Alpspitz-Ferrata
1. Tag (abends in Gerold (Bayern)):
Wir (Ich, Günni, Tom) trafen an einem Montagabend im Juli 2006 nach einer langen, amüsanten Autofahrt gegen 24:00 Uhr in Gerold ein. Es gab eine Sturmwarnung für das ganze Gebiet um den Starnberger See. Der Wind tobte und der Himmel hatte seine Schleusen komplett geöffnet.
Der Tankinhalt unseres Transportmittels war unter 20km Reichweite gefallen und uns wurde auf Nachfrage in einem italienischen Restaurant gesagt, das die einzige um diese Uhrzeit noch geöffnete Tankmöglichkeit ca. 23km entfernt ist!!!
Zum Glück rutschten wir mit dem letzten Tröpfchen Kraftstoff noch in die Tankstelle hinein. Danach suchten wir nach einem Plätzchen um unser Zelt zum Schlafen aufzustellen. Das erwies sich als gar nicht so einfach, aber nach einer Stunde Suchens im Sturm, fanden wir an der Landstraße in Gerold eine Stelle.
Günni und Tom bauten sich das Zelt auf und ich versuchte es mir auf dem Beifahrersitz bequem zumachen. Was sich bei meiner Größe und der Auslastung des Kofferraumes mit Materialien als keine einfache Aufgabe erwies.
2. Tag (Gerold – Garmisch-Partenkirchen):
Am Morgen sahen wir dann endlich, wo wir eigentlich gelandet waren. In Gerold, einem kleinen netten Dörfchen mit dem Wagenbrüchsee in Laufnähe. Tom und Ich kundschafteten das Örtchen aus und fanden den verschlafenen Wagenbrüchsee.
Das Wasser war einigermaßen warm und so holten wir unsere Waschutensilien vom Auto. Günni war auch schon wach geworden und kam mit. Wir tauchten ins kühle Nass ab und wurden jetzt richtig wach und munter.
Man muss schon sagen, dass es ein nettes Fleckchen Erde mit Sicht auf das Karwendelgebirge ist. Nachdem wir alles zusammengepackt hatten, fuhren wir weiter nach “Garmisch-Partenkirchen” und aßen in einer Bäckerei erstmal Frühstück.
Anschließend holten wir noch einige Sachen im Supermarkt und fuhren zur Talstation der “Alpspitzbahn“. Hier bestückten wir unsere Rucksäcke mit allen notwendigen Sachen. Es dauerte eine Weile, da ich und Tom noch nie auf einem Berg richtig kraxeln waren.
Gegen 12 Uhr mittags saßen wir im Restaurant der Bergstation der “Alpspitzbahn” und tranken in Ruhe noch einen Kaffee. Das Wetter sah nicht so berauschend aus. Es war neblig und nieselte etwas. Wir starteten trotzdem und von der Bergstation der “Alpspitzbahn” am Osterfelderkopf folgten wir dem beschilderten kleinen Weg gegen Süden.
Am Gipfel des Osterfelderkopfes links vorbei und dann durch einen engen Felsdurchschlupf. Hinter diesem ging es auf einem Bergweg nahe an die Nordabstürze der Alpspitze heran. An dieser Stelle verzweigt sich die Route. Links geht es den “Nordwandsteig” lang, wir aber nahmen den spannenderen rechten Weg über ein Geröllfeld zum Einstieg der Alpspitz-Ferrata.
Am Einstieg angekommen, sortierten und legten wir unsere Kletterausrüstung an. Das war gar nicht so einfach, denn nur Günni kannte sich mit dem Zeug aus. Aber wir wurden schließlich doch fertig und ich und Tom waren als Neulinge ziemlich gespannt, wie es in der luftigen Höhe ist.
Während dessen kam noch ein Vater mit seinem Sohn an uns vorbei und stiegen ohne jegliche Sicherungsausrüstung einfach die Alpspitz-Ferrata hoch. Wir staunten natürlich nicht schlecht. Aber sollten die Anderen doch machen, was Sie wollen.
Mit Unterstützung von Krampen und Drahtseilen ging es recht stramm, aber nicht sehr schwierig über die Felsen hinauf. Hier schwenkten wir nach rechts über ein Geröllfeld. Nun ging es steil auf einer Krampenleiter rund 10 Höhenmeter luftig über eine Felswand zu einer Gratscharte (dem “Höllentor”).
Bei mir und Tom pumpte das Herz ordentlich, da es für uns eben ungewohnt war. Nach und nach aber gewöhnten wir uns an die Ausgesetztheit, die Höhe und so konnten wir die Szenerie auch noch genießen.
Von hieraus folgten wir der gesicherten Route dem Grat entlang, bis sich der Steig etwa 100m unter dem Gipfel nach rechts wendet und wieder verzweigt. Wir bogen links ab, kletterten über eine Leiter und erreichten das Gipfelkreuz der “Alpspitze”.
Hier oben war der Himmel aufgerissen und es schien die Sonne. Wir machten es uns gemütlich und genossen die schöne Aussicht. Natürlich wurden auch Gipfelfotos geknipst. Nach ca. einer ¾ Stunde brachen wir dann schnell auf.
Von Westen schob nämlich sich eine schwarze Regenfront über die Zugspitze, wir sollten aber noch Glück haben und trockenen Fußes hinunter kommen. Wir wählten die enorm lange Route durchs “Mathaisenkar” aus. Also stiegen wir über den ausgesetzten Südwestgrat ab.
Es gab zwar zwischendurch Sicherungsanlagen, doch der Abstieg ist immer wieder einigermaßen ausgesetzt und verlangt Schwindelfreiheit. In der “Grießkarscharte” bogen wir nach rechts ab und folgten der Steiganlage.
