Aus dem Rother Wanderführer “Bozen – Kaltern” von Dumler / Hirtlreiter / Hüsler, © Bergverlag Rother
Wandertour
Erdpyramiden Ritten
Inhaltsverzeichnis
Naturkundliche Glanzpunkte
Heute noch findet man in Klobenstein zwischen den zahlreichen Neubauten auch Villen, die größtenteils im 17. Jahrhundert entstanden sind. Damals war der Ort eine bevorzugte Sommerfrische von Bozner Patrizierfamilien und Geschäftsleuten. Aufmerksame Wanderer werden am Weg oberhalb der Erdpyramiden einen beschrifteten Stein entdecken, an dem man noch eine Spurrille sehen kann, die Wagenräder im Laufe von Jahrhunderten eingekerbt haben. Am Piperbühel entdeckten Archäologen eine Pfahlbausiedlung aus der Zeit um 800 vor Christus. Die berühmten Erdpyramiden bestehen aus mächtigen Moränenablagerungen, die eiszeitliche Gletscher vor 20.000 Jahren im Graben des Finsterbachs abgelagert hatten. Das Geschiebe dieser Gletscher besteht aus sehr unterschiedlich großen Steinen, u. a. auch großen widerstandsfähigen Felsbrocken. Diese schützen das darunter lagernde feinere Material vor den prasselnden Regentropfen. So bleiben Säulen aus Moränenmaterial stehen, während die unmittelbare Umgebung tief greifend ausgeschwemmt wird. Dieser Prozess ist nicht abgeschlossen, zumal manche der Decksteine arge Wackelkandidaten sind !
Talort:
Bozen
Ausgangspunkt:
Parkplatz (1152 m) beim Restaurant Zentral im Unterdorf von Klobenstein, Hauptort der Gemeinde Ritten. 15 km von Bozen, von dort aus Busverbindung (Linie 165). Endstation der Rittnerbahn von Oberbozen (dort ist die Bergstation der Seilbahn von Bozen).
Höhenunterschied/Gehzeit:
440 m / 3h 30min
Anforderungen/Wegbeschaffenheit:
Leichte Wanderung auf Wegen und an verkehrsarmer Straße.
Einkehrmöglichkeiten:
Café Erdpyramiden; Gasthaus Bad Siess, Gasthaus Maria Saal; Gaststätten in Lengmoos und Klobenstein.
Varianten:
1) Abkürzungsmöglichkeiten durch Verzicht auf die Wegschleifen am Fennbühel bzw. über Bad Sieß.
2) Wer nur ganz wenig Zeit aufwenden möchte, parkt an einem der ausgewiesenen Parkplätze in Lengmoos (der näheste ist rechts vor dem Sporthotel Spögler), geht zu den Erdpyramiden und auf gleichem Weg wieder zurück (ca. 1 Std.).
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Wegverlauf:
Am Südrand des Parkplatzes (1152 m), vor dem Garten des Restaurants Zentral in Klobenstein, vertrauen wir uns dem asphaltierten Fennweg an, der hoch in den Waldgürtel des Fennbühel führt. Bei dem 1967 gesetzten Marienbildstock übernimmt uns die Fennpromenade. Sie feierte 1998 ihr 100-jähriges Jubiläum. Rechts, auf blau-weiße Markierungen und Nr. 20 achtend fast eben dahin. Wenige Minuten später überrascht die erste repräsentative Aussicht, deren Mittelpunkt der kolossale Schlern darstellt. Nach insgesamt 20 Minuten vermittelt eine Rastbank aufschlussreiche Blicke zu den Erdpyramiden, auf Maria Saal und die Kirche St. Nikolaus in Mittelberg.
Die Fennpromenade macht vor der Rastbank eine Linkskurve, steigt noch kurz an und senkt sich dann im Nordwesthang des Fennberges zu dem 1729 erbauten Haus des Gasthofes Amtmann (1155 m) in Lengmoos, dem kirchlichen Mittelpunkt des Ritten.
Nun folgen wir der Straße nach rechts und damit nordwärts dem Kaiserweg. Er war bis ins 14. Jahrhundert ein Teilstück der wichtigsten Verbindung zwischen Süddeutschland und Italien, weil das Eisacktal südlich von Kollmann damals ungangbar war. Nicht weniger als 60 Italienzüge deutscher Kaiser und Könige über den Ritten sind nachgewiesen. Im Mittelalter diente die Kommende von Lengmoos als Hospiz für Reisende.
Am »Kaiserweg« folgt das Sporthotel Spögler. Nach einer mäßigen Steigung schwenkt man 50 m nach dem Café Erdpyramiden rechts in den Hangweg ein. An seiner linken Seite liegt ein Spurrillen-Stein der alten Straße. Unsere Route ist identisch mit dem Kreuzweg und seinen Stationen nach Maria Saal. Rechts folgt die erste Aussichtskanzel (Panoramatafel) für die im Finsterbachgraben hochragenden, 1757 erstmals beschriebenen Erosionsformen der bis maximal 30 m hohen Erdpyramiden, von den Rittnern »Lahntürme« genannt. Der Weiterweg ist aufgrund von Erdrutschen streckenweise durch brückenähnliche Holzkonstruktionen erschlossen, von denen sich erneut Einblicke in den Graben und Fotomotive bieten.
Vor einer gedeckten Holzbrücke verlassen wir den 24er-Weg nach links und folgen nun dem Weg 24A, der zu einer schmalen Teerstraße führt. Darauf wird nur der Bach überquert, um dann nach links an einem Haus vorbei talein zu gehen. Vor einem weiteren Haus folgen wir dem Pfad, der nach rechts in den Wald hinaufführt. Nach einer Wiese kommen wir zu einigen Häusern. Unter dem Scheib-Gut vorbei und vor dem Haus Sonngarten links, folgen wir kurz der Teerstraße, um nach 15 m wieder nach rechts in den Wald zu gehen. Der blau markierte Weg 33 wird gekreuzt. Vor einer Lichtung halten wir uns links und wandern zunächst am Waldrand, dann an einem kleinen Bach entlang. Bei einer Straßenverzweigung folgen wir dem Wegweiser »Finkhof«. Einige Hundert Meter weiter wechseln wir nach rechts auf einen Waldweg. Ein Kiessträßchen wird dann kurz nach links verfolgt, bis das Schild »Bad Sieß« den Weg nach rechts hinaufweist. Über eine blumenreiche Wiese erreichen wir den Berggasthof Bad Siess (1434 m, nach Brand 2008 im Jahr 2010 neu errichtet) mit seinem gemütlichen Gastgarten.
Auf dem Fahrweg oberhalb des Gasthofs setzen wir die Wanderung Richtung Osten, also auf die Dolomiten zu, fort. Dieser Weg Nr. 8 wendet sich vor einer Häusergruppe nach links, und folgt gleich darauf dem Rechstbogen eines Sträßchens. Von dem löst sich der Wanderweg im Wald vorübergehend und noch mal knapp oberhalb vom nächsten Ziel: der Wallfahrtskirche Maria Saal (1184 m). Unbedingt sollte man das aus dem 16. Jahrhundert stammende, 1719 vergrößerte Kirchlein anschauen! Ein Kuriosum stellt im Triumphbogen das Temperagemälde »Muttergottes unter dem Regenschirm« (1924) dar, entsprechend den frommen Wünschen »Maria, unter deinen Schutz und Schirm … «. Beim Gasthaus schwenken wir nach rechts auf die Straße ein, um sie gleich darauf wieder nach links zu verlassen. Nach einem kurzen Wiederanstieg berührt der Wanderweg die Straße noch mal kurz, um sich wiederum nach links von ihr zu lösen. Nach Überquerung des Finsterbachs treffen wir auf den Hinweg; wir folgen ihm zum Gasthof Amtmann in Lengmoos. Schließlich geradewegs an der Straße, vorbei an der Ölbergkapelle, zurück nach Klobenstein.
Tourenüberblick:
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Tourentipps, Unterkünfte und sonstige interessante Orte:
Karten:
– Tabacco Wanderkarte (Blatt 034) – Bozen, Ritten (Maßstab: 1:25.000)
– Kompasskarte (Blatt 068) – Ritten (Maßstab: 1:25.000)
– Tappeiner Wanderkarte (Blatt 132) – Ritten und Umgebung (Maßstab: 1:25.000)
Weitere interessante Wandertouren finden Sie in dem Wanderführer “Bozen – Kaltern” vom Bergverlag Rother.
Quelle: Bergverlag Rother