Dritter Teil unserer Wanderreise in Israel
Heute mussten wir nicht ganz so früh raus aus unseren Federn. Die Wanderung würde uns durch ein Flussbett führen, wo es nicht ganz so warm war und wir ausreichend Schatten finden würden. Unser Startpunkt befand sich nicht sehr weit von unseren gestrigen Zielpunkt. An einem Parkplatz in einer Straßenkurve begann unsere heutige Wanderung durch die judäische Wüste. Einige Meter entfernt bewegten sich Storche durch das trockene Gras. Wir starteten diesmal an dem kleinen Fluss “Prat“, welcher uns in das sogenannte Wadi Qelt auf dem “Jerusalem Weg” geleiten würde.
Als erstes überquerten wir den kleinen Wasserlauf und der Weg führte uns zwischen sanften Hängen tiefer hinein. Auf beiden Seiten des Flusses hatte sich ein grüner Streifen gebildet. Allerlei Sträucher, Schilf und andere grüne Pflanzen gediehen an seinen Ufern. Unser Wanderpfad blieb in der Höhe fast stetig gleich, aber die sanften Hänge wurden zu steilen Wänden und wir wanderten plötzlich einige Meter über dem Flussbett. Der Fluss Prat hatte sich hier tief in das Gestein eingeschnitten und hinterließ schöne Felsbänder.
Nach einer Rast mit einer geschichtlichen Einlage von unserem Guide Georg führte uns die Wanderung tiefer in das Wadi Qelt hinab. Von Felsenband zu Felsenband ging es weiter hinunter zum Fluss. Wir mussten uns öfters neu orientieren und die richtige Route zwischen den engen Felswänden suchen. Der Flussverlauf und das ständig wachsende, grüne Dickicht veränderten von Zeit zu Zeit die Wegführung und so führte uns manchmal die Wegmarkierung ins Nichts.
Ein, zweimal gelangten wir in Sackgassen und mussten umkehren. Zwischen Schilf und Felswänden suchten wir uns erfolgreich unseren Weg. Die Wanderung im Wadi Qelt hatte etwas Abenteuerliches. Man konnte nicht weit sehen, musste mal hinauf- und hinabsteigen, dann sich wieder im grünen Pflanzenlabyrinth zurechtfinden. Begleitet vom Schatten der Steinwände und dem kühlenden Nass des Flusses. Nach einigen Seitenwechseln, Mini-Klettereien, über Steine balancieren, auf allen Vieren kriechen, verbreiterte sich der Wadi Qelt wieder etwas.
Im Schatten der Felswände schienen ein paar Männer übernachtet zuhaben. Wir ließen diesen Ort hinter uns und legten in einer Kurve auf einem breiten Felsenband unsere Frühstücksrast ein. Guide Gedi startete den Gaskocher und ich konnte mich endlich meiner schweren Last entledigen und den großen Gönner spielen. Ich zauberte herrlich gekühlte Wassermelone aus meinem Wanderrucksack und verteilte Sie fleißig an unsere Wandergruppe.
Die Geräusche, Laute und Bekundungsworte sagten alles. Es war eine sehr gute Idee und eine fantastische Erfrischung gewesen, das ich die Wassermelone mitgeschleppt hatte. Nach dem Servieren der Melone, genoss ich nun selbst einige Stücke davon. Eine Wohltat, wenn die trockene Zunge am Gaumen klebt, in den Trinkflaschen nur noch warmes Wasser ist und die Lufttemperatur bei 32° C im Schatten liegt.
Unser Guide Georg versorgte uns während unserer Wanderrast mit interessanten, geschichtlichen Infos und versprach uns eine Abkühlung am Ende der Wanderung: Eine kühle Frischwasserquelle, welche ein Badebecken versorgt. Wir waren schon sehr gespannt darauf und freuten uns riesig. Das letzte Stück unserer Wanderung konnte beginnen. Weiter ging es über Felsenbänder, mal etwas höher, dann mal wieder etwas tiefer. Schließlich gelangten wir in einen Teil des Wadi Qelt wo es wieder breiter wurde und die Felswände nicht mehr so steil abfielen.
Wir überquerten noch ein paar Mal den Fluss und dann führte uns der Weg auf den Überresten eines alten Aquäduktes entlang. In frühen Zeiten diente es dazu um Jericho ganzjährig mit Wasser zu versorgen. Bald kamen wir an eine Weggabelung und folgten dem rechten Weg. Das Tal wurde breiter und wir liefen wieder unter der brennenden Sonne. In der Ferne tauchten einige Bäumen und Palmen auf.
Wir hatten das heutige Ziel unserer Wanderung fast erreicht. Kurz vor dem Kloster St. Georg fanden wir eine kleine Oase, wo sich unter Eukalyptusbäumen ein Picknick Areal befand. Shenja von SK Tours in Nature erwartete uns schon mit einem voll gedeckten Tisch zum Picknick. Frischer Hummus, Brot, Teigtaschen, Gemüse, Käse und Obst waren aufgetafelt. Einige Meter oberhalb war die Fara-Quelle mit dem Schwimmbassin, welches uns Georg versprochen hatte.