Zunächst ging es durch eine schmale Felsenrinne hinunter, wo an einigen Stellen Wasser plätscherte und es schön rutschig war. Dann stiegen wir über glatte Felsen auf eine Gratrippe zu und über diese ging es vorwiegend am Drahtseil steil bergab.
Unsere Kondition eines Flachland-Tiroler machte sich langsam bemerkbar. Die Arme wurden schwerer, der große Rucksack drückte in den Nacken, da man die ganze Zeit darauf achten musste, wo man seine Füße hinstellte. Weiter unten änderte die Route ihren Weg, langsam nach links, querte eine Felsenrippe und dann quetschten wir uns durch einen Felsspalt und machten wieder einmal eine Pause.
Die Camelbaks wurde hier wieder aufgefüllt und wir saßen kurz im Windschatten der Felsen. Von hier stiegen wir ein kurzes Stück bergan und dann führte die Route wieder über einen Grat abwärts. Kurz darauf endete die Steiganlage.
Auf einer markierten Wegspur nahe einer Gratrippe ging es nach Norden hinab, dann wand sich der Pfad links und es ging nach Westen hin steil hinunter. Zweimal mussten wir noch auf ein paar Meter ans Drahtseil und schließlich kamen wir im “Mathaisenkar” an. Hier legten wir einen kurzen Boxenstopp ein und packten die Klettersteigausrüstung ein.
Wir durchquerten das triste Kar zwischen Felsenblöcken hinüber zum westlichen Karrand. Der Pfad wurde jetzt grüner und wir erreichten einen Wanderweg. Gegen Norden fiel dieser langsam ab und wir schlängelten uns durchs Latschen-Krummholz und dann und wann ging es noch mal am Drahtseil über glatte Karren.
Anschließend bog der Weg scharf nach links ab und fiel in Serpentinen zur “Höllentalangerhütte” ab. Die Kondition und Aufmerksamkeit hatte nachgelassen und so folgte ich Günni und Tom auf diesem Abschnitt als Letzter.
Dann und wann hörten die Beiden hinter sich ein Rumpeln und Knacken und dann einen lauten “Alles OK” Ruf!! Ich hatte mich mal wieder an einer kleinen Wurzel auf den Hintern gepackt. Schließlich kamen wir an der “Höllentalangerhütte” an.
Wir waren natürlich die letzten Bergsteiger und so setzten wir uns erstmal draußen hin. Es wurde ein ordentliches Maß Bier geordert und eine Gulaschsuppe, welches wir beides in rekordverdächtiger Zeit vernichteten. Wir ließen uns vom Hüttenwirt dann die Schlafgelegenheiten zuteilen und erfrischten uns. Anschließend verbrachten wir den Rest dieses wunderschönen Abends noch draußen auf der Terrasse im Höllental und genossen den Blick auf die Zugspitze.
Schließlich gingen ich und Günni als letztes Pennen. Wir waren todmüde, aber so richtig ordentlich schlafen konnten wir in dem vollen Zimmer oben im Hochbett nicht, da ein Individuum ganz alleine mehrere Wälder zersägte.
Nachdem ich dann mein Bier noch mal weggebracht hatte, und mich mit schmerzenden Muskeln wieder hinauf ins Hochbett gearbeitet hatte, schlief ich den Rest der Nacht durch.
3. Tag (Höllentalangerhütte – Hammersbach – Garmisch-Partenkirchen):
Gegen 6 Uhr stand ich mit den ersten Leuten auf, die um die Zeit zur Zugspitze schon aufbrachen. Günni und Tom ratzten noch anderthalb Stunden, bevor ich Sie zu Gesichte bekam. Das Wetter war draußen sehr schön und die Gipfel leuchteten langsam in den ersten Sonnenstrahlen.
Ich erkundete die Gegend etwas und machte einige Fotos. Es war ca. 7:15 Uhr und schon kamen die ersten Wanderer den 2 Stunden langen Aufstieg von “Hammersbach” durch das Höllental hinauf zur “Höllentalangerhütte“. Gegen 8 Uhr frühstückte ich dann mit Günni und Tom.
Wir nahmen ein kleines Frühstück und einen großen Kaffee zu uns. Danach packten wir unsere Ausrüstung zusammen und machten uns an den schönen Abstieg durch die “Höllentalklamm” hinunter nach “Hammersbach“. Es ging langsam in engen Kehren bergab und wir kamen an den alten Bergwerksanlagen vorbei.
Von hieraus überquerten wir auf Brücken und Geländern öfters den tosenden Hammersbach, um hier und da in den Tunneln der nassen Höllentalklamm zu verschwinden. Wir blieben öfters mal stehen um das Naturschauspiel des, von den Klammwänden, herunterdonnernden Wassers des Hammersbachs zu bewundern.
Schließlich erreichten wir die kleine Eingangshütte der “Höllentalklamm” und zahlten noch den Eintritt, welcher für die aufwendige Erhaltung und für den Auf- und Abbau der Stege im Frühjahr und Herbst verwendet wird. Von hier aus ging es mäßig auf einem Fußweg talwärts.
Ein Stückchen später wurde der Fußweg an der Talstation der Materialseilbahn zur Straße und wir waren in “Hammersbach” angelangt. Wir liefen noch ein Weilchen an den Schienen entlang, um wieder zum Parkplatz der “Alpspitzbahn” zurück zukommen.
Die Rücksäcke wurden verstaut und danach hielten wir in Garmisch-Partenkirchen an, um uns bei “SUBWAY” noch in Ruhe ein zweites Frühstück einzuverleiben. Dann traten wir leider schon den Heimweg an. Aber es sollte bestimmt nicht das einzige und letzte Mal gewesen sein, das wir im schönen Wettersteingebirge waren.