Durch das Höllental
Aus dem Rother Wanderbuch “Münchner Wanderberge” von Siegfried Garnweidner, © Bergverlag Rother
Der schönste Weg zur Zugspitze
Deutschlands höchster Gipfel ist zugleich der hässlichste und überlaufenste. Drei Bergbahnstationen und eine Fülle technischer Anlagen verunstalten sein Haupt und der Bergsteiger fragt sich, ob so ein Ziel lohnenswert ist. Das Gipfelerlebnis ist die Mühe des langen Anstiegs keinesfalls wert. Was zählt, ist der Weg, und der geizt nicht mit Glanzlichtern. Für einen Tag ist die Besteigung der Zugspitze durch das Höllental mit satten 2200 Höhenmetern eine Gewalttour, die allerbeste Kondition verlangt. Das schaffen nur Bergsteiger, die gut im Training stehen. Deshalb wird eine Übernachtung in der Höllentalangerhütte empfohlen. Auch dann bleibt die Tour noch mühsam genug. Die ausgedehnten Klettersteige verlangen Bergerfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, zumal sie bisweilen stark ausgesetzt sind. Der Höllentalferner ist normalerweise ungefährlich. Allerdings kann stark abgeschmolzener Schnee und Blankeis mitunter zum Problem werden (Steigeisen!). Je nach den Verhältnissen bereitete auch die Randkluft bisweilen Schwierigkeiten, nämlich dann, wenn sie bei heißem Sommerwetter zu breit war. Nun hat man den Einstieg ein paar Meter nach oben verlegt. Er ist sicherer, da die Kluft hier nur wenige Zentimeter betrifft. Aber klettertechnisch schwieriger.
Talort:
Hammersbach (760 m), südlich von Grainau. Verbindung mit dem Linienbus oder der Zugspitzbahn ab Garmisch-Partenkirchen.
Ausgangspunkt:
Hammersbach (760 m)
Höhenunterschied/Gehzeit:
2202 m im Aufstieg (Rückkehr mit der Seilbahn) / 6h 40min (Abstieg 5 Stunden, wenn man nicht mit der Bahn fährt).
Anforderungen/Wegbeschaffenheit:
Der Klettersteig setzt Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und beste Kondition voraus (Klettersteigsicherung empfohlen). Für den Höllentalferner braucht man mitunter Steigeisen.
Einkehrmöglichkeiten:
In der Höllentalklamm-Eingangshütte, der Höllentalangerhütte und im Münchner Haus auf dem Gipfel (letzte beiden mit Übernachtungsmöglichkeit).

Gipfelkreuz der Zugspitze (auf 2.962 m Höhe), Wettersteingebirge, Bayern, Deutschland – Foto: Mario Hübner
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Wegverlauf:
Von Hammersbach gehen wir neben dem Bach mit dem gleichen Namen auf einem breiten Weg im Wald zur Höllentaleingangshütte hinauf und durch die eindrucksvolle Höllentalklamm (AV-Mitglieder haben ermäßigten Eintritt) zur Höllentalangerhütte, wo wir zweckmäßigerweise übernachten.
Am nächsten Tag (es sei denn, wir sind durchmarschiert) wandern wir von der Hütte über den Höllentalanger am Weglein zunächst fast eben, später deutlich steiler zur Hühnerleiter hinauf, wo die Tour erstmals etwas rassig wird. Die Hühnerleiter dient der Einstimmung auf das, was uns noch erwartet, und das wird weitaus pfiffiger. Wir kraxeln auf der aus Krampen gemachten, steilen Felsenleiter über eine glatte Wand hinauf, und die markierte Route führt bald darauf zum »Brett«. Dort wird es richtig ernst. Wir können und müssen unsere Schwindelfreiheit beweisen. Eisenstifte und ein darüber gespanntes Drahtseil machen den Übergang entlang einer glatten Felswand zwar technisch nicht schwierig, aber einen Fehltritt dürfen wir uns nicht leisten, denn es geht gigantisch in die Tiefe. Wer ängstlich ist, seilt sich hier vorsichtshalber an.

Die alte Höllentalangerhuette (auf 1381m Höhe) im Höllental, Wettersteingebirge, Bayern, Deutschland – Foto: Mario Hübner
Nach dem Brett erreichen wir steiles, felsiges Gelände, und immer wieder finden sich feste Drahtseile, doch schwierig ist die Strecke nicht, auch nicht im anschließenden Höllentalkar.
Die Umgebung wird nun sehr trist, aber nicht ohne Reiz, und wir nähern uns dem Höllentalferner. Die Wegspur führt über Toteis auf den Gletscher zu, den wir bei etwa 2200 m Höhe erreichen.
Ist in heißen Sommern der Schnee abgeschmolzen, und das blanke Eis kommt zum Vorschein, dürfen wir uns nur mit Steigeisen auf den Firn wagen. Bei gutem Stapfschnee kann man es auch ohne Eisen riskieren, wenn man sich sicher fühlt. Aber Vorsicht! Tragische Unfälle sprechen eine klare Sprache. Wer abrutscht und keinen Halt mehr findet, kann übel in den Spaltenbereich hineinfliegen! Auf dem Höllentalferner steigen wir anfangs nach links, um der Spaltenzone auszuweichen, halten uns dann wieder rechts und kommen mäßig steil an die Randkluft, die es zu überwinden gilt.

Nebel am frühen Morgen im Höllentalanger an der Höllentalangerhütte im Höllental, Wettersteingebirge, Bayern, Deutschland – Foto: Mario Hübner
Sobald wir sicher in den Felsen gelandet sind, klettern wir am luftigen Steig steil zur Irmerscharte hinauf und durch die Nordflanke des Zugspitz-Ostgipfels mit Hilfe von Drahtseilen und Eisenstiften (einmal ausgesprochen luftig) zum breiten, von Seilbahngästen geschätzten Weg hinauf.
Auf ihm halten wir uns rechts und steigen die letzten Meter über glatt polierte Felsen zum goldenen Gipfelkreuz der Zugspitze hinauf.
Es gibt etliche Variationen für den Abstieg: Zum Beispiel über das Platt zur Knorrhütte, weiter zur Reintalangerhütte, durch das Reintal zur Bockhütte und durch die Partnachklamm (schier endlos weit) nach Garmisch hinaus, oder vom Gipfel gegen Westen zur Wiener-Neustädter-Hütte (2209 m) und zur Wegverzweigung auf 2007 m. Von dort entweder nach rechts (gegen Norden) zum Eibsee oder nach links (Südwesten) nach Ehrwald hinaus. Wer es bequem haben will, lässt sich von einer der drei Bergbahnen talwärts bringen.

Gipfelplattform der Zugspitze, Wettersteingebirge, Bayern, Deutschland – Foto: Mario Hübner
Tourenüberblick:
Die GPX-Daten wurden auf Grundlage der geprüften GPX-Daten
des Rother Wanderbuch “Münchner Wanderberge” erstellt.
Mit freundlicher Genehmigung des Bergverlag Rother.
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