Die mit Speisen gedeckte Tafel lockte, doch zuvor wollten wir uns im Quellwasser abkühlen. Schnell die Wanderkleidung abgelegt und dann ging es barfuß einige Meter hinauf. Einige von unserer Gruppe schwammen schon im Becken, die Anderen saßen am Beckenrand und ließen die Beine ins Quellwasser baumeln. Auf der anderen Beckenseite saßen einheimische Besucher. Über eine Metallleiter stieg ich in das belebende, kühle Quellwasser. Einfach nur herrlich in das kalte Wasser hinab zu tauchen.
Als ich mit den Beinen auf der Stelle Wasser trat, bemerkte ich die Fische im Becken. Kleine, aber auch bis zu 20 cm große Fische, welche an der Haut oder Zehen knabberten, wenn man sich nicht sehr viel im Wasser bewegte. Zwei sich lautstark unterhaltende Mädels mussten wir Zwangserfrischen. Es war viel zu einladend. Also aus dem Wasserbecken geklettert und einige Wasserbomben vom Beckenrand geübt. Nach kurzem Aufruhr beruhigten sich diese und wurden leiser und damit war die Atmosphäre gleich viel schöner.
Kurze Zeit später wurde uns die Botschaft überbracht, dass die Tafel nun fertig gedeckt sei und wir sollten uns dazu gesellen. Dieser Aufforderung folgten schnelle Taten und alle versammelten beim Picknick. Das Team von SK Tours in Nature hatte für uns noch eine Überraschung parat. Es wurden an alle Teilnehmer unserer Gruppe T-Shirts mit dem Motiv “i hike jerusalem” verteilt. Ein Gruppenfoto war nun Pflicht und wir versammelten uns am Ende des Picknicks.
Einige Hundert Meter die Zugangsstraße hinauf wartete unser Bus um uns nach Jerusalem zu fahren. Beim Aufstieg blickten wir noch einmal zurück in das Wadi Qelt, wo wir einige schöne schweißtreibende Stunden verbracht hatten. Nachdem wir einige Beton-Sperrwalle zwischen dem israelischen Jerusalem und den Palästinensischen Gebieten passiert hatten, kamen wir nach einer kurzen Busfahrt am Berg Skopus in Jerusalem an. Von diesem sehr beliebten Aussichtspunkt hatten wir einen herrlichen Blick auf die Altstadt Jerusalems, der Kuppel des muslimischen Felsendoms und der Grabeskirche.
Einzug in Jerusalem
Zu Fuß stiegen wir vom Berg Skopus in Richtung Altstadt von Jerusalem ab. Natürlich durfte nicht ein Halt unter einem der Olivenbäume fehlen, wo Matthäus 21 gelesen wurde, also “Jesus Einzug in Jerusalem“. Von hier ging es weiter hinab in das Kidrontal zwischen Tempelberg und Ölberg. Wir besuchten den Garten Getsemani und die Kirche aller Nationen bevor wir durch das Löwentor nach Jerusalem einzogen. Nach den Tagen in der Natur und Wüste ist die Altstadt von Jerusalem ein starker Kontrast und Wechsel.
Unser Weg führte uns auf die Via Dolorosa, welche nach dem Leidensweg Jesus von Nazareth benannt wurde. Auf beiden Seiten der Straße reihten sich Souvenirshops und allerlei andere Geschäfte aneinander. Es gab stetige Hintergrundgeräusche und öfters lag der Duft von Weihrauch in der Luft. Auf der Via Dolorosa erreichten wir schließlich die Grabeskirche, wo trotz der vorgerückten Tagesstunde noch immer ein großes Treiben herrschte und wir statteten ihr einen kurzen Besuch ab.
Wir hatten das Ziel unserer Pilgerwanderung erreicht und würden morgen die Altstadt von Jerusalem genauer erkunden. Unsere Schritte leiteten uns zum Gloria Hotel, welches in der Altstadt von Jerusalem lag. Hier würden wir die nächsten 2 Nächte verbringen. Wir bezogen unsere Zimmer und wechselten nach einer Erfrischung in luftige Stadtkleidung. Gegen 19:30 Uhr fanden wir uns vor dem Hotel zusammen, um von hier in das Restaurant “The Eucalyptus” zu gehen. Aus der ruhigen Nebenstraße wo unser Gloria Hotel bogen wir zum Jaffator ab.
Jerusalem-Tag – Ausnahmezustand in der Altstadt Jerusalem
Plötzlich waren wir zwischen vielen Menschen und Polizei. Heute war Jom Jeruschalajim (Jerusalem-Tag). Das ist ein staatlicher Feiertag in Israel und für Juden weltweit ein Feiertag in Erinnerung an die Wiedervereinigung der Stadt Jerusalem. Israel eroberte während des Sechstagekrieges im Jahre 1967 Ostjerusalem. Durch den israelischen Sieg wurden die beiden bis dahin getrennten Teile von Jerusalem unter israelischer Kontrolle vereinigt und die Flagge Israels auf dem Tempelberg gehisst.
