Der Sommer war zu Ende und der Herbst hatte in den letzten Tagen Einzug gehalten. Unsere Einladung führte aus am ersten Oktoberwochenende nach Jerzens im Pitztal. Das 4 Sterne “L ‘Hotel 360° Tirol” liegt auf etwa 1.450 Metern am Eingang des Pitztales und besticht durch ein schönes Panorama auf den gegenüberliegenden Venet und eines Teils des Kaunergrates.
Wir entschieden uns für eine Anreise am frühen Samstagmorgen und starteten dementsprechend in der Nacht. Unser Zimmer war, um diese frühe Zeit natürlich noch nicht fertig, aber das störte uns nicht. Wir nahmen spontan am Frühstück teil, rüsteten uns für eine Wanderung und dann liefen wir auch schon los. Die Talstation der Hochzeiger Bahn war nur etwa 7 Laufminuten entfernt.
Wir hatten uns an der Hotelrezeption mit Infoblättern, Broschüre und einer Panoramakarte gerüstet und blätterten Sie auf dem Weg zur Hochzeiger Bahn durch. Die Wettervorhersage versprach wechselhaftes Wetter und die nächtliche Anfahrt merkten doch, so, dass wir uns für eine gemäßigte Wanderung entschieden. Wir fuhren mit der Gondel zur Mittelstation auf 2.000m hinauf, wanderten gemütlich zum Sechszeiger auf 2.395m Höhe und dann am Grat entlang auf den Hochzeiger (2.560m Höhe) und danach wieder bergab zur Mittelstation.
Unser später Aufbruch zur Wanderung auf den Hochzeiger und unser voriger Abstecher auf den Sechszeiger führten dazu, dass wir ganz alleine am Gipfelkreuz des Hochzeigers im Geigenkamm waren. Das Panorama am Gipfel des Hochzeigers ist nicht zu verachten: Der Gipfel bietet einen wunderschönen Blick zum Kaunergrat, zum Venet, in Richtung der Lechtaler Alpen und dank der Bergbahn eignet sich die Tour auch für eine Nachmittagswanderung.
Wir stiegen bald ab und fuhren dann wieder mit der Gondel hinab um noch gemütlich einen Kaffee & Tee beim Nachmittagsbuffet des Hotels zu genießen.
Lage des Hotels:
Das L ‘Hotel 360° Tirol liegt sehr frei auf etwa 1.400 Metern Höhe am Eingang des Pitztales. Es befindet sich an einer Straßenkehre, welche zur Talstation der Hochzeiger Bahn führt. Rechts vom Hotel ist Wald und davor und links nur Wiesen. Das Hotel besticht mit einem schönen Panorama auf den Venet und einem Teil des Kaunergrates.
Ambiente des Hotels:
Die Atmosphäre im Hotel ist angenehm. Es ist ein Mix aus verschiedenen Stilrichtungen, was bei den Übergängen zwischen den neuen Anbauten oder veränderten Räumen auffällt. Der Rezeptionsbereich wirkt kühl nicht in Hinsicht auf das Ambiente, sondern wegen der Raumtemperatur. Bei den kühlen Herbsttemperaturen blieb die ganzen Tage die Eingangstür offen. Kein wärmender Empfang, auf den man sich sonst als Gast freut, wenn man von seinen Aktivitäten heimkehrt.
Zimmer des Hotels:
Die Panorama-Luxus Suiten sind ein Traum in verschiedenen Stil- und Designrichtungen. Sehr geräumig, mit einem großen Balkon und einer wunderschönen Aussicht auf den gegenüberliegenden Berg Venet. Im linken Eingangsbereich ist eine Sauna untergebracht. Rechts befinden sich ein WC und ein Bad mit Dusche und Doppelwaschbecken. Beim Eintritt in den Hauptbereich der Suite offenbart sich ein geräumiges Zimmer. Rechts das Bett und ein Schreibtisch auf der linken Seite fallen ein Sofa und abgetrennt eine freistehende Badewanne zum Relaxen ins Auge.
Zum korrekten Bedienen des Panels für die Raumtemperatur fehlte leider eine Bedienungseinleitung. Die Luft in der Suite war nach unserem persönlichen Gefühl nach sehr trocken, so, dass wir uns über eine Regulierung durch die Balkontür behalfen.
