Wandern in der grossen Verdonschlucht
Aus dem Rother Wanderführer “Provence” von Thomas Rettstatt, © Bergverlag Rother
Der Grand Canyon du Verdon in der Provence kann als kleiner Bruder des nordamerikanischen Grand Canyon bezeichnet werden. Der zugängliche Teil auf dem Sentier Martel bietet für Wanderungen ein unvergleichbares Erlebnis in diesem grandiosen Naturwunder in der Provence in Frankreich.
Touren-Steckbrief
Talort:
Moustiers-Ste-Marie (631 m)
Ausgangspunkt:
Von Moustiers fahren wir auf der gut ausgebauten Panoramastraße D 952 das Verdontal aufwärts nach la Palud. Dort nehmen wir rechts die aussichtsreiche D 23 bis zum Chalet de la Maline (893 m), einer Schutzhütte des CAF, 28 km von Moustiers.
Endpunkt:
Auberge du Point Sublime (787 m) an der D 952. Rückfahrt zum Chalet de la Maline mit dem Taxi (vorherige Reservierung empfehlenswert).
Höhenunterschied/Gehzeit:
Ca. 580 m Abstieg und 470 m Anstieg / 6h
Anforderungen/Wegbeschaffenheit:
Ordentlicher, gut markierter, aber nicht immer allzu breiter Weg. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit unbedingt erforderlich, besonders bei den Metallklammern,-leitern und -treppen.
Einkehrmöglichkeiten:
Variante:
Von P. (633 m) führt nach rechts ein lohnender Abstecher zur Mescla, dem Zusammenfluss von Verdon und Artuby, wobei Letzterer eine noch schmälere Schlucht bildet; gut 30 Minuten hin und zurück.
Hinweise:
Für den 700 m langen Tunnel am Ende ist eine Taschenlampe unerlässlich. Im Sommer, besonders an Wochenenden, sind sehr viele Leute in der Schlucht unterwegs. Unternehmen Sie die Wanderung nur bei sicherem Wetter, da Gewitter in der engen Schlucht erst spät bemerkt werden und ziemlich heftig sein können.
Tourenbeschreibung
Am Chalet de la Maline des CAF nehmen wir den weiß-rot markierten GR 4, der zunächst mit geringem Gefälle den Ravin (= Schlucht) de Charençon ausgeht. Anschließend wandern wir über den Pas d’Issane mittels Kehren und Treppen steil hinunter in die Schlucht. Nach 50 Minuten halten wir uns an einer Kreuzung halb links (rechts ein Steg über den Fluss) und gelangen nach ein paar Kehren hinab bis ca. 10 m oberhalb des Flusses. Wir wandern nun seinem Lauf am rechten Ufer stromaufwärts; hohe Felsen säumen die Schlucht. Auf dem gegenüberliegenden Hochufer erscheint die Auberge des Cavaliers wie ein Adlernest. Nun können wir auf dem angenehmen Weg die Schönheiten der Schlucht in vollen Zügen genießen.
Das Tal weitet sich, wir passieren die Pré d’Issane, eine kleine Wiese, und erreichen den tiefsten Punkt. Im Anschluss muss der Schutthang von Guègues überwunden werden: Kurz bergauf und steil bergab über Geröll und Fels (zum Teil Leitern, Seilsicherungen), erfordert diese Passage etwas Vorsicht. Bald danach erreichen wir die Baume aux Boeufs, eine Grotte, in der vorzeitliche Rinderknochen gefunden wurden. Der Weg steigt nun zu einer Gabelung an (P. 633 m). Wir bleiben links auf dem weiß-rot markierten Sentier Martel (rechts siehe Variante), der in Kehren über Felsstufen steil hinauf zur Felsspalte Brèche d’Imbert führt, benannt nach dem Ingenieur, der diese Passage für die Wanderer erschloss. Von hier haben wir faszinierende Tiefblicke in die Verdonschlucht des über 100 m tiefer dahinrauschenden Flusses.
Dieser Höhenunterschied wird mittels einer steilen, leiterähnlichen, aber soliden Metalltreppe bewältigt (über 200 Stufen: eine problematische Stelle für Ängstliche. Dasselbe gilt auch ein paar Meter weiter für einige Metallklammern als Sicherung an einem steilen Felsband). Nach einem kurzen Stück am Fluss führt der Wanderweg unterhalb der Baume aux Hirondelles wieder bergauf, um an der Baume aux Chiens (650 m) nochmals steiler in einer Doppelschleife zum Fluss an der Plage des Fères hinabzuführen. Wieder geht es auf und ab. Am gegenüberliegenden Flussufer erhebt sich die über 500 m hohe Felswand von Escalès, ein Eldorado für Kletterer. Nun erreichen wir den lieblichen Teil der Schlucht, die sich hier weitet.
Der Weg verläuft mit geringen Höhenunterschieden ca. 30 m über dem Verdon meist durch einen schattigen Wald. Nach einem ersten, nicht mehr passierbaren Tunnel und ein paar Metallstufen bietet sich ein schöner Rückblick auf die Zwillingsfelsen von Trescaïre. Wir durchqueren dann einen ca. 100 m langen, unbeleuchteten Tunnel und befinden uns am Eingang zum Couloir Samson, einer schmalen Felsenge. Diese wird durch einen weiteren, fast 700 m langen, stockdunklen Tunnel umgangen, der eine Taschenlampe unabdingbar macht und aufgrund des herabtropfenden Wassers sehr glitschig ist. Der Abstieg von einem Tunnelfenster über eine Eisenleiter zur Grotte Baume aux Pigeons war zuletzt gesperrt. Am Tunnelende steigen wir über einige Treppen zum Fluss hinab (610 m) und werfen einen Blick in den wilden Couloir. Dann überqueren wir einen Zufluss und steigen steil über Treppen zu einem Parkplatz empor (zeitweise Taxi). An seinem linken Ende nehmen wir den weiß-rot markierten Pfad (GR 4), der mit kräftiger Steigung zur D 952 hinaufführt, der wir nach links noch ca. 150 m zur Auberge du Point Sublime folgen. Von dort mit dem Taxi zurück zum Ausgangspunkt la Maline.
Tourenüberblick
Die GPX-Daten wurden auf Grundlage der geprüften GPX-Daten
des Rother Wanderführer “Provence” erstellt.
Mit freundlicher Genehmigung des Bergverlag Rother.
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