Die breite Passage neben dem Jaffator war komplett von Sicherheitskräften abgesperrt und wir wurden durch das Jaffator hinaus gelassen. Draußen waren überall junge Leute zusehen, welche in die Altstadt von Jerusalem wollten. Auf den Straßen und Wegen herrschte friedliches Chaos. Junge Leute aus dem ganzen Land waren nach Jerusalem gefahren. Sie riefen und johlten nach ihren Freunden oder Klassenkameraden. Wir bahnten uns unseren Weg durch die Menschenmenge und erreichten nicht weit entfernt das Restaurant “The Eucalyptus”. Das Restaurant wird von Chefkoch Moshe Basson geführt und liegt im Künstlerviertel der Stadt.
“The Eucalyptus” – Chefkoch Moshe präsentiert
Moshe wuchs am Südrand von Jerusalem auf. Mit seinem kleinen Lokal ist er vor einigen Jahren an diesen schönen Platz in ein altes Steingebäude hingezogen. Das Restaurant liegt nur einen Steinwurf von den Mauern der Altstadt Jerusalems entfernt. Er hat ein erstaunliches Wissen von vielen gesammelten traditionellen Rezepten und weiß auch viel über die wilden Kräuter und Pflanzen, welche ringsum in der Region wachsen.
Chefkoch Moshe begrüßte uns persönlich und ein unterhaltsames und wohlschmeckendes Abendessen begann. Zwischendurch kam Moshe und erklärte uns die Zutaten, die Verwendungsmöglichkeiten der Kräuter und auch wie die Speisen zubereitet werden. Wir ließen uns kleine Vorspeisen schmecken, probierten die Spezialität Ingeria. Das ist ein süßsaurer Auflauf aus Fleisch und Auberginen.
Anschließend schauten wir bei Moshe´s Präsentation von Maklubah zu. Maklubah ist ein traditionelles Gericht. Das Wort “Maklubah” bedeutet in Arabisch “Kopfüber” und diese Speise wird auf den Kopf stehen serviert. Es besteht aus Fleisch, Reis und gebratenen Gemüse. Nach diesem gelungenen Abendessen verabschiedeten wir uns von Chefkoch Moshe. In der lauwarmen Sommernacht ließen wir diesen angenehmen Abend vor dem Gloria Hotel mit dem palästinensischen “Taybeh” Bier ausklingen.
Hier könnt ihr lesen, wir unsere Pilgerreise in Israel weiterging:
Israel (Teil 1) – Wandern auf dem Jerusalem Weg
Israel (Teil 2) – Israel – Wandern im Wadi Og in der Judäischen Wüste
Israel (Teil 3) – Wandern im Wadi Qelt durch das Wadi Prat Nature Reserve
Israel (Teil 4) – Pilgerwandern in der Altstadt von Jerusalem
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Tourentipps, Unterkünfte und sonstige interessante Orte:
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Reiseinfos:
Anreise:
Anreise mit dem Flugzeug: Der internationale Flughafen Ben Gurion liegt an der Autobahn welche Tel Aviv und Jerusalem verbindet. Es gibt regelmäßigen Bus- sowie Zugverkehr zwischen den Flughafen und etlichen Teilen des Landes. Es gibt auch einen Pendlerbusverkehr zwischen dem Flughafen und jeweils den Hotelbezirken in Tel Aviv und Jerusalem.
Beste Jahreszeit:
Zum Wandern, Biken und für alle anderen Aktivitäten bietet sich eigentlich das ganze Jahr an. In den Sommermonaten Ende Mai, Juni, Juli, August herrschen allerdings sehr hohe Temperaturen.
Die Recherche erfolgte mit freundlicher Unterstützung
von Israel Tourismus und SK Tours in Nature.
Text & Bilder: Mario Hübner
Reiseführer, Wanderführer & Wanderkarten:
4 Kommentare
Lieber Mario,
wow, was für eine Wanderung und was für großartige Bilder. 🙂 Das Picknick an der Oase sieht super aus und der Blick auf Jerusalem ist absolut umwerfend. Vielleicht zieht es mich doch auch noch mal nach Israel. 🙂
Vielen Dank für die tollen Impressionen. 🙂
Viele liebe Grüße
Kathi
Wow, tolle Bilder und das Bad am Ende ist ja echt das absolute Highlight. Da habt ihr eine schöne Route gemacht 🙂
VG, Nina
Trekking in Israel scheint eins der liebsten Hobbys der Israeli selber zu sein, die zelten auch gerne und wandern viel, habe ich erzählt bekommen, als ich kurz in dem Land war. Jerusalem habe ich mir auch angeschaut, aber zum Wandern hat’s nicht gereicht. Das klingt wirklich klasse, wenn auch heiß und anstrengend. Die Idee mit der Wassermelone war klasse!
Danke für den schönen Bericht!
Hallo Mario,
das liest sich super schön. Ich mag Israel sehr und auch bekannt Gesichter finde ich in deinem schönen Artikel 🙂
Allerdings auf die Idee zu wandern kam ich in Israel nicht. Eine tolle Inspiration.
Viele Grüße, Katja