Aus dem Buch “ABENTEUER Alpinklettern TIROL” von Otti Wiedmann, © Tyrolia Verlag
Klettertour
Sass de Mesdi (2762m) und Kasnapoffturm (2500m)
Südwestwand, Dibonaweg, IV+
Westwand, Normalweg, III-IV, eine Stelle V-
Weitere interessante Klettertouren finden Sie in dem BuchDer Sass de Mesdi und die anderen westlich davon gelegenen Gipfel des Geisler-Hauptkamms bieten südseitig fast durchwegs Routen für den beschaulichen Kletterer, der mit einem alpinen “Vierer” seine Freude hat. Die relativ kurzen Zustiegswege, die Blumenpracht, die uns auf den sattgrünen Almwiesen hier begegnet, die nicht allzu langen Routen und die wiederum relativ leichten Abstiege: Alles das sind Vorzeichen für einen genussvollen Klettertag.
Wenn der Lift von St. Christina zum Col Raiser benützt wird, dann kommt man von dort locker in einer Stunde zu den Einstiegen. Von St. Christina (Parkplatz Col-Raiser-Bahn) per pedes sind es allerdings 2 bis 2½ Stunden zum Start der Klettereien. Natürlich ist die Regensburger Hütte auf halbem Weg ein beliebter Stützpunkt, und wenn man noch einen Tag dranhängt und entweder eine Fermedaroute (Kleine oder Große) oder eine Tour an der Cisles Odla klettert, dann kann man das durchaus ein perfektes Alpinkletterwochenende nennen.
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Routenbeschreibungen:
Vorweg muss gesagt werden, dass in den verschiedenen Führerwerken keine einheitliche Meinung über die diversen Routen herrscht. Die Südwestwand der Sass de Mesdi wird beispielsweise als Südwestkante betitelt, obwohl in der Route auch nicht ansatzweise von einer Kantenkletterei die Rede sein kann. So bleibe ich bei der Bezeichnung Wand. Der Einstieg der Südwestwand ist am Beginn der westlichen Rinne, die unter den Wänden hinaufführt zum schon lange gut sichtbaren Kasnapoffturm. Am Ende der Rinne befindet sich gleich links der Einstieg des Trenkerkamins, aber die Originalroute beginnt ca. 50 m unterhalb, weiter links, ebenfalls mit einem Kamin. Man kann aber von dort, wo man durch eine kleine Schlucht in den Trenkerkamin einsteigt, auf einem Band nach links hinausqueren und so am zweiten Standplatz die Originalroute erreichen.
Der Trenkerkamin ist allerdings die interessanteste Einstiegsvariante und nur unwesentlich schwieriger (V-). Beide Möglichkeiten treffen sich nach etwa vier Seillängen am Ende des angelehnten Pfeilers. Nun geht’s drei Seillängen schräg rechts aufwärts, über eine gut abgesicherte, kleingriffige Wandstelle (IV+), bis man wieder vor zwei Möglichkeiten steht. Links geht’s etwas leichter, aber weniger schön einen Riss und einen Kamin hinauf; nach rechts geht’s zu einem steilen Kamin und an dessen rechter Kante (V-) luftig in leichteres Gelände und zum Vorgipfel. (Nicht unter dem Kamin am Band weiter nach rechts queren: brüchig!)
Der Abstieg leitet über die Ostflanke (I-II, kurze Stellen III) hinunter zur Mittagsschlucht zwischen Sass Rigais und Sass de Mesdi (ca. 200 m, 1 Stunde). Dort trifft man auf den Steig, der zum Einstieg des versicherten Sass-Rigais-Normalwegs führt. Über den Steig erreicht man in 45 Minuten die Regensburger Hütte oder in etwa der gleichen Zeit die Bergstation des Col-Raiser-Lifts.
Wenn man oben beim Einstieg der Süd- und Südwestwände steht und den Kasnapoffturm zum Greifen nahe sieht, dann kann schon der Wunsch entstehen, diesen Turm als Alternative oder auch als Zugabe “mitzunehmen”. Man kommt, nordseitig einsteigend (Bohrhaken, V-), auf die Westseite und in schöner Kletterei (III-IV) in einer Seillänge auf den höchsten Punkt. Zum nordseitigen Abseilen braucht man allerdings mindestens zwei 40-m-Seile. Aber bei zweimaligem Abseilen über die Westseite genügt auch ein 50-m-Einfachseil. Ein Tipp für alpine Freikletterfreaks: An der Sass-de Mesdi-Südwand ist genau gegenüber dem Turm im rechten Wandteil die Malsiner/Moroder-Führe: bester Steilfels bis zur etwas brüchigen Schlusswand, aber großteils selbst abzusichern (VI-VII-). Dünne Sanduhrschlingen (Kevlar) sind empfehlenswert.
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Erstbegeher /Erhalter:
Sass de Mesdi: “Dibona”: Karl Huter, Rudi Eller, Angelo Dibona und Gustav Jahn, 1917.
Kasnapoffturm: A. Zelger und Frau Kasnapoff, 1912.
Schwierigkeit:
Sass de Mesdi: “Dibona” IV+.
Kasnapoffturm: III-IV, eine Stelle V-.
Kletterzeit:
Sass de Mesdi: “Dibona” 3 bis 3½ Stunden (Wandhöhe 300 m).
Kasnapoffturm: ½ Stunde (Wandhöhe 50 m).
Material:
Einfachseil (50 bis 60 m), 5 Expressschlingen, ein paar kleine und mittlere Friends, 3 bis 4 Klemmkeile, mittel, ein paar Sanduhrschlingen und Bandschlingen (60 und 120 cm).
Talort:
St. Christina im Grödnertal
Talort Höhe:
1428m
Höhe Einstieg:
2400m
Hütten:
Regensburger Hütte
Ausgangspunkt:
St. Christina im Grödnertal, Col-Raiser-Talstation bzw. Regensburger Hütte (2039 m), in 1½ Stunden von St. Christina bzw. 1 Stunde vom Parkplatz Col-Raiser-Talstation zu erreichen.
Gebietsüberblick:
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Karte:
Kompasskarte (Blatt 616) – Gröden, Val Gardena, Sella, Canazei (Maßstab: 1:25.000)
Diese und weitere interessante Klettertouren finden Sie in dem Buch “Abenteuer Alpinklettern Tirol” vom Tyrolia Verlag.
Quelle: Tyrolia Verlag