Wellness- und Sportbereich des Hotels:
Der Wellnessbereich des Hotels wurde erst vor Kurzem frisch renoviert und gestaltet. Eine angenehme, beruhigende Atmosphäre mit viel Licht in den Räumen. Wir entdeckten eine Saunalandschaft, wo im Außenbereich eine Zirbenstube-Sauna stand, ein Kräuterdampfbad, eine Bio-/Felsensauna und eine Dampfgrotte.
Zum Erfrischen stehen für den Gast Erlebnisduschen und Eis bereit und gegen den Durst findet der Gast Tee und frisches Bergquellwasser im Wellnessbereich. Die Wirksamkeit und Qualität der Wellnessbehandlungen konnten wir nicht beurteilen.
Die Behandlungen werden überall (Webseite, Hotelinfos und der Morgenpost beim Frühstück) werbewirksam angeboten, aber obwohl wir am Samstagmorgen danach fragten, war am selben Tag nichts mehr frei und am Sonntag arbeitet die Dame generell nicht, was natürlich sehr bedauerlich für die Gäste ist, welche nur für ein Wochenende zum Wellness im Hotel logieren. Der ausgelobte Fitnessraum (Sportbereich) war zum Zeitpunkt unseres Besuches nicht vorhanden.
Kulinarik des Hotels:
Frühstück im Hotel:
Der Frühstücksbereich besteht aus einem großen Frühstückssaal, welcher sich aus einem älteren und neueren Raum zusammensetzt. Wir fanden eine breitgefächerte Auswahl an Produkten vor. Die Produktqualität war schwankend. Während Melone, Kiwi Ananas und geräucherter Lachs beim ersten Frühstück durch einen neutralen Geschmack beeindruckten, waren sie an den folgenden Tagen von guter Qualität.
Der Koch muss bei unserem ersten Frühstück bei der Speisenzubereitung sehr verliebt gewesen sein, denn egal ob Rührei “Natur” oder mit “Schinken” beide forderten einen erhöhten Konsum von Flüssigkeiten, wobei hier dem Gast die Inkompatibilität von Kaffeetasse und Untertasse ins Auge fällt, so dass man die Kaffeetasse ohne Untersatz auf den Tisch abstellen muss, um Überschwemmungen zu vermeiden.
Die ersten beiden Morgen konnte das Frühstücks uns mit der Auswahl an Käsesorten nicht überzeugen, beim dritten Frühstück lagen dann gut schmeckende regionale Käsesorten am Frühstücksbuffet. Eine schöne Idee ist die Installation mit dem Wabenhonig, wo man den Honig von einer echten Wabe nimmt. Auch das Regal mit den selbstgemachten Teesorten ist sehr gut und die verschiedenen Tees schmecken auch hervorragend.
Die Bedienung ist sehr freundlich, schnell zuvorkommend und lässt die kleinen Mängel in den Hintergrund treten.
Nachmittagsbuffet im Hotel:
Das Nachmittagsbuffet kann der Gast in der Bauernstube des Hotels nutzen. Die sehr gemütlich eingerichtete Stube, konkurriert mit der kalten Lichttemperatur der eingesetzten Energiesparlampen. Auf Pünktlichkeit wird in Sachen des nachmittäglichen Buffets an der Rezeption Wert gelegt. Fünf Minuten nach der offiziellen Zeit, wurde unsere Frage an der Rezeption, ob wir noch schnell einen Kaffee und Tee ordern können, verneint.
Auf den Tischen stehen schon die Reservierungsschilder für den abendlichen Betrieb, der unwissende Gast weiß das natürlich nicht und läuft auf der Suche nach einem freien Tisch umher. Ungewöhnlich ist auch das bei einem Hotel dieser Kategorie in ausgepriesenen der ¾ Gourmetpension Tee und Kaffee extra abgerechnet werden.
Das Buffet war reichhaltig, aber außer einem Topfen stehen die Sachen (viel Salat) den ganzen Nachmittag angerichtet bis zum Abend, da es die gleichen Produkte wie am Abendbuffet sind. Die Qualität der Produkte am Buffet büßt natürlich im Laufe der Tageszeit hinsichtlich der Frisch sehr ein. Für das Nachmittagsbuffet würde der Ausspruch “Weniger ist mehr” am besten gelten.
