Vom schweizerischen Bedrettotal in die Ossola
Aus dem nicht mehr erhätlichen Rother Wanderführer “Ossola-Täler” von Hans Schmid / Urs A. Jaeggi, © Bergverlag Rother
Dass der San-Giacomo-Pass in der Vergangenheit nicht nur lokale Bedeutung hatte, geht aus der Säumerordnung des Kantons Uri aus dem Jahr 1383 hervor, welche die Warentransporte ins Piemont regelte. Im 15. Jahrhundert zogen mehrmals eidgenössische Heere und Freischaren über den Pass und besetzten Teile der Ossola. In der Gegenrichtung pilgerten die Pomatter auf einem langen und beschwerlichen Tagesmarsch im Juli jeden Jahres zur Kapelle ihres Schutzpatrons auf dem St.-Gotthard-Pass. Während auf der steileren Nordseite des Passes mehrere Alpen liegen, hat der Kraftwerkbau auf dem flacheren italienischen Gebiet Stauseen und Straßen entstehen lassen. Hier findet der Wanderer unweit der Passhöhe ein Zeitzeugnis, das beweist, dass Erlebnistourismus nicht erst ein Kind unserer Tage ist.
1929 profitierte ein findiger Wirt vom Kraftwerkbau, erwarb von der italienischen Staatsbahn je einen Speise- und Schlafwagen und ließ diese zersägt auf der Werkstraße an diese Stelle bringen. Er baute aus den Wagen ein exklusives Alpenhotel, für das der Mailänder Stararchitekt Piero Portaluppi noch einen attraktiven gemauerten Mittelteil entwarf. Leider war dem “Wagoristorante San Giacomo Pescatore” nur ein kurzes Dasein beschieden. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ließ die Gästezahl sinken, und schließlich wurden die Wagen von Partisanengruppen bei ihrer Flucht in die Schweiz zerstört. Geblieben sind zwei Reihen von Betonpfosten.
Touren-Steckbrief
Ausgangspunkt:
All’Acqua/Kanton Tessin (1614 m), Haltestelle der schweizerischen Postautolinie Airolo – Nufenenpass – Oberwald.
Endpunkt:
Riale (Z’Chärbäch) (1729 m), im Hochsommer Endstation der Buslinie Formazza von Domodossola her. In der übrigen Zeit fahren die Busse nur bis Ponte Formazza.
Höhenunterschied/Gehzeit:
Aufstieg 700 m, Abstieg 580 m / 4h 15min
Anforderungen/Wegbeschaffenheit:
Gut bezeichnete Bergwege, auf italienischem Boden längere Strecken auf Naturstraßen.
Einkehrmöglichkeiten:
Albergo Ristorante All’Aqua, Rifugio CAI Maria Luisa, Albergo Ristorante Aalts Dorf Riale,
Tourenbeschreibung
Etwa 300 m nach der Postautohaltestelle All’Acqua (1614 m) verlassen wir die Passstraße, überqueren den Fluss und folgen dem rauschenden jungen Ticino. Nach einem kleinen Bach zweigt der gute Weg nach Süden ab und erreicht – von Lärchen und Heidelbeersträuchern gesäumt – die Alpe Val d’Olgia (2063 m) mit ihrem großen Stall. Nach dem Wegweiser südwestlich der Alp sind die Wegmarkierungen nicht mehr leicht zu erkennen. Wir halten auf den mittleren Stromleitungsmast zu und steigen dann zum südwestlich gelegenen Wegweiser auf.
Bald ist die weiße Kapelle von San Giacomo (2254 m) in Sicht. Sie wurde 1988 durch Spenden der dort dienstleistenden Grenztruppen renoviert. Hier führt der Weg über das kleine Stauwehr, und in leichter Steigung wird der Passo San Giacomo (2313 m) erreicht. Nach den Ruinen des aus dem 15. Jahrhundert stammenden Hospizes erreicht man in leichtem Gefälle auf der wenig befahrenen Naturstraße den Toggia-Stausee und, mit den nördlichsten Bergen des Piemont vor Augen, das unterhalb des Damms liegende Rifugio Maria Luisa des CAI (2160 m). Auf dem gut angelegten Wanderweg und kurzzeitig auch auf der Werkstraße steigen wir weiter ab und gelangen etwa 100 m östlich der Brücke zum Boden der Hochebene von Riale (1729 m).
Tourenüberblick
Die GPX-Daten wurden auf Grundlage
des nicht mehr erhältlichen Rother Wanderführer “Ossola-Täler” erstellt.
Mit freundlicher Genehmigung des Bergverlag Rother.
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