Rundtour mit Hochblanken und Portlahorn
Aus dem Rother Wanderbuch “Vorarlberg” von Herbert Mayr, © Bergverlag Rother
Sechs Zweitausender und zwei Winzlinge
Zugegeben, unter den acht Gipfeln dieser befreienden und dazu überwiegend einfachen, wenn auch etwas langen Kammwanderung über den Walser Weidegebieten der Damülser Berge sind ein paar dabei, die es kaum wagen, ihre Nase selbstbewusst über die Kammhöhe zu erheben. So etwas wie eine alpine Mogelpackung also? Na ja, vielleicht ein bisschen. Jedenfalls tragen sie allesamt bis auf eine Ausnahme einen Namen, manche davon sogar einen recht wohlklingenden: Elsenkopf, Damülser Mittagspitze, Hohes Licht, Hochblanken, Ragazerblanken, Hübscher Bühl, Portlerhorn. Und fünf davon schaffen locker die 2000-Meter-Grenze. Da geht doch jedem Gipfelsammler das Herz auf!
Nach der vom unvergessenen Alpinschriftsteller Walther Flaig festgelegten Gebirgsgruppeneinteilung nimmt die Mittagspitze, ein formenschönes Felsenhorn, hinter dem Glatthorn den zweiten Platz in der Höhenrangskala des Bregenzerwaldgebirges ein. Der Hochblanken fällt auf Platz drei. Wählt man als Trennlinie zum Lechquellengebirge jedoch statt des etwas umstrittenen Faschinajochs die orografisch geeignetere, da eindeutig tiefer gelegene Unterdamülser Furka nordwestlich des Glatthorns, so würden unsere beiden Rundenhöchsten sogar auf die Spitzenplätze aufrücken.
Inhaltsverzeichnis
Touren-Steckbrief
Talort:
Damüls (1424 m), verstreuter Luftkurort und Wintersportdorf an der Furkastraße. Mit dem Bus von Dornbirn erreichbar (Zug von Bregenz).
Ausgangspunkt:
Bushaltestelle Uga-Seilbahn am unteren Ortsbeginn (1370 m); Parkplatz
Höhenunterschied/Gehzeit:
1350 m / 7h 45min
Anforderungen/Wegbeschaffenheit:
Meist beschilderte Steige und Pfade, kurzzeitig nur Spuren, Güterwege, kleine ausgesetzte und seilgesicherte Passage. Längere steile Aufstiege. Trittsicherheit und Ausdauer erforderlich, bei Nässe und Nebel nicht zu empfehlen.
Einkehrmöglichkeiten:
Bömert, Berggasthof Elsenalpstube (Übernachtung), Vordere Uga-Alpe und Oberdamülser Alpe.
Tourenbeschreibung
Bei der Uga-Seilbahn am Ortseingang von Damüls nehmen wir das Sträßchen bergan Richtung Elsenkopf. Nach den letzten Häusern hält ein Güterweg auf den rassigen Bergscheitel des Zafernhorns zu. Wenig später folgen wir an einer Abzweigung im Wald dem knackig steilen Ziehweg. Nicht lange, dann wechselt die Frühsport-Route in einen Steig. Nach einem Weidedurchgang kommen wir auf einer kleinen Schulter zur Alphütte Bömert (1640 m). Im Osten steht der mächtige Zitterklapfen und hinter dem Faschinajoch schiebt sich die Rote Wand ins Bild.
Nach erneutem Ziehwegstück weist das Täfelchen »Elsenkopf« auf einen Pfad. Kurz darauf betreten wir die idyllische Hochmulde namens Böden, wo ein Quellbach gequert wird. Rot-weiße Pflöcke zeigen den Kurs über unterschiedlich steile Zwergstrauchhänge mit Alpenrosen und Blaubeeren. Ein Steig überwindet den zuletzt wieder deutlich ansteigenden Gipfelhang zum Elsenkopf (1940 m). Im Halbkreis zwischen Allgäuer Alpen und Rätikon gibt es plötzlich einiges zu bestaunen, auch den gesamten noch vor uns liegenden Tourenverlauf. In unmittelbarer Nähe beeindruckt das kühne Horn der Mittagspitze.
