Erster Teil unseres Aufenthaltes in Finnland
Nach Skandinavien rief uns diesmal Finnland, das Land der Seen und Wälder. Wir wollten das einzigartige Naturerlebnis mit den eigenen Sinnen, sehen, fühlen und schmecken. Mit dem Flugzeug reisten wir über Helsinki nach Kuusamo. Der Himmel war bei unserer Landung sehr wolkig und die Temperatur frisch. Am kleinen Flughafen von Kuusamo begrüßte uns bei den Gepäckbändern das bekannte Rentier, welches viele Gäste im Winter ablichten.
Seen, Wälder rauschten bei unserer kurzen Fahrt an uns vorbei, als wir mit unserem Shuttle in die Nähe der russischen Grenze fuhren. Isokenkäisten Klubi war unser Ziel, eine Zuflucht in den finnischen Wäldern im Nordostens des Landes. Sirpa und Katja, die beiden Schwestern und Inhaberinnen bereiteten uns einen herzlichen Empfang in ihrem Familienbetrieb. Isokenkäisten Klubi heißt zu Deutsch übrigens “Der Club der großen (Schuh-) Nummern“. Bei einem Aperitif und kleinen Snacks lauschten wir der Entstehungsgeschichte des Beherbergungsbetriebes. Vor vielen Jahren hatte alles mit ihrem Vater begonnen, der an dem nahegelegenen Heikinjärvi See zum Eisfischen kam.
Einige Gäste wollten gerne mit und in der kleinen Hütte am Heikinjärvi See übernachten. In der Entstehungszeit noch eine einfache Unterkunft, wurde das Gebäude über die Jahre vergrößert und das heutige Gasthaus Klubi entstand. Dazu kamen weitere Hütten im traditionellen Blockhausstil und das Wildmarkhotel Kortteeri mit 8 Doppelzimmern. Zum Heikinjärvi See hin befindet sich eine finnische Rauchsauna, sowie die samische hölzerne Kota “Helekuta” mit einem Grill und offenen Feuer zum Feiern, Essen und Trinken. Alle Gebäude und Erweiterungen wurden aus Materialien von alten Holzhäusern gefertigt, welche in anderen Teilen Finnlands abgebaut und hier dann wiederverwendet wurden.
Den Übernachtungsgästen stehen im Sommer am Ufer eine Rauchsauna, ein Ruderboot, Kanus, sowie eine Lagerfeuerstelle zur freien Nutzung zur Verfügung. Im Winter bewegen sich die Gäste eher auf Ski, mit dem Tretschlitten, auf Schneeschuhen durch die Natur oder auch motorisiert mit dem Schneemobil oder Quad. In allen Jahreszeiten stehen natürlich Wellness und Sauna hoch in der Gunst der Gäste und so muss man die Krönung der weltberühmten finnischen Saunakultur, die Rauchsauna einmal erlebt haben.
Das Gasthaus Klubi (Haupthaus) ist sehr gemütlich eingerichtet und strahlt ein familiäres Flair aus. Die Schwestern Katja und Sirpa kochen eine traditionelle nordische Küche mit saisonalen Zutaten aus der Region. Wir würden es wahrscheinlich Bio-Küche nennen, für die Gastgeberinnen ist es normal, das die Kartoffeln vom hauseigenen Acker stammen, die Fische aus dem nahen Heikinjärvi See sind oder die Beeren aus dem angrenzenden Wald. Frisch und regional ist ihr Geheimnis der Küche.
Am späten Nachmittag trafen wir uns in der Gaststube zu einem frühen Abenddinner, denn später würden wir zur Bärenbeobachtung fahren. Das Essen überzeugte unsere Gaumen, von der hochwertigen, traditionellen Küche. Anschließend fuhren wir nach Karhu-Kuusamo und trafen uns mit dem Naturführer Tuomo von Bear Kusaamo Ltd. Von unserem Treffpunkt liefen wir eine Forststraße hinunter und kamen nach einigen Minuten zu einem Sumpfgebiet. Zur Bärenbeobachtung waren mehrere Holzgebäude aufgestellt worden.
Das neueste Gebäude würde für die nächsten Stunden unser Beobachtungsstand sein und wir waren überrascht wie komfortabel es doch eingerichtet war. Auf der Seite zur Lichtung hin, befanden sich verspiegelte Fensterscheiben. Darunter gab es aus Stoff dicke Vorhänge mit Öffnungen, wo der Fotoapparat oder das Fernglas hindurchgesteckt werden konnte, um prima die Bären zu beobachten oder zu fotografieren. Vor der Fensterseite standen in zwei Reihen Stühle mit Decken, wobei die zweite Reihe zur besseren Sicht etwas erhöht war. Hinter den Stuhlreihen war zum Rauminneren des Holzgebäudes ein schwerer Vorhang vorhanden.
Dahinter standen mehrere Doppelstockbetten, eine Kochstelle, ein Holzofen sowie eine Tür zu einem WC. Also alles sehr komfortabel. Wir hatten damit gerechnet eventuell einen Bären zusehen, aber hier wird entsprechend nachgeholfen. Der Naturführer nahm zwei Eimer mit Fischen und verteilte Sie am Waldrand, am Wasser und an den Wiesenrändern. Danach kam er in die Hütte und teilte uns mit, dass wir jetzt warten müssten.