Abenddinner im Hotel:
Die Kulinarik überzeugt durch eine hohe Essensqualität, sehr freundlichem Personal und die Getränkepreise liegen auf einem angenehmen Niveau. Uns irritierten einzig allein das angepriesene Restaurant “Le Chalet” mit seinem Küchenchef Andreas Raich. War damit der neu angebaute Essenbereich neben der Bauernstube gemeint und wo war der Küchenchef an einem langen Wochenende mit Feiertag? Diese Geheimisse konnten wir ohne explizites Fragen, nicht aufdecken.
Die Freundlichkeit des Personals wird etwas durch seine Vergesslichkeit getrübt. Da fehlte zum Beispiel unsere Tischreservierung, die Gerichte bei den anderen Gästen wurden öfters verwechselt. Am Buffet fehlten mal das Käsemesser oder ein anderes Mal das Brotmesser. Auch wurde sich nicht die Mühe gemacht, beim Brot was ja schon seit Beginn des Nachmittagsbuffets dort lag und eingetrocknet war, die erste Brotscheibe abzuschneiden.
Sonstiges Service des Hotels:
Die überall ausgelobten Begrüßungscocktails blieben uns verwehrt. Zwecks der möglichen Aktivitäten gibt es leider keine persönlichen Tipps. Es werden nur die Infos aus den üblichen Broschüren gegeben. Uns fehlte hier die persönliche Note.
Das W-LAN im Hotel war nicht existent. Zweimal haben wir es bei unserem Aufenthalt geschafft darüber Daten zu Empfangen. Nachforschungen in den Bewertungsportalen ergab, dass das Problem nicht von neuerer Natur.
Aktivitäten im Sommer:
Im Frühjahr, Sommer und Herbst kann man die Bergwelt des Pitztales für Wanderungen, zum Klettern oder zum Biken nutzen. Auch stehen im weiteren Umkreis genügend Ausflugsziele zur Verfügung, sollte das Wetter mal richtig schlecht sein!
Aktivitäten im Winter:
In der kalten Jahreszeit liegt das Skigebiet Hochzeiger nur etwa 300 Meter vom Hotel entfernt. Neun komfortable Liftanlagen und 40 Pistenkilometer stehen für Ski- und Snowboardfahrer zur Verfügung. Naturschneerodelbahnen, Schneeschuhwanderpfade und urige Hütten laden zum Wintersportvergnügen ein.
Fazit:
Das 4 Sterne L ‘Hotel 360° Tirol positioniert sich als Mountain- und Gourmethotel. Für ein Mountainhotel bietet es keinerlei eigenen Service hinsichtlich Touren oder Ausrüstung, sondern ist ein Ort wo die Ruhesuchenden Gäste ihren Aufenthalt verbringen können. Als Gourmethotel vermissen wir den Ehrgeiz zur Perfektion, ohne diese vielen kleinen Fehler beim Service. Das Personal ist freundlich und bemüht, aber man merkt das die persönliche Note einer Führungskraft fehlt, welche das Hotel sich in die richtige Richtung entwickeln lässt.
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Tourentipps und sonstige interessante Orte:
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Reiseinfos:
Anreise:
Anreise mit dem Auto:
Aus Richtung München (ca. 160 km) über Garmisch – Fernpass – Imst – Jerzens (mautfrei) oder über die Autobahn aus Richtung Salzburg – Lofer – Wörgl – Imst. Aus Richtung Stuttgart (ca. 280 km) reisen sie über Kempten – Memmingen – Füssen – Reutte – Imst (mautfrei) an.
Anreise mit der Bahn:
Mit dem ICE oder EuroCity bis nach Innsbruck und von hier fahren sie mit dem Railjet weiter nach Imst-Pitztal. Von hier kommen sie per Postbus (stündlich in alle Orte des Pitztales) oder Taxi zu ihrer Unterkunft.
Anreise mit dem Flugzeug:
Über den Flughafen Innsbruck (ca. 55 km) und von hier mit dem Flughafen-Shuttle ins Pitztal oder vom Innsbruck Hauptbahnhof mit Bus, Bahn oder Taxi weiter.
Beste Jahreszeit:
Zum Wandern, Biken und für alle anderen Sommeraktivitäten von Ende Mai bis Ende Oktober. Zum Skifahren, Skitouren gehen, Schneeschuhwandern von Anfang Dezember bis Mitte März.
Die Recherche erfolgte mit freundlicher Unterstützung des L ‘Hotel 360° Tirol.
Text & Bilder: Mario Hübner