Zweiter Teil unserer Wanderreise in Israel
Die Nacht endete heute noch früher. Um 4:30 Uhr fuhr unser Bus ab, um uns einige Fahrminuten entfernt, nach Almog zu bringen. Wir wollten den Sonnenaufgang von einem der Berge bewundern. Unsere Gruppe teilt sich zu einer langen Karawane auf, um jeder für sich die Ruhe der Natur zu erspüren. In der morgendlichen Stille führten uns die alten Wegspuren des antiken “Sugar-Trail” auf dem Jerusalem Weg immer weiter hinauf in die Berge, vom Toten Meer weg. Die Landschaft lag noch im Dunkeln und schemenhaft vor uns. Erst gemütlich wurde es zum Ende etwas steiler.
Aus der leichten Dämmerung im Osten wurde ein Glühen und bald waren die Berge und die judäische Wüste im rötlichen Licht der aufgehenden Sonne getaucht. Der Anblick des Sonnenaufgangs entschädigte für das frühe Aufstehen. Was für ein herrliches Panorama, den Sonnenaufgang hier in der lebensfeindlichen Wüste zu erleben. Von hier war es nicht weit und wir passierten “Nabi Musa” ein altes Beduinengrab. Im Mittelalter verehrten die Moslems es als das Grab des Propheten Moses. Aus der Ferne wirkt es majestätisch und wie aus diesen alten Filmen, welche in der Wüste spielen. Bei näherer Betrachtung offenbarten sich leider die dunklen Seiten der modernen Kultur. Plastiktüten, Glasflaschen und Plastikflaschen säumten eine Seite von “Nabi Musa“.
Auf einem breiten Fahrweg ging es langsam noch höher hinauf und wir konnten unsere bisher gelaufene Route überblicken. Hinter einem kleinen Pass legten wir im Schatten eines Hügels unsere Frühstückspause ein. Gedi warf wieder den Gaskocher für Kaffee und Tee an und einer unserer Gruppe hatte wieder die Ehre, einen von unserem Guide George bestimmten Abschnitt aus der Bibel vorzulesen. Die Atmosphäre war vergleichbar mit der eines natürlichen Amphibientheaters. Der Vorleser stand unter uns, dahinter erstreckten sich die Täler und Wüste. Wir saßen verteilt am Hang und frühstückten den Inhalt unserer Überraschungstüten.
Nach der ausgiebigen Stärkung führte uns unser Weg weiter gen Jerusalem. Kurz vor einem Pass kamen uns palästinensische Mountainbiker entgegen geradelt. Ein unwirklicher Anblick hier in der judäischen Wüste. Auf einem Hügel erblickten wir rechts 3 Dromedare und einige hundert Meter weiter, tauchte linkerhand unserer Wanderroute ein Beduinenzelt auf. In der Ferne sahen wir schon die Häuser und Bauten Jerusalems.
Von der Vergangenheit, in die Moderne und wieder zurück in die Vergangenheit auf nur einigen Metern des Jerusalem Wegs. Die Sonne brannte am frühen Vormittag schon sehr und so machten wir an der Wasserzisterne “Bir El Maki” im Schatten einer kühlen Felswand Pause. An dem abgestandenen Wasser laben sich seit mehr als 2500 Jahren Schafe und Ziegen. Während wir rasteten, erzählte uns George wieder einiges aus der Geschichte.
Im Hintergrund kamen Beduinen auf einem Esel daher geritten und einige Zeit später kam eine Herde Ziegen, samt Hütehunden und Hüter das ausgetrocknete Flussbett hinab. Georg war raus. Wie hatte er es so treffend gesagt. “Bei Ziegen und Kinder verliert ein Lehrer immer die Aufmerksamkeit seines Publikums und kann einpacken.” Nach der Pause wanderten wir im Flussbett des Wadi Og weiter.
Mal schwenkte das Flussbett etwas nach links und dann wieder nach rechts und leitete uns in der brütenden Hitze auf dem Jerusalem Weg weiter. Uns kamen 2 Beduinenkinder auf einem Esel entgegen und etwas weiter ruhten Ziegen und ihr Hüter unter einem schattenspendenden Baum im Wadi Og.
Im Schatten der nächsten Baumkronen warteten wir auf unsere Nachzügler. Nicht alle vertrugen die Hitze so gut und hatten das passende Schuhwerk (trotz Packliste) mit nach Israel gebracht. Wir mussten jetzt sorgfältig ein Auge auf unsere Schäfchen werfen und auf ihre Gesundheit achten. Nach dieser letzten Pause wanderten wir bald vom Wadi Og weg und langsam bergauf, bis wir unterhalb der Ortes Kfar Adumim auf die Fernstraße trafen. Das Tagesziel unserer heutigen Wanderung durch die judäische Wüste war erreicht. Eine Wanderung durch die Wüste ist schon eine Erfahrung für sich. Hitze, Staub, Sand, Steine, Durst, Schweiß prägten die Wanderung. Plötzlich standen Wasser und der Schatten von Bäumen und Felsen im Vordergrund. Eine Erfahrung welche ich mit ausreichend Wasser, Proviant und einer guten Kopfbedeckung jederzeit gerne wiedermachen würde.
