Trekkingabenteuer im Tian-Shan-Gebirge Kirgistans
Die grünen Wiesen und Wälder an den Ausläufern des Tian-Shan-Gebirges (Himmelsgebirges) fliegen unter uns vorbei. Ab und zu sieht man Spuren der menschlichen Zivilisation, wie aus vergangenen Zeiten: Vereinzelte Hütten, Jurten im saftigen Grün der Wiesen und Wälder. Schafherden, welche auf den Grashängen grasen und Pferde entdecken wir auch. Die Landschaft wird karger, die Berge werden höher und am Horizont entdeckt man schon die schneebedeckten Gipfel des Himmelsgebirges. Von Minute zu Minute, verändert sich die Landschaft Kirgistans immer mehr, während wir über der Heimat des Schneeleopardens fliegen.
Inhaltsverzeichnis
Mit der “schönen Elena” über dem Tien-Shan-Gebirge
Die zwei Turbinentriebwerke dröhnen, alles vibriert und der Mi-8 Helikopter steigt langsam höher. Der Kabinenraum ist gut gefüllt. In der Mitte befindet sich die Ausrüstung unserer Trekkinggruppe, sowie einiges an Material für den Komfort der anderen festinstallierten Trekkingcamps und das Khan Tengri Basislager. An den Seitenwänden sitzen wir Touristen, die Guides und Träger. Jeder blickt gespannt aus den Bullaugen des Helikopters.
Für mich ist es der eigentliche Anfang dieser Kirgistan Reise mit dem Reiseveranstalter DIAMIR Erlebnisreisen, wir kennen die Guides kaum, noch gibt es keine Gruppendynamik. Alle sind gespannt auf die Wanderungen die wir unterwegs im Tian-Shan-Gebirge in Kirgistan erleben werden. All diese Fragen beschäftigen uns momentan nicht, denn wir erleben gerade eines der Highlights dieser Kirgistan Reise: Einen Hubschrauberflug durch den Tienschan, den keiner kalt lässt.
Wir passieren die Schneefallgrenze und bald fliegen wir über die schneeweiße Bergwelt des Tian-Shan Gebirges in Zentralasien. Ein paar weiße Wolken sind unter uns zusehen, in der Ferne im Grenzgebiet zwischen Kirgistan, Kasachstan und China reihen sich einige der schönsten Sechs- und Siebentausender Gipfel des Himmelsgebirges Zentralasiens nebeneinander auf. Der Boden unter uns kommt immer näher und plötzlich sackt die Erde weg, während sich der Helikopter in eine Linkskurve geht und den Sinkflug in die Weiten des Gletschertales einleitet.
Der ganze Talboden des Inyltschek-Tales ist mit Geröll übersät und man kann gut erkennen, wo sich der Inyltschek-Fluss bei stärkerem Wasserpegel seinen Weg bahnt. Kurze Zeit später fliegen wir dicht über dem Talboden entlang und schon bereiten wir uns für die Landung vor. Es läuft wie beim Absetzen von einem Kommandounternehmen ab. Die Rotorenblätter des Helikopters drehen sich noch, während jetzt alles schnell gehen muss.
Durch die kleine, schmale Helikoptertür aussteigen, sich etwas entfernt hinknien und die Trekkingausrüstung und sonstige Gegenstände sichern, damit nichts weggeweht werden kann, während das eingespielte Team von Guides und Trägern unsere und ihre restliche Trekkingausrüstung entlädt. Kurze Zeit später nimmt das Dröhnen der beiden Turbinentriebwerke zu: der Mi-8 Helikopter hebt ab und fliegt talaufwärts zum südlichen Inyltschek Gletscher in Richtung des Khan Tengri Basislager.
Unsere Wandergruppe schaut gebannt zu während der Helikopter immer kleiner wird, bis er hinter der Talbiegung nicht mehr zu sehen und zu hören ist. Plötzlich merken wir, dass es in der Sonne hier unten im Gletschertal windstill und warm ist. Zeit sich aus der langen Trekkingbekleidung zu schälen und etwas Sonnencreme kann auch auf den entblößten Hautpartien, bei einer Höhe von 2.900 Meter über dem Meer, nicht schaden.
Unsere vier Träger teilen das Gepäck unserer Trekkinggruppe sorgfältig unter sich auf. Alik unser deutschsprachiger Guide und Aleksej der englischsprachige Guide erkunden die nähere Umgebung während wir uns langsam für den Aufbruch in unser Trekkingabenteuer in Zentralasien bereitmachen. In der Bergluft erklingt russische Musik, denn einer der Träger hat einen Bluetooth Lautsprecher dabei und als sie starten hören wir Viktor Tsoi mit seinem Song „Ein Stern namens Sonne“.
Ich muss grinsen, wenn ich an meine anderen Trekkingreisen in Äthiopien oder Indien denke: es wäre undenkbar gewesen, dass die Träger Musik hören. Hightech meets russische Rock meets Tian-Shan-Gebirge. Ungewöhnlich, aber irgendwie passend und witzig. Was für ein Auftakt für unser Kirgistan Trekking im Tian-Shan Gebirge, wenn man bedenkt, dass wir vor knapp drei Tagen am frühen Morgen erst in Kirgistans Hauptstadt Bischkek gelandet waren und nun ging das Trekking wirklich los am Fuß von 4000er Gipfeln.
Bischkek – Die Hauptstadt Kirgistans
Der Morgen war schon angebrochen als gegen 5:25 Uhr mein Turkish Airlines Flug von Berlin über Istanbul nach Bischkek, der Hauptstadt Kirgistans, am internationalen Flughafen Bischkek – Manas landet. Das Flughafencode „FRU“ irritiert etwas, wenn man hier in Bischkek an der Seidenstraße ankommt, aber das ist abgeleitet von Frunse, dem Namen der Stadt Bischkek während 1926 bis 1991.
Die Passkontrolle am Flughafen Manas geht relativ zügig und kurze Zeit später warte ich am Gepäckband auf meinen roten Ortlieb Expeditionssack während ich das nostalgische Flair des Flughafens auf mich wirken lasse. In der Ankunftshalle begrüßen mich die üblichen verkaufsfreudigen Taxifahrer und ein bärtiger Mann in Sandalen mit einem „DIAMIR Erlebnisreisen“ Schild.
Es ist Alik unser deutschsprachiger Guide welcher uns auf der Kirgistan Reise „Auf den Spuren im Himmelsgebirge“ begleiten wird. Auf meinem Flug waren auch noch andere aus meiner zukünftigen Reisegruppe und so machen wir uns schlafgetrunken miteinander bekannt. Bunt zusammengewürfelt aus ganz Deutschland. Bei einem älteren Pärchen aus München ist der Expeditionssack weggekommen. Sie dachten schon am Gepäckband, dass ich Ihnen ihr Gepäckstück wegnehmen will.
Kein schöner Einstieg in ihren Kirgistan Urlaub und für die Angabe des Gepäckverlustes müssen sie jetzt auch die üblichen Formulare ausfüllen. In der Zwischenzeit erkunde ich die Ankunftshalle des Flughafens und hebe noch am Bankautomaten direkt Geld in der Währung Kirgistans (Som) ab. Anschließend laufen wir mit unserem Gepäck etwas außerhalb des Flughafens, wo unser Bus auf uns wartet.
Die Fahrt in Bischkeks Innenstadt dauert etwa 50 Minuten und wir erreichen unser 3 Sterne Hotel „My Hotel“ in Bischkek. In Ruhe einchecken, das Zimmer beziehen und dann gibt es das erste kirgisische Frühstück. Im Frühstücksraum sitzen einige italienische Radsportler, die Kirgistan mit dem Rennrad erkunden. Das Frühstücksbuffet bietet eine Mischung zwischen westlichen und zentralasiatischen Speisen.
Den Vormittag haben wir für uns zum Ausruhen und Erfrischen, während unser Guide Alik noch die restlichen Teilnehmer unserer Reisegruppe vom internationalen Flughafen Bischkek – Manas abholt. Am frühen Nachmittag trifft sich die nun komplette siebenköpfige Reisegruppe in der Hotellobby, um gemeinsam mit Alik einige Sehenswürdigkeiten Bischkeks zu besichtigen. Ein kurzes Stück leg en wir mit dem Bus in Bischkeks Innenstadt zurück, tauschen in einer Wechselstube Euros in die kirgisische Währung SOM um, dann geht es zu Fuß weiter.
An der Stelle wo sich heute Bischkek befindet, befand sich in früheren Zeiten die Stadt Dschul an der Seidenstraße welche im Laufe der Geschichte zerstört wurde. Im Jahre 1868 erfolgte die Gründung des Ortes Pischpek. In 1926 wurde die Stadt zu Ehren des hier geborenen, sowjetischen Generals Michail Wassiljewitsch Frunse umbenannt. Dieser kämpfte im Bürgerkrieg gegen die Weißgardisten. Von 1936 war Frunse die Hauptstadt der kirgisischen Sowjetrepublik, die seit 1991 den Namen Bischkek trägt. Im Jahr 2017 lag die offizielle Einwohnerzahl bei ca. 965.900 Einwohner.
Bischkeks Sehenswürdigkeiten – Ala-Too Platz und das grüne Band
Bischkek an der Seidenstraße ist eine Mischung aus Häusern und Bauten verschiedener Epochen, im Zentrum dominieren sowjetische Prunkbauten und Denkmäler sowie vielen grünen Parks mit Bänken zum Verweilen. Wer atemberaubende Sehenswürdigkeiten in Bischkek sucht, wird wohl enttäuscht werden, denn aufgrund des jungen Alters von Bischkek, gibt es keine historischen Bauwerke. Trotzdem kann man viel Zeit in den grünen Parkanlagen und zahlreichen Cafés der Stadt verbringen.
Bei unserer Stadtführung spazieren auf der Rückseite des Staatlichen Historischen Museums vorbei, wohin das große Lenindenkmal umgesetzt wurde. Nicht weit davon entfernt befindet sich am Eichenpark ein Denkmal mit Karl Marx und Friedrich Engels auf einer Bank sitzend. Weiter geht es zum zentralen Hauptplatz dem Ala-Too-Platz mit der Freiheitstatue des mythischen Manas auf einem Pferd.
Vom Ala-Too Platz statten wir dem weißen Haus des Kirgisischen Präsidenten einen Besuch ab, durchqueren den Panfilov Stadtpark mit seinem kleinen Vergnügungspark und kommen später am Mahnmal des Großen Vaterländischen Krieges vorbei. Am Mahnmal sind gerade mehrere kirgisische Hochzeitgesellschaften zu Gange. Alle sehr schön gekleidet und hier treffen alte Traditionen auf die neueste Technik in Fotografie, Video und Smartphone. Es wird gefilmt, posiert und Bilder geschossen, bis alles perfekt im Kasten ist. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass die Hochzeitspaare die Gefallenen mit einem Blumenstrauß ehren.
Nach dieser kleinen Stadtbesichtigung durchs Bischkeks Innenstadt hatten wir den Abend zu unserer freien Verfügung. Alik unser Guide gab uns noch einige Empfehlungen fürs Abendessen und später zog unsere Reisegruppe zusammen los. Vom Hotel „my Hotel“ spazierten wir an einer Straße entlang ins kirgisische Teehaus NAVAT. Das Teehaus NAVAT ist eine lokale Kette mit sehr ansprechender Atmosphäre für die eher etwas gehobene Schicht und Touristen wie wir es sind. Es ist stilvoll im orientalischen Design eingerichtet und auf der Speisekarte dominiert die traditionelle Küche Zentralasiens.
Ohne unseren Guide Alik und nur mit minimalen Russischkenntnissen lassen wir uns auf das Abenteuer der zentralasiatischen Küche ein. Zum Glück sind die Karten in englischer Sprache geschrieben und mit vielen Bildern extra für Touristen, was ich in Deutschland nicht mag, aber ich muss gestehen, dass es hier doch sehr praktisch ist. Nicht bei allen Gerichten sind wir uns sicher, was das jeweils ist und so bestellen uns ein kunterbuntes Allerlei und lassen uns überraschen.
Ich wähle das Nationalgericht Laghman aus, ein zentralasiatisches Gericht in vielen Variationen, welches aus Fleisch (meistens Lamm), Gemüse und handgemachten langgezogenen Nudeln besteht. Je nach Zubereitungsform ähnelt es einer Nudelsuppe oder einem Nudelgericht. Meine Variante das Boso Laghman ist eher wohl die schärfere Variante in der Art eines Nudelgerichtes, das mir besonders gut schmeckt. Für uns Reisenden aus Deutschland sind die Essenpreise erstaunlich niedrig. Mein Gericht kostet umgerechnet etwa 2,87€.
Burana-Turm und die Ruinen von Balasagun
Am nächsten Tag lassen wir Bischkek hinter uns und fahren in östlicher Richtung aus der Stadt. Kaum haben wir die Hauptstadt verlassen, sehen wir schon die schneebedeckten Gipfel des Tian-Shan-Gebirges in der Ferne aufragen. Grüne Wiesen, Getreidefelder ziehen an uns vorbei. Unser russischer Fahrer legt eine sportliche Fahrweise an den Tag und auch den energischen Griff zur Hupe vermissen wir bei der knapp 400 Kilometer langen Busfahrt nicht. Nach knapp einer Stunde Fahrzeit erreichen wir den Burana Turm. Er liegt im Norden Kirgistans an der Seidenstraße, in 80 Kilometer Entfernung von Bischkek in der Nähe der Stadt Tokmok.
Der Reisebus steht im Schatten der Bäume, wir überqueren eine kleine Brücke und gehen eine Allee lang, wo wir schon den Burana-Turm hinter einigen Bäumen hervorblitzen sehen. Es handelt sich um eines der ältesten derartigen Bauwerke Zentralasiens und wurde im 9. oder 10. Jahrhundert erbaut. Der Burana-Turm auf der linken Seite des Tschüi Flusses zählt heute zum UNESCO Weltkulturerbe. Ursprünglich war es ein fast 45 Meter hohes Minarett, welches im Verlaufe der Jahrhunderte durch Erdbeben zerfiel, bis nur noch seine jetzige Höhe von knapp 21 Metern Höhe übrig ist.
Gegen ein kleines Entgelt betreten wir das Areal des Burana-Turms, ein Ausgrabungsfeld mit Resten einer doppelten Wehranlage, Fragmente von Wasserleitungen und Überbleibsel von Mausoleen besichtigen. Über eine schmale, enge Wendetreppe gelange ich später durch das Innere des Burana-Turms nach oben und genieße den schönen Panoramablick über das weite Tschüi Tal und das dahinterliegende Tian-Shan-Gebirge. In der anderen Blickrichtung fallen meine Blicke unter mir auf die Überreste eines Gräberfeldes und eines Ausgrabungsfeldes. Der weitsichtbare Burana-Turm, diente früher als Orientierungszeichen für Händler und Reisende entlang der Seidenstraße.
Wir fahren weiter auf der A365 in Richtung Balyktschy. Unterwegs irgendwo in den Bergen legen wir bei einer Raststätte eine Pause fürs Mittagessen ein. Einfaches aber gutes kirgisisches Essen: ich entscheide mich für einen schmackhaften Schaschlikspieß vom Grill. Der Reisebus frisst Kilometer und bevor wir langsam aus den Bergen herauskommen, stoppen wir an einem Rastplatz mit einer großen Schneeleopard Statue. Die Kirgisen verehren den seltenen Schneeleoparden als Symbol ihrer Nation und nennen ihn den „Geist der Berge“. Die Schneeleoparden sind Einzelgänger und gehört zu den am meisten gefährdeten Großkatzen der ganzen Welt. Die Chancen einen zu sehen sind extrem gering, aber wer weiß was uns erwartet.
Issyk-Kul See – Die Perle Zentralasiens oder das Herz des Tian-Shan
In der Stadt Balyktschy biegen wir rechts mit der A363 während wir kurze Zeit später links vor uns den Issyk-Kul Sees blau schimmern sehen. Der Issyk-Kul See erstreckt sich teilweise bis zum Horizont. Immerhin ist der Issyk-Kul Sees der zweitgrößte Gebirgssee der Welt, nach dem südamerikanischen Titicacasee. Der See hat über 6000 Quadratkilometer Wasserfläche, ist ungefähr 182 Kilometer lang und misst 60 Kilometer an seiner breitesten Stelle, ist bis 668m tief und liegt im Tian-Shan Gebirge. Daher rührt auch einer seiner beiden Namen das „Herz des Tian-Shan“.
Die „Perle Zentralasiens“ nennt man Ihn wegen seiner landschaftlichen Schönheit. Durch seinen relativ hohen Salzgehalt, der raschen Mischung zwischen Oberflächenwasser und Tiefenwasser, sowie das Auftreten warmen Quellen am Seegrund gefriert der Issyk-Kul See selbst im Winter nicht bei Lufttemperaturen bis zu -20 °C. Der ehemals fischreiche Issyk-Kul See ist heutzutage sowohl Naturschutzgebiet als auch Erholungsgebiet.
Die weitläufigen Sandstrände, die eindrucksvollen Berge des Tian-Shan Gebirge im Hintergrund und atemberaubenden Sonnenuntergänge machen den Issyk-Kul See zu einem attraktiven Ort. In der Nähe des Kaji-Say Strands hält unser Reisebus an. Wir haben Zeit für ein erfrischendes Bad in den Fluten des Issyk-Kul Sees. Der Strand ist fast leer und so genießt unsere DIAMIR Erlebnisreisen Reisegruppe die schöne Landschaft Kirgistan und das kristallklare Wasser des Issyk-Kul Sees.
Nach dieser willkommenen erfrischenden Unterbrechung unserer langen Busfahrt ab Bischkek, liegen nur noch knapp 90 Minuten Fahrtzeit vor uns bis wir Karakol an der Seidenstraße erreichen. Die Stadt Karakol (68.800 Einwohner) wurde 1869 gegründet, liegt etwa 150 Kilometer von der heutigen chinesischen Grenze entfernt. Karakol hat eine lange Geschichte als Handelsplatz, liegt strategisch an einem der Gebirgspässe, wo die Seidenstraße über das Tian-Shan Gebirge führt.
Ab dem 19. Jahrhundert etablierte sich die Stadt als Ausgangspunkt für Forscher. Heutzutage machen die Nähe zum Issyk-Kul See mit seinem milden Klima und die umliegenden Berge des Tian-Shan Gebirges, Karakol zu einem ganzjährigen Reiseziel, außerdem zieht sie Bergsteiger aus der ganzen Welt an, die die 7000er des Tian-Shan Gebirges besteigen wollen. In nur 7 Kilometer Entfernung von Karakol befindet sich das Skigebiet Karakol auf einer Passhöhe in etwa 2300m Höhe.
Unsere heutige Unterkunft ist das Green Yard Hotel in der Stadt Karakol. Das Hotel ist von Apfelbäumen umringt und die Zimmer bieten einen guten Blick auf die umliegenden Gipfel des Tian-Shan Gebirges. Das Abendessen besteht aus Gerichten mit frischem Gemüse und Fleisch. Es ist reichlich und gut schmeckend, der Service ist aufmerksam. Ein komfortabler Ort zum Relaxen und idealer Ausgangsort für Tagesausflüge ins Tian-Shan Gebirge oder als Zwischenstation fürs Trekking und Bergsteigen zum etwa 140 Kilometer entfernten Inyltschek Gletscher mit den 7.000ern, dem Khan Tengri (7.010m Höhe) und dem Pik Pobeda (7.439m Höhe).
Karakol – Zwischenstation an der Seidenstraße
Der heutige Reisetag empfängt uns mit einem bewölkten Himmel. Nach dem Frühstück beladen wir den Reisebus mit unseren Gepäckstücken und besuchen wir anschließend in Karakol eine hölzerne dunganische Moschee, welche zwischen 1907 und 1910 errichtet wurde. Die muslemischen Dunganen stammen aus China und hatten sich 1883 in Karakol niedergelassen. Diese Moschee besteht vollkommen aus dem Fichtenholz des Tian-Shan Gebirges und soll vollständig ohne Metallnägel errichtet worden sein. Ähnlich einem buddhistischen Tempel ragt die dunganische Moschee in Karakols Stadtzentrum empor.
Nach dem Bethaus des Islams besuchen wir das Gotteshaus des orthodoxen Christentums, die russisch-orthodoxe Kathedrale der Heiligen Dreieinigkeit, welche in 1895 in Karakol errichtet wurde. Sie ist auch zum größten Teil aus Holz gebaut und soll auch gänzlich ohne Metallnägel und Metallschrauben auskommen. Zu Zeiten der Sowjets diente die Kathedrale der heiligen Dreieinigkeit als Lagerhaus, Tanzsaal, Veranstaltungsort für die sowjetischen Soldaten.
Nach dieser Epoche und den großen Zerstörungen an der Struktur, bedurfte es einer Restauration der Kathedrale der heiligen Dreieinigkeit. Anfang der 90er Jahre fand die erneute offizielle Weihung statt und seitdem wird sie auch wieder als Gotteshaus genutzt und kann auch von innen besichtigt werden.
Nach dem Sightseeing wird es Zeit für die Erledigung der letzten Besorgungen, bevor wir weiter ins Tian-Shan Gebirge zum Karkara Basislager fahren. Auf dem Markt von Karakol gibt alles, was man benötigt: von Lebensmitteln wie Fleisch, Backwaren, Gewürzen, Obst über Kleidung bis hin zu allen möglichen Ersatzteilen. Auch wichtige Dinge für eine bequeme Trekkingtour wie Kohletabletten, Sonnencreme, Kopfschmerztabletten oder auch Konsumgüter sind hier zu finden. Es ist die letzte Möglichkeit Kekse, Bonbons, Tee, Bier, Wodka zu kaufen, wer weiß, ob noch ein passende Gelegenheit kommt.
In Karakol stößt auch Aleksej, unserer englisch sprachige Bergführer, zu unserer Reisegruppe. Und dann sind es nur noch 90 Kilometer, die letzte Fahrt, bevor das Trekking anfängt, meine Beine sind schon ungeduldig. Die asphaltierte Straße lassen wir hinter uns, die letzten Funksignale der Handys schwinden, wir fahren immer höher ins Gebirge. Wir entdecken Pferde, vielen Bienenstöcke und Jurten der Einheimischen bevor wir eine alte, verlassene Polizeistation passieren. Die Landschaft öffnet sich vor uns, als wir uns der Grenze zwischen Kasachstan und Kirgistan nähern. Wir erreichen den Grenzkontrollpunkt bei Karkara und müssen unsere Reisepässe vorzeigen. Der Grenzposten kontrolliert in Ruhe die Reisepässe und schwatzt dabei mit Alik und Aleksej unseren beiden Guides.
Karkara Basislager – Am Grenzfluss zu Kasachstan
Es dauert nicht lange und einer der Soldaten klappt in aller Ruhe den Grenzbaum hoch und grüßt uns als wir vorbeifahren. Unser Ziel ist nun nur noch einige Fahrtminuten entfernt. Linkerhand sehen wir Grenzzäune und Wachtürme während die Schotterpiste rechts ins Karkaratal führt. Auf den grünen Wiesen und Hängen der Umgebung sehen wir wieder Pferde, Jurten, alte Bauwagen und Holzzäune. Vor uns tauchen gelbe Zelte, Jurten und ein alter Hangar auf. Wir erreichen das Karkara Basislager, das sich hier eingezäunt am Karkara Fluss befindet.
Direkt auf der anderen Seite des Flusses liegt Kasachstan, etwas erhöht sehen wir das kasachische Basislager mit einem eigenen Helikopter. Am Zaun des Karkara Basislager grasen jede Menge Pferde. Einheimische Kinder reiten auf Pferden vorbei und plötzlich hören wir die Turbinentriebwerke eines Helikopters, welcher im Tiefflug aus den Bergen kommt, eine enge Kurve fliegt und dann nicht weit von den gelben Zelten entfernt auf der Wiese des Karkara Basislagers aufsetzt.
Ein nicht alltägliches Schauspiel, das uns begeistert. In den gelben 2-Personen Zelten haben wir es uns gemütlich gemacht und jeder sortiert noch einmal seine Ausrüstung durch. Der Tagesrucksack, welchen man selber trägt und der 60 Liter große Transportsack, wo jeder Teilnehmer noch 12 Kilogramm Ausrüstung den Trägern für das Khan Tengri Trekking mitgeben kann. Der Rest der persönlichen Sachen, die man nicht für das Trekking im Tian-Shan Gebirge benötigt, verbleibt die nächsten Tage hier im Karkara Basislager.
Der alte Hangar ist gut eingerichtet mit einem großen Speisesaal, einem kleinen Raum mit Bar, Fernseher und Tischen zum Rauchen, TV schauen oder spielen. Überdacht befinden sich vor dem Hangar ein paar Sitzgelegenheiten. Die Zeit des Abendessens naht und wir sitzen alle schon brav im Speisesaal…nein es ist kein All Inclusiv Urlaub. Zu dieser Zeit sind wir die einzigen Gäste / Besucher im Karkara Basislager.
Eine heiße Suppe, ein reichhaltiges Fleischgericht und als Nachtisch kann man sich jede Menge Obst wie Melonen, Äpfel, Gebäck und andere Desserts vom Buffet nehmen. Bei ein, zwei Bier besprechen wir mit unseren beiden Guides die nächsten Tage. Den Ablauf, die Wetteraussichten, die Trekkingroute zum Khan Tengri Basislager, das Gepäck und sonstige Fragen, welche wir haben, werden beantwortet. Der nächste Morgen würde früh beginnen, denn ab 7:00 Uhr müssen wir mit unserer Ausrüstung fertig zum Abflug bereit sein.
Die Nacht war kurz, aber angenehm durch das nahe Rauschen des Grenzflusses, der Morgen ist etwas feucht und kühl, dafür begrüßt uns ein klarer blauer Himmel. In der Ferne sieht man einige Wolkenfetzen auf den schneebedeckten Berggipfeln. Mein Schlafsack und die Ausrüstung sind schnell bereitgestellt und so bleibt noch Zeit für ein entspanntes Frühstück, bevor die Hektik einsetzt.
Frisches Brot, Rührei, gefüllte Teigtaschen, eine Menge Melone und ein starker Kaffee bilden meine Grundlage für den heutigen ersten Trekkingtag. Das Khan Tengri Basislager hat per Funk durchgegeben, dass die Flugverhältnisse top sind und so herrscht um 07: 30 Uhr ein reges Treiben am Mi-8 Helikopter: Tanken, Technik überprüfen, die Ausrüstung laden und schließlich kommen die Träger, Guides und wir an Bord. Die Turbinentriebwerke werden gestartet und aufgeheizt, einige Zeit später fangen die Rotoren an sich langsam zudrehen. Die Betriebstemperatur ist erreicht und wir heben ab. Langsam fliegen wir über das Karkara Basislager und dann schneller und höher hinauf in die Bergwelt Zentralasiens.
Hier könnt ihr lesen, was bei unserem Trekking im Tian-Shan Gebirge noch geschah:
In Kürze…
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Übersichtskarte des Tian-Shan Gebirges (Kirgistan)
Reiseinfos für Kirgistan
Voraussetzungen fürs Khan Tengri Trekking:
Für das Trekking zum Khan Tengri Basislager sollte man eine gute Kondition haben. Die Gehzeiten der Tagesetappen liegen zwischen 4 und 8 Stunden. Trittsicherheit in unwegsamen, steilen Gelände, sowie in Geröllfeldern und auf Eis und Schnee sind Voraussetzung. Es geht von 3.000m Höhe bis auf 4.100m Höhe hinauf. Es wird gegen 9 Uhr gestartet, zwischendurch öfters eine Rast eingelegt und am späten Nachmittag gelangt man meist am nächsten festinstallierten Camp an. Der südliche Inyltschekgletscher kann zum großen Teil ohne Steigeisen gegangen werden. Leichte Grödel oder Schneeketten sind je nach nach Wetter- und Geländesituation jedoch von Vorteil.
Etappen beim Khan Tengri Trekking:
01. Tag – Anreise
02. Tag – Ankunft in Bischkek – Stadtbesichtigung – Übernachtung in Bischkek.
03. Tag – Transfer von Bischkek nach Karakol – Übernachtung in Karakol.
04. Tag – Transfer von Karakol zum Karkara Basislager
05. Tag – Helikopterflug – Wanderung vom Absetzpunkt zum Iva Camp
06. Tag – Wanderung vom Iva Camp zum Glina Camp
07. Tag – Wanderung vom Glina Camp zum Polyana Camp
08. Tag – Ausflug vom Polyana Camp zur Merzbacher Wiese
09. Tag – Wanderung vom Polyana Camp zum Komsomolski Camp
10. Tag – Wanderung vom Komsomolski Camp zum Dikiy Camp
11. Tag – Ausflug vom Dikiy Camp oder optionale Besteigung des Pik Pesnaya Abaya (4.901m Höhe)
12. Tag – Wanderung vom Dikiy Camp zum Khan Tengri Basislager
13. Tag – Ausflug vom Khan Tengri Basislager
14. Tag – Helikopterflug vom Khan Tengri Basislager zum Karkara Basislager – Weiterfahrt zum Issyk-Kul See
15. Tag – Transfer vom Issyk-Kul See nach Bischkek
16. Tag – Besuch des Och-Basars in Bischkek
17. Tag – Heimreise
Empfohlene Ausrüstung/Packliste fürs Khan Tengri Trekking:
– Ein Expeditionssack, stabiler Rucksack oder robuste Sporttasche oder Reisetasche für das Equipment, welches während des Trekkings nicht benötigt wird und im Basislager verbleibt.
. Einen großen oder mehrere kleineew wasserdichte Packsäcke für den 60 Liter großen Packsack, welchen sie vor Ort erhalten und der von den Trägern getragen wird (maximal 12 kg).
– Ein Tagesrucksack (Wanderrucksack bis 35 Liter) mit wasserdichter Regenhülle für persönliche Utensilien (Regenbekleidung, Fotokamera, Pullover, Trinkflaschen, Lunchpaket, usw. ) während der Trekkingtour.
– Feste knöchelhohe wasserdichte Trekkingschuhe (mindestens Kategorie B), welche gut eingelaufen und frisch imprägniert sind.
– Ein leichtes Paar Schuhe für die warmen Tage und Stadtbesichtigungen.
– Vorteilhaft sind auch leichte Grödel oder Schneeketten für die Trekkingschuhe bei Eis oder frischem Schnee.
– Warmer Schlafsack welcher auch für den Minusbereich (Komfortbereich bis mindestens -15 °C) geeignet ist und vielleicht ein Schlafsackinlet. Die Temperaturen können in den Höhenlagen von 3.000 bis 4.000 Metern Höhe nachts durchaus bis auf -15 °C sinken.
– Eine dünne Isomatte für den persönlichen zusätzlichen Komfort zusätzlich zu den vorhandenen Matten in den Trekkingcamps.
– Trekkingstöcke als zusätzlicher Halt bei schwierigen Bedingungen oder zur Entlastung der Gelenke.
– Trinkflaschen & Thermosflasche oder Trinksystem & Thermosflasche
– Sommerliche Bekleidung für den Tag, sowie auch winterliche Bekleidung für die kalten Nächte (bis zu -15 °C) sind notwendig.
– Lange wärmende Kleidung (Pullover, Isolationjacke, Mütze, Schlauchtuch, Handschuhe) gegen Wind, Kälte und Sonne für das Tian-Shan Gebirge
– Regenbekleidung (Regenjacke, Regenhose und Gamaschen) gegen Regen und Wind.
– Wechselbekleidung für die Abende in den Camps oder wenn das erste Bekleidungs-Set komplett nass ist.
– Stirnlampe für die Nächte
– Sonnenschutz (Kopfbedeckung, Sonnenbrille, Sonnenschutzcreme, Lippenstift)
– Handtuch zum Abtrocknen
– Reisewaschmittel und ein paar Wäscheklammern
– Medikamente und Hygieneartikel (Je nach Eigenbedarf, Empfehlung: Kopfschmerztabletten, Kohletabletten und Pflaster)
– Oropax für die Nacht (es herrscht nie 100%-ige Ruhe in den Basislagern, wenn diese gerade stark besucht sind).
– Waschutensilien
– Toilettenpapier (Ist Gold wert. Vor allen Dingen wenn einen der Magen Probleme macht.)
– Reisepass, Reiseunterlagen, Internationaler Impfausweis
– Elektronik (Handy, Kamera, GPS-Gerät) sowie Ersatzakkus. Sinnvoll ist eine Akkubank mit Netzadapter zum Laden in den Camps
– Kopien aller wichtiger Reisedokumente
– Geldgürtel, Brustbeutel zur Aufbewahrung der Dokumente und des Geldes
Markierung der Khan Tengri Trekkingroute:
Die Pfade und Wege sind sehr gut im Kartenmaterial der Alpenvereinskarten Inylschek – Tien Shan / Kyrgyzstan (0/14) und Khan Tengri – Tien Shan / Kyrgyzstan (0/15) (Maßstab: 1:100.000) eingezeichnet. Beim Khan Tengri Trekking selber gibt es öfters Markierungen und Steinmännchen, welche den Weg weisen. Im Bereich des südlichen Inyltschek Gletschers müssen die Routenverläufe und Markierungen durch die Gletscherbewegungen jedes Jahr neu festgelegt werden.
Währung in Kirgistan
Der Som ist die offizielle Währung in Kirgistan. Nach dem Rubel als Währung während der Sowjetzeit wurde 1993 der Som als Kirgistans Währung eingeführt. Die Bezahlung mit EC- bzw. Kreditkarten ist in Kirgistan noch nicht verbreitet. Es gibt in den größeren Städten einige Automaten in den Banken oder am internationalen Flughafen Bischkek – Manans. Es ist jedoch empfehlenswert Euro oder US-Dollar in sauberen und unbeschädigten Scheinen (50er und 100er) mitzubringen und in den Wechselstuben zutauschen. Bei den Einheimischen für Getränke, Nahrungsmittel und Souvenirs geht sowieso nur in Bar. Tauschen sie die großen Som Scheine aus den Bankautomaten und Wechselstuben in eine kleinere Stückelung (10er, 20er, 50er, 100er und 200er) für die Reise in Kirgistan um.
Anreise/Abreise nach Kirgistan
Per internationalen Flug (z.B. Turkish Airlines) nach Kirgistan in die Hauptstadt Bischkek. Der internationale Flughafen ist Bischkek – Manas (FRU). Vom Flughafen Bischkek – Manas sind es etwa 50 Minuten Fahrzeit in Bischkeks Innenstadt. Von Bischkek per Transfer ins 400 Kilometer entfernte Karakol. Anschließend sind es etwa 80 Kilometer ins Karkara Basislager. Die Rückreise erfolgt wie die Anreise nach Kirgistan.
Beste Reisezeit für Kirgistan
Kirgistan verfügt über ein trockenes kontinentales Klima mit ziemlich kalten Wintern und heißen Sommern, wo es extreme Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht, sowie zwischen den Jahreszeiten Sommer und Winter gibt. Im Süden Kirgistans können im Sommer bis zu 45 °C erreicht werden und im Norden Kirgistans im Winter um die -20 °C. In der Höhe der Berge Kirgistans sind natürlich noch viel tiefere Extremtemperaturen möglich.
Die Recherche erfolgte mit freundlicher Unterstützung
des Reiseveranstalters DIAMIR Erlebnsireisen.
Text & Bilder: Mario Hübner
Reiseführer, Wanderführer & Wanderkarten für Kirgistan
1 Kommentar
ein interessanter Reisebericht der Lust macht, und sehr schöne Fotos! Diese Region kenne ich bisher nur aus den Romanen von Tschingis Aitmatov…
Klingt aber lohnend für eine längere Reise:-)
Vielen Dank!