Ein mit Gebüsch bewachsener, steiler Grat mit hohen Felsstufen führt in den Elsensattel (1830 m) und über eine unscheinbare, grasige Zwischenerhebung zur Ugalift-Bergstation mit der Elsenalpstube. In Kürze bringt uns ein Güterweg zum Sattel Ugner Höhe, wo die Vordere Uga-Alpe (1795 m) und weitere Alphütten stehen. Richtung Mittagspitze geht’s nun, ab der obersten Hütte auf einem Pfad, über gestufte Weidehänge bergan. Ein wadenschindender, teilweise felsdurchsetzter Zickzack-Steig klettert unter Abbrüchen, ein paar Meter ausgesetzt und seilgesichert, über eine Rasenflanke empor. Auf ihm wollen wir, zuoberst den Südgrat benützend, der Damülser Mittagspitze aufs Dach steigen. Was für eine Talschau zur Enge von Mellau! Ganz weit hinten, ist das nicht die königliche Bernina? Ringsum ein schier endloses Meer von Gipfeln.
Wir steigen zurück zum Wegweiser am Fuß des Gipfelaufbaus, halten uns rechts und wählen ganz kurz danach den mitunter undeutlichen Ziehweg. Dieser mündet bald in einen Fahrweg, der gleich wieder von einem gemütlichen, später unbezeichneten Pfad verlassen wird. Von einem Sattel (1956 m) hat man im Nu über einen kleinen Grasrücken die unbedeutende und leider durch eine Liftstation verbaute Zwischenerhebung Hohes Licht (1996 m) erreicht, auch als Spitzes Grätle bekannt. Womit wir zurück auf dem Kamm wären, der sich vom Klipperen bis zum Sünserblanken erstreckt (auch Sünserspitze). Bald nach dem Hochblankensattel (1976 m) fordert der steile Steig in wenigen Kehren über die Nordflanke auf den Hochblanken (2068 m) abermals unser Engagement. Die Walser Bezeichnung Blanken bedeutet so viel wie Steilrasenhalde.
Ein wieder bequemer Pfad bringt uns in den nächsten Sattel (1978 m), von dem Steigspuren auf kurzem aufschwingendem Grat ein wenig abschüssig zu einem namenlosen Gipfelchen (2013 m) mit kleiner Schachthöhle führen. Auch im Folgenden lässt es sich problemlos über die geräumige Kammhöhe bummeln. In einer winzigen Einsattelung (1980 m) stößt man nach ein paar Minuten wieder auf den genussreichen Höhenweg. Die offizielle Route umgeht diese Zwischeneinlage südseitig. Über einen harmlosen Rücken besteigt man den Ragazerblanken (2051 m), der ebenfalls abseits der Damülser Runde liegt.
Direkt vor dem Kreuz fällt ein Steig steil ab zur Hauptroute. Von der folgenden Scharte (1980 m) ziehen sich Pfadspuren hinauf zum einsamen Hübscher Bühel (2032 m). Sein Besuch lohnt vor allem wegen des bezaubernden Tiefblicks zum Sünsersee. Pfadlos geht es jetzt südseitig zu einem nahen Wegweiser und, zurück auf dem Rundkurs, vollends hinunter ins Sünserjoch (1911 m). Über eine kurze begrünte Rippe gelangt man zum Blauen See und gewinnt auf einem schrofigen Gratsteig rasch das Portlahorn (2010 m), unsere Nummer acht.
Auf den Rätikon zuhaltend zeigt die Beschilderung nach einem Minirücken den Bergsporn-Abstieg zur Oberdamülser Alpe (1660 m). Wo wir in einem Weidegebiet auf einen Güterweg stoßen, folgen wir diesem an einem Teich mit Rastplatz und an der genannten Alpe vorbei zum Ortsteil Herte. Bald darauf trifft man auf einem Waldpfad wieder beim Uga-Lift in Damüls ein.
Tourenüberblick
Die GPX-Daten wurden auf Grundlage der geprüften GPX-Daten
des Rother Wanderbuch “Vorarlberg” erstellt.
Mit freundlicher Genehmigung des Bergverlag Rother.
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