Unser Pensum war erreicht, die Luft brannte und wir fuhren mit einem kurzen Zwischenstopp in Richtung Totes Meer. In einem Örtchen aßen wir frische, leckeres Falafel im Brot und ich erstand noch eine 8 kg Wassermelone, welche ich abends für unsere Gruppe aufschneiden wollte. Nach dem Imbiss ging es zurück zum Bianchini Beach, wo wir den restlichen Nachmittag zur freien Verfügung hatten.
Totes Meer – Arme und Beine gen Himmel
Nach einer kurzer Erfrischung inspizierten wir nun das Tote Meer und testetn den Auftrieb des Salzwassers. Wir liefen weit hinunter zum Wasser. Der nördliche Teil des Toten Meeres liegt mittlerweile 427 m unter dem Meeresspiegel. Der Pegelstand sinkt seit den 80er Jahren jährlich um etwa einen Meter ab. Ursache dafür sind die ständige Wasserentnahme Israels und Jordaniens zur Versorgung mit Trinkwasser und die Bewässerung der Landwirtschaft.
Einen richtigen Strand gibt es aufgrund des Absinken des Wasserspiegels und der dadurch entstandenen steilen Küste nicht. Die Besucher saßen in Plastikstühlen im flachen Wasser, oder lagen etwas oberhalb im trockenen Sand. Wir suchten uns einen kleinen Abbruch, wo wir an das Wasser konnten. Die ersten Schritte im Schlamm waren mühsam und ich sank zum Beispiel bis zu den Knien weg. Danach war der Boden tragfähig. Erste eigene Versuche bestätigen die Auftriebskraft. Im Wasser liegen geht prima! Füße und Arme kann man auch gleichzeitig in die Luft strecken.
Am Seeufer sahen wir viele Leute mit Schlammpackungen im Gesicht und unter einen Wasserfall befreiten sich die Besucher vom Salzwasser und Schlamm. Wir genossen das Bad im Toten Meer und anschließend legten wir eine Siesta ein. Zum Abendessen fanden wir uns im Restaurant des Bianchini Beach zusammen. Wir waren diesmal die einzigen Gäste. Es war Samstag und Bettenwechsel, so dass es dort abends kein öffentliches Buffet gab.
Bergeweise wurden verschiedenste Gerichte aufgetischt und zum Nachtisch gab es zwei riesige Platten mit Honigmelonen- und Wassermelonenstücken serviert. Jetzt stellte natürlich sich die berechtigte Frage, was ich mit meiner 8 kg Wassermelone anfangen sollten. Der richtige Gedankenblitz stellte sich bald ein: Folie organisieren, in handliche Kilostücken vorschneiden und dann würde mein Rucksack auf der Wanderung eben sehr viel schwerer werden.
Der nette Abend endete wieder bei einer angenehmen Runde aus Geschichte und Smalltalk vor einem unserer Bungalows. Mit einem Glas Wein in der Hand vertieften wir unsere heutige schöne heiße Wüstenerfahrung, sowohl im Hinblick auf die Geschichte und auch des Pilgerwanderns.
Hier könnt ihr lesen, wir unsere Pilgerreise in Israel weiterging:
Israel (Teil 1) – Wandern auf dem Jerusalem Weg
Israel (Teil 2) – Israel – Wandern im Wadi Og in der Judäischen Wüste
Israel (Teil 3) – Wandern im Wadi Qelt durch das Wadi Prat Nature Reserve
Israel (Teil 4) – Pilgerwandern in der Altstadt von Jerusalem
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Inhaltsverzeichnis
Tourentipps, Unterkünfte und sonstige interessante Orte in Israel:
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Reiseinfos für Israel:
Anreise mit dem Flugzeug nach Israel:
Der internationale Flughafen Ben Gurion liegt an der Autobahn welche Tel Aviv und Jerusalem verbindet. Es gibt regelmäßigen Bus- sowie Zugverkehr zwischen den Flughafen und etlichen Teilen des Landes. Es gibt auch einen Pendlerbusverkehr zwischen dem Flughafen und jeweils den Hotelbezirken in Tel Aviv und Jerusalem.
Beste Reisezeit für Israel:
Zum Wandern, Biken und für alle anderen Aktivitäten bietet sich eigentlich das ganze Jahr an. In den Sommermonaten Ende Mai, Juni, Juli, August herrschen allerdings sehr hohe Temperaturen.
Die Recherche erfolgte mit freundlicher Unterstützung
von Israel Tourismus und SK Tours in Nature.
Text & Bilder: Mario Hübner
Reiseführer, Wanderführer & Wanderkarten für Israel: