Die großartige Bergwelt zwischen Isar und Inn
Wir möchten Euch heute den sehr schönen Bildband “Karwendel” von Heinz Zak vorstellen, welcher im April 2014 erschienen ist. Das Karwendel ist das größte Naturschutzgebiet der Ostalpen. Charakteristisch für dieses Gebirge der Nördlichen Kalkalpen sind die vier Hauptketten, die allesamt als mächtige, schroffe Felsmauern und -kämme von Ost nach West verlaufen. Dazwischen erstrecken sich kilometerlange, ursprüngliche Täler, durch deren Grund klare wilde Wasser wie die junge Isar oder der Rissbach rauschen. Blickt man von der Grathöhe des südlichsten Karwendelkamms, der Innsbrucker Nordkette, nach Süden hinab, liegt einem die quirlige Tiroler Landeshauptstadt zu Füßen; schaut man gen Norden kann das Auge in dieser einsamen, urweltlichen Felswildnis keine menschliche Siedlung ausmachen. Für die Bergsteiger und Naturliebhaber zwischen München und Innsbruck ist das Karwendel von jeher Sehnsuchtsort und Bergheimat in einem gewesen.
Keiner kennt die Felswildnis zwischen Isar und Inn so gut wie der Tiroler Bergsteiger und Extremkletterer Heinz Zak, kein anderer Fotograf lässt uns die majestätische Größe und Vielfalt dieses Gebirges so unmittelbar erleben wie er. Seine eindrucksvollen Bilder öffnen die Augen für das Besondere und halten flüchtige Momente als kostbare, zeitlose Kunstwerke der Natur fest. Zak komponiert mit Farben, Formen und Strukturen, mit Licht und Schatten und vor allem: mit der Gabe des Blicks für den einzigartigen Augenblick. Entstanden ist so ein meisterhafter Bildband, der uns die mythische Schönheit dieses Gebirges wie eine vielstimmige, bislang ungehörte Karwendelsinfonie auf faszinierende Weise neu erleben lässt.
Der alpinen Erschließungsgeschichte und der Entwicklung des Felskletterns sind eigene Kapitel gewidmet. Die schönsten Tourenziele werden mit informativen Texten und heiter-konkreten Blicken auf Almen und Hütten, Wege und Gipfel ebenso vorgestellt wie Flora und Fauna, Klammen und Schluchten oder Besonderheiten der Geologie. Die ausdruckstarke Bildsprache passt sich gekonnt dem Gegenüber an: hier ein opulentes, fast barockes Schwelgen in der Farbenpracht der Blüten, dort der machtvolle Fokus auf die Lebenskraft uralter Baummajestäten, dann wieder das kreative, reduzierte Spiel mit filigranen, abstrakten Formen und Linien wie Felsbändern, fließenden Wassern, Eiskristallen oder Blättern und Halmen. Darüber hinaus entführen dramatische Gewitterstimmungen oder nahezu mythische Fels- und Wolkenbilder in das innere Zauberreich des Karwendels, wie es wohl nur wenige kennen.
_______________________________________________
Leseprobe:
Die schönsten Gebietsdurchquerungen
Wanderparadies Karwendel
Der Klassiker: “Karwendelmarsch” von Scharnitz nach Pertisau
Diese alte, sehr beliebte Karwendeldurchquerung hat eine lange Tradition und gilt als eine der schönsten und bekanntesten Hüttenwanderungen der Ostalpen. Seit 2009 wird entlang dieser Strecke (52 km, 2280 Hm) wieder der neu belebte “Karwendelmarsch” abgehalten. 2500 Teilnehmer bewältigen die Strecke dann an einem Tag – die Bestzeit der Läufer liegt bei 4.26.53 Stunden. “Normalverbraucher” lassen sich für diese Durchquerung drei Tage Zeit, und wem selbst dies zu lang ist, der kann die Tour problemlos in der Eng beenden.
Die schönste Zeit für dieses Unternehmen ist der wetterbeständige Spätherbst und der – leider oft regnerische – Juni, wenn die Alpenblumen blühen. Wer in den Bergen die Ruhe sucht, sollte das erste Wochenende im September meiden (Karwendelmarsch). Von Scharnitz aus geht es gemütlich auf breiter Forststraße Richtung Karwendelhaus. Schon nach 5 Kilometern sollte ein kurzer Abstecher (150 Meter) zum malerischen Wasserfall am Karwendelsteg nicht versäumt werden. Flach verläuft der Anstieg bis hinter die Anger- und Larchetalm, dann geht es steiler zum Karwendelhaus hinauf.
Dort bleibt noch genügend Zeit, die herrlichen Ausblicke ins Karwendeltal und hinüber zu den Lalidererwänden zu genießen. Ohne Anstrengung wird tags darauf der romantische Kleine Ahornboden erreicht. Nach einer ausgiebigen Rast im Schatten der alten Ahornbäume zieht der Weg gleichