Zweiter Teil unseres Aufenthaltes in Breckenridge (Colorado)
Die Nacht war kurz, richtig kurz. Der Wecker riß mich um 4 Uhr aus dem Schlaf. Schnell Kaffee aufgesetzt und gefrühstückt, sonst war alles vorbereitet, denn meinen Rucksack hatte ich gestern Abend noch gepackt. Ein Blick nach draußen versprach einen kühlen, aber klaren Morgen. Frank mein lokaler Guide von CBST Adventures kam pünktlich und wir starteten.
Wir fuhren knapp 15 Kilometer südlich auf dem Colorado 9, bogen dann zweimal rechts ab und erreichten unseren Startpunkt. Ein anderes Auto parkte hier schon. Im Schein unserer Stirnlampen bereiteten wir unsere Ausrüstung vor. Mütze auf, Handschuhe an und langsam begannen wir den Aufstieg zum Quandary Peak (4.348 m Höhe) in der Tenmile Range, einem Gebirgszug der Rocky Mountains.
Halb schlafend, noch eine gute Portion der leckeren Craft Beer Sorten der Broken Compass Brewing im Blut, wanderten wir entspannt los. Die Morgendämmerung brach gerade an und im Osten wurde es langsam heller. Der Himmel war bis auf ein paar kleine Wölken total klar. Die Lichtkegel unserer Stirnlampen tanzten hin und her. Der Atem kondensierte in der kalten Luft und auf den Pflanzen lag eine weiße Frostschicht. Leichte Minusgrade in der Nacht, die ersten Vorboten des Winters, waren gekommen.
Der Wanderpfad führt uns zwischen den Bäumen aufwärts immer in Kehren aufwärts und nach einer Stunde hatten wir den Waldbereich komplett verlassen. Im Osten färbten sich jetzt die Wolken rot und in Gipfelrichtung sah man jetzt die Erhebung des Quandary Peak (4.348 m Höhe). Den Gipfel des Quandary Peak konnten wir noch nicht sehen, wie mir Frank der Guide erklärte. Der Berg tauchte langsam ins Morgenrot der Sonne. Kurze Zeit später wurden wir auch von den Sonnenstrahlen gewärmt.
Auf dem Bergrücken ging es immer höher, dann konnte man sich auf einem relativ flachen Wegstück etwas erholen, bevor der letzte steile Anstieg im geröllartigen Gelände anstand. Die Aussicht wurde immer besser, die Restenergie des Craft Beer war schon lange verbrannt und nach 3 ½ Stunden Aufstieg standen wir auf dem Quandary Peak Gipfel (4.348 m Höhe). Was für ein Panorama man hier oben erleben konnte. Das frühe Aufstehen hatte sich wieder einmal gelohnt. Mein erster “Fourteener” in den Vereinigten Staaten. Genial! 🙂
Im Windschatten einiger Felsbrocken des Quandary Peak Gipfels machten wir Rast und genossen die Rundumsicht, Ruhe und die frische Bergluft. Nach einer Stunde Gipfelaufenthalt stiegen wir wieder hinab. Jetzt kamen uns dann und wann einige Wanderer entgegen. Es erstaunte mich was für Leute hinauf kamen. Trailrunner, normale Wanderer, dann Spaziergänger in Halbschuhen oder Leute ohne Rucksack und Jacken gegen den kalten Wind. Die gut ausgerüsteten Menschen schienen mir die trainierten und erfahrenen Wanderer zu sein und die leichtsinnigen Personen, schwitzten und schnauften sich den Quandary Peak hinauf.
In den Vereinigten Staaten von Amerika gab es also auch das Phänomen der Sandalentouristen mit den Panoramakarten. Nicht auf den Wetterbericht achten, ohne entsprechende Ausrüstung (wenigstens Regenjacke und genügend Wasser), einfach mal auf über 4000 Metern Höhe herumlatschen. Frank mein Guide bestätigte mir die “Machen wir es selbst” Mentalität. Ohne Guide und ohne entsprechende Ausrüstung irgendwo raufkraxeln und hinterher wieder irgendjemanden verklagen wollen. Kurz nach Mittag erreichten wir dann wieder unseren Startpunkt der Wanderung.
Den Rest Tages ließ ich mit einem Nachmittagsschlaf, einem längeren Spaziergang durch Breckenridge und einem leckeren Burger im “Ollie´s Pub & Grub” ausklingen. Übrigens, einmal in der Woche ist dort Burger Night.
Borea Pass – Der erste Schnee ist gekommen
Gegen 7 Uhr war ich schon mit dem Auto unterwegs. Bevor ich zur Tageswanderung aufbrach, wollte ich hinauf zum Boreas Pass (3499 m) fahren, die Landschaft genießen und einige Landschaftsfotos machen. Wenn man aus dem Ort Breckenridge hinaus fährt wird die asphaltierte Straße zur Schotterstraße und windet sich dann immer weiter hinauf. Der Pass war früher auch als Breckenridge Pass bekannt und In den 1860er Jahren nutzten viele Leute ihn, welche es durch den Colorado Goldrausch nach Breckenridge zog.
In 1866 wurde der Pass für Planwagen und Kutschen passierbar gemacht und in 1882 begann man mit der Verlegung von Gleisen. Um 1937 wurde die Strecke dann stillgelegt und nach dem 2. Weltkrieg für den Autoverkehr passierbar gemacht. Am Borea Pass angekommen erwarteten mich ein blauer Himmel und die Überreste der Vorboten des Winters. Über Nacht war etwas Schnee gefallen, welcher im Schatten der Berge noch nicht weggetaut war. Am Borea Pass verläuft übrigens auch die kontinentale Wasserscheide.
Wanderung auf dem McCullough Gulch Trail
Nach dem morgendlichen Ausflug zum Borea Pass fuhr ich zum Ausgangspunkt meiner heutigen Wanderung auf dem McCullough Gulch Trail. Gegen 9 Uhr kam ich am Startpunkt an und wie ich sah, war ich bei diesem schönen Herbstwetter nicht der einzige Wanderer. Die Wanderroute führte mich erst auf einer alten Minenstraße bergauf und dann ging es weiter auf einem Waldpfad. Chipmunks liefen neben dem Trail, in den Ästen der Bäume spielten Eichhörnchen und hier und dort hörte ich einige Vögel zwitschern.
Der Schnee der letzten Nacht taute langsam in der Sonne und der Himmel hatte eine satte blaue Farbe. Nach dem Waldstück kam ich auf eine Freifläche und linkerhand waren die White Falls zu sehen, wo ich eine kleine Rast einlegte. Von hier aus, war es dann auch nicht mehr weit bis zu meinem Tagesziel: Einen kleinen Gletschersee. Am Himmel zogen mehr und mehr Wolken auf und ich suchte mir abseits des Sees, ein ruhiges und windgeschütztes Plätzchen zum Verweilen.
Beim Abstieg ließ ich meinen kurzen aber aktiven Breckenridge Aufenthalt in Gedanken Revue passieren. Breckenridge ist definitiv ein Plätzchen, wo man einige Zeit verbringen kann, ohne Langeweile zu bekommen. Mit den vielfältigen Möglichkeiten an Outdooraktivitäten wäre es auch nicht untertrieben, Breckenridge als Outdoorspielplatz für Erwachsene zu bezeichnen.
Wir werden sehen, wann es mich wieder nach Colorado verschlägt. Hoffentlich wird nicht so viel Wasser den Blue River hinunterfließen, bevor meine Wege mich wieder nach Breckenridge führen. Ach, ja und im Winter soll es ja ein Skiparadies sein!
Hier könnt Ihr lesen, was bei unserem Aufenthalt in Breckenridge vorher geschah:
Breckenridge (Teil 1) – Goldrauschfeeling, Bourbon Whisky und Craft Beer…
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Inhaltsverzeichnis
Tourentipps, Unterkünfte und sonstige interessante Orte:
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Reiseinfos:
Anreise:
Anreise mit dem Flugzeug: Der internationale Flughafen Denver liegt knapp eineinhalb Autostunden entfernt. Für die Weiterreise von Denver empfiehlt sich im Sommer ein Mietwagen und in der Winterzeit gibt es einige Shuttleverbindungen. Lufthansa bietet aus Deutschland Direktflüge vom Flughafen Frankfurt am Main an.
Beste Jahreszeit:
Zum Wandern, Biken und für alle anderen Sommeraktivitäten bietet sich die Monate (Mai bis Oktober) an. Für die Winteraktivitäten bietet sich hier der Zeitraum von November bis April an.
Die Recherche erfolgte mit freundlicher Unterstützung
Text & Bilder: Mario Hübner
Reiseführer, Wanderführer und Wanderkarten:
9 Kommentare
Mit Stirnlampen und in der Kälte dampfendem Atem einen Berg hinauf zu wandern hat schon was. Vor allem, wenn sich am Ziel eine so tolle Aussicht bietet, wie auf Euren Fotos.
4.400 m sind schon ‘ne Hausnummer. Ich glaube, über 2.700 m bin ich in den Staaten nie gekommen (Gegend von Bodie, CA). Und da fing es schon an zu schnaufen.
Die Sandalen-Touristen triffst du im übrigen in ganz USA. Unglaublich, mit welcher Ausrüstung die da echt schlechte Wege begehen oder in Gegenden wie das Death Valley trauen 🤔 .
Wünsche dir weiterhin viel Spaß in den Bergen.
Das sind tolle Fotos von einer sehr beeindruckenden Landschaft! Die Kombination von Bergen und Seen ist für mich immer wieder unfassbar schön!
Herzliche Grüße
Sabine
Was für eine tolle Landschaft und was für wahnsinnig schöne Aussichten sich dir bei den Wanderungen geboten haben.
Der See am McCullough Gulch Trail in Breckenridge gefällt mir am Besten. Hat bisschen was vom Pragser Wildsee in Italien.
Liebe Grüße
Christina
Lieber Mario,
wow, was für ein schöner Artikel mit noch tolleren Fotos.
Die Aussicht muss wirklich unglaublich gewesen sein. Ein bisschen rätselhaft ist mir das Verhalten der Sandalen-Touristen dann aber doch. Wie du schon schreibst: immerhin festes Schuhwerk, eine gute Jacke und genug zu trinken könnten sie doch dabei haben. Aber vielleicht haben sie diese Dinge nach der Wanderung ab sofort immer dabei. 😉
Danke, für den tollen Artikel.
Viele liebe Grüße
Kathi
Hallo Mario,
puh, der Aufstieg zum Quandary Peak hätte mich so früh morgens glaub ich ganz schön Ãœberwindung gekostet – mal ganz abgesehen davon, dass ich vermutlich deutlich länger gebraucht hätte. Aber der Ausblick ist natürlich wirklich sensationell! Und die Sandalen-Touristen scheint es einfach überall zu geben… 😉
Viele Grüße
Katharina
Hallo Mario,
wunderschöne Eindrücke, die Fotos sprechen wirklich für sich. Der Blick auf den Goose Pasture Tarn ist mein absoluter Favorit. Aber bei uns in den Karnischen Alpen gibt es auch ein paar solcher Naturschätze, die eine ähnliche Kulisse bieten.
LG, Anita
Hallo Mario, die Zeiten in denen ich solche Berge bestiegen habe, sind leider vorbei, umso schöner, dass andere Menschen Fotos von ihren Touren öffentliche herzeigen. tolle Aufnahmen von einer atemberaubenden Gegend. Liebe Grüße, Claudia
Hallo Mario,
So früh morgens finde ich das immer sehr anstrengend; wobei: Wenn man sich einmal aufgerafft hat und wirklich so früh los ist, wird man belohnt, wie man auch bei Dir sieht! Eine traumhafte Aussicht. Die Rocky Mountains scheinen wirklich schön zu sein!
Liebe Grüße,
Barbara