Anspruchsvolle Steige und herrliche Aussichtspunkte im Nationalpark
Aus dem Rother Wanderführer “Bayerischer Wald” von Eva Krätz, © Bergverlag Rother
Wanderung auf den zweithöchsten Berg des Bayerischen Waldes und der höchste im Nationalpark. Der Große Rachel ist mit 1453 m der zweithöchste Berg im Nationalpark Bayerischer Wald in Deutschland. Vielleicht schrecken die Bilder mit den abgestorbenen Wäldern rund um den Rachel manchen Wanderer erst einmal ab, doch dieser Wald ist lebendiger als die meisten “aufgeräumten” Wirtschaftswälder. In den Jahren nach 1995 fielen weite Teile des Fichtenwaldes dem Borkenkäfer zum Opfer. Saurer Regen, trockene Sommer und andere Umweltgifte schwächten den Wald, und der Buchdrucker, ein großer Fichtenborkenkäfer, konnte sich sprunghaft vermehren und ganze Wälder zum Absterben bringen. Aber getreu nach dem Motto des Nationalparks “Natur Natur sein lassen” griff der Mensch nicht ein und so stehen heute noch die Baumleichen am Berg. Wir werden Zeuge, wie nun ein artenreicher, widerstandsfähiger Bergmischwald – ein neuer Urwald – heranwächst. Saftiges, junges Grün spitzt geschützt von umgefallenem Totholz überall hervor und erzeugt eine Art Aufbruchsstimmung. Ein ungewohntes Bild für das Menschenauge, das nur aufgeräumte Wälder kennt, doch der Mut zur Wildnis geht auf. Viele bedrohte Tiere finden in dieser Mischung aus totem und neuem Wald wertvolle Nischen. Denn wie heißt es so treffend: “Willst Du einen Wald vernichten, pflanze Fichten, Fichten, Fichten.“
Inhaltsverzeichnis
Touren-Steckbrief
Ausgangspunkt:
Oberfrauenau (755 m) Wanderparkplatz am Ende des Ortes hinter der Wandertafel (Navi: Oberfrauenau, 94258 Frauenau).
Höhenunterschied/Gehzeit:
850 m / 6h
Anforderungen/Wegbeschaffenheit:
Sehr anspruchsvolle ca. 18,5 km lange Runde, meist auf felsigen oder wurzeligen Steigen, Abstieg vom Rachel sehr steil.
Einkehrmöglichkeiten:
Waldschmidthaus unterhalb des Rachelgipfels; Gutsgasthof Oberfrauenau.
Tourenbeschreibung
Vom Wanderparkplatz in Oberfrauenau im Bayerischen Wald wandern wir zunächst mit dem grünen Dreieck auf einem Forstweg durch lichten Wald bergan. Von Westen blicken der Große Arber und Kleine Arber, sowie der Hennenkobel mit Rabenstein an seiner Westflanke zu uns herüber. Nach rund 15 Minuten zweigen wir rechts auf den wurzelig-steinigen Rachelsteig ab. Dieser steigt stetig durch anfangs recht dichten Wald an. Nach dem ersten Forstweg wird der Wald lichter und nach dem zweiten öffnet sich der Blick zurück zu Falkenstein und Arber. Wieder im Wald stoßen wir auf einen Forstweg, dem wir ca. 350 m bergauf folgen. An der Gabelung links, dann wandern wir den nächsten Pfad nach rechts. Das grüne Dreieck führt hier durch lichten, grasreichen Jungwald. Es folgt ein steiler, aber abwechslungsreicher Anstieg. “Dank” abgestorbener Fichten zeigt sich der wunderschöne Blick auf die umliegenden Berge. Der Weg klettert zu einer Felsenburg, die links umgangen wird. Kurz auf Sandweg nach rechts, dann wieder links auf Pfad weiter. Wir erreichen das Kerngebiet des Nationalparks in Bayern, junge Fichten, die im Schutz toter Bäume nachwachsen zieren das Landschaftsbild. Dann taucht die Trinkwassertalsperre Frauenau unter uns auf. Im Norden erkennen wir den Aussichtsturm des Mittagsbergs (Poledník) in Tschechien. Wir umwandern den Kleinen Rachel (1399 m) auf seiner Südseite und erreichen wenig später den mit einem kleinen Hinweisschild versehen Pfad zu seinem Gipfel. Ab dem 15. Juli können wir den Abstecher, der zu einem tieferliegenden Aussichtsfelsen hinter dem Gipfel führt, unternehmen (ca. 25 Min hin und zurück). Es bietet sich ein schöner Blick zur Talsperre, zum Großen Arber und zum Falkenstein im Nationalpark Bayerischer Wald. Vor uns, zwischen den beiden Rachelgipfeln, liegt auf 1363 m die Rachelwiese.
Jenseits geht es nahezu eben zum Waldschmidthaus. Wir folgen dem Schild “Zum Seeblick” und entdecken den Rachelsee unter uns. Vom Waldschmidthaus führt eine steile Felsentreppe zum 1453 m hohen Großen Rachel, der einen herrlichen Ausblick in den Bayerischen Wald und den Böhmerwald bietet.
Zurück am Waldschmidthaus lassen wir uns eine Einkehr nicht entgehen, bevor wir auf bekanntem Weg zur Rachelwiese zurück wandern. Wir zweigen mit dem Siebenstern und dem Goldsteig nach rechts Richtung Falkenstein und Frauenau ab. Mit freier Sicht steigen wir steil die Karwand im nördlichen Rachelmassiv ab. Der Goldsteig biegt rechts ab, wir jedoch folgen dem Siebenstern Richtung Talsperre Frauenau geradeaus. Der Weg biegt rechts ab und das Nationalpark-Kerngebiet endet. Weiterhin auf verwurzelt und steinigen Weg abwärts erreichen wir einen Waldweg und gehen nun gemütlicher links zu einem Forstweg. Auf diesem einige Meter abwärts zu einer quer verlaufenden Forststraße. Rechts rauscht der Kleine Regen zu Tal. Dahinter befindet sich eine Schachtenwiese mit Diensthütte und einem Rastplatz an einem Brunnen. Unser Weg biegt mit dem Siebenstern links ab. Nach einem kurzen Stück auf Asphalt, geht es links zur 1983 fertiggestellten Trinkwassertalsperre Frauenau. Der Kleine Regen und der Hirschbach speisen den Speichersee, der 20 Millionen Kubikmeter Fassungsvermögen und fast einen Quadratkilometer Oberfläche hat. Er wird durch den höchsten Erddamm Deutschlands gestaut. Unser Weg steigt hinauf zu einem alten Kanal und folgt diesem stets oberhalb der Talsperre zu einem Aussichtpunkt mit Bank. Mehrere Bächlein queren, dann ist die Dammkrone erreicht. Links befinden sich einige Infotafeln und Rastplätze. Von hier führt ein nicht markierter Waldweg parallel zur Straße weiter, der bald wieder einem alten Triftkanal folgt. Wir bleiben solange wie möglich auf dem Pfad neben dem Kanal und steigen dann rechts zum mit dem Siebenstern markierten Forstweg hinab. Auf diesem links zurück zum Wanderparkplatz Oberfrauenau.
Tourenüberblick
Die GPX-Daten wurden auf Grundlage der geprüften GPX-Daten
des Rother Wanderführer “Bayerischer Wald” erstellt.
Mit freundlicher Genehmigung des Bergverlag Rother.
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