Nach einer Stunde tauchte der erste Bär auf. Erst vorsichtig sich immer wieder umschauend, fraß er von den ausgelegten Fischen am anderen Ufer. Plötzlich schreckte Ihn etwas auf und er wetzte in den Wald. Gleich darauf kam ein größeres Exemplar zwischen den Bäumen hervor, der auch bald wieder verschwand. Anschließend betraten 2 Bären die Lichtung und schließlich tauchte eine Bärenmutter mit ihren 2 Jungbären auf. Die Jungbären tollten umher und kletterten in die Bäume hinauf. Irgendwann verschwanden Sie auch und zwei weitere Bären näherten sich vorsichtig. Wir waren sprachlos, von diesem Treiben.
Die Bären in der freien Natur zu erleben ist schon ein einzigartiges Erlebnis und dann gleich noch 9 verschiedene Bären bei einer Bärenbeobachtung ist spitze. Wir fotografierten und staunten bis die Dämmerung einbrach und das Tageslicht nicht mehr ausreichte. Der Naturführer prüfte unseren Rückweg, damit wir keinem Bären zufällig begegnen würden. Das Schlimmste wäre, wenn wir zwischen Bärenmutter und Jungbären geraten würden, denn das kann für den Menschen tödlich enden.
Mit diesen bleibenden Eindrücken begaben wir uns auf den Rückweg. Bärenbeobachtung ist ein fantastisches Erlebnis, auch wenn die Fütterung der frei lebenden Bären und damit der Eingriff in die Natur kritisch betrachtet werden kann und sollte. Nach einer kurzen Autofahrt kamen wir wieder am Isokenkäisten Klubi an und saßen noch etwas bei einem warmen Getränk zusammen.
Hier könnt ihr lesen, was bei unserem Aufenthalt in Finnland noch geschah:
Finnland (Teil 2) – Von Kanufahren, Polarlichtern, Sauna und Huskies…
Weitere Eindrücke über Ruka-Kuusamo erhaltet ihr auf anderen Webseiten hier:
Finnland im Herbst: 6 Dinge, die Du in Ruka-Kuusamo erleben kannst
Sampling the Best Kuusamo Saunas
Iss & schlaf`Dich mit mir durch Finnland: Von Komfort bis Outdoor beim Reisen.
Die Wissenschaft vom Dampf: Sauna in Finnisch-Lappland
Wellness für Anfänger: Saunatour in Kuusamo
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Tourentipps, Unterkünfte und sonstige interessante Orte:
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Reiseinfos:
Anreise:
Anreise mit der Bahn: Es gibt drei Bahnstationen in der Nähe von Ruka – Oulu, Rovaniemi, und Kemijärvi. Alle sind sind von Helsinki aus einfach zu erreichen. Der Busbahnhof in Kuusamo ist nur wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt. Sie können Ruka auch mit einem Linienbus erreichen, der von Kuusamo fährt.
Anreise mit dem Auto: Knapp 800 Straßenkilometer liegt Ruka von Helsinki entfernt. Helsinki und Kuusamo sind durch die Autobahnen E75 und 5 miteinander verbunden.
Anreise mit dem Flugzeug: Die Anreise nach Kuusamo erfolgt meist über den Flughafen Helsinki. Der Flug dauert von Helsinki eine knappe Stunde und vom Flughafen Kuusamo fährt ein Shuttlebus in das Zentrum von Ruka, welches etwa 25 Kilometer entfernt ist.
Beste Jahreszeit:
Zum Wandern, Biken und für alle anderen Sommeraktivitäten bietet sich die Monate (Juni bis Oktober) an. Für die Winteraktivitäten bietet sich hier der Zeitraum von Oktober bis Juni an.
Die Recherche erfolgte mit freundlicher Unterstützung
von Visit Finland und der Ruka-Kuusamo Tourist Association.
Text & Bilder: Mario Hübner
2 Kommentare
Was gabs denn zum Beispiel als hochwertiges Finnisches Essen? Habt ihr auch mal Bärenfleisch probieren können? Das haben wir, die nordicfamily, vor Jahren mal in Schweden bei einem Jäger probiert. Im sommerlichen Finnisch Lappland haben wir leider keine Bären gesehen, trotzdem hat uns die Wildnis sehr gefallen. Da haben wir einige Berichte im Blog: http://www.nordicfamily.de/nach-plattem-rad-wandern-mit-kindern-in-finnland/ Herzliche Grüße von Geertje von der nordicfamily
Schöner Bericht. Er weckt viele Erinnerungen. Die Bärenbeobachtung war für mich auch eine der eindrucksvollsten Erlebnisse in Kuusamo. Ich reise seit vier Jahren durch Finnland. Aber kaum etwas hat mir so viel Respekt und Ehrfurcht abgenötigt wir diese dreilebenden Bären.
Herzlich Grüße, Tarja