Ländern langsam vorbei sind.

Die Recherche erfolgte mit freundlicher Unterstützung

von Bergün Filisur Tourismus, Graubünden Ferien und Schweiz Tourismus .

Text & Bilder: Mario Hübner

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4 Kommentare

Elena 14. September 2017 - 17:56

Hallo Mario,
was ich an diesem Beitrag so mag sind die Details zu den Gehzeiten. Generell finde ich die Zusammenfassung der Information am Ende des Artikels extrem hilfreich.
Sehr amüsant finde ich deinen humorigen Bericht, wie du das Regenwasser von oben ins Schuhinnere bekommen hast 🙂 Solche Kleinigkeiten machen Wanderberichte auch für Nicht-Wanderer lesenswert.
Viele liebe Grüße
Elena

Antwort
Kathi 18. September 2017 - 09:18

Lieber Mario,
ich kann mich Elena nur anschließen. Die Details machen deinen Bericht sehr lesenswert. 🙂 Ich kann mir gut vorstellen, dir diese Route nachzuwandern. Auch bei schlechtem Wetter. Wie großartig ist es denn, nach einer anstrengenden Wanderung bei schlechtem und ungemütlichen Wetter, in eine gemütliche und warme Berghütte einzukehren, um die Energiereserven wieder aufzuladen. Ich danke dir für den tollen Wandertipp, den ich dir sicherlich einmal nachmachen werde.

Viele liebe Grüße
Kathi

Antwort
Jessica 19. September 2017 - 00:23

Hallo Mario,

danke für diesen ausführlichen und gut recherchierten Artikel. So mancher Wanderer wird dir dafür danken. Die Berghütte würde ich auch sofort besuchen, die sieht ja mal urgemütlich aus!

Liebe Grüße
Jessica

Antwort
Angela 19. September 2017 - 09:12

Lieber Mario,
da wart ihr ja echt tapfer, dass ihr trotz des Wetters durchgehalten habt. Dafür sind die Hütten dann umso gemütlicher. Das Hüttenleben liebe ich ja auch sehr!
Liebe Grüße
Angela

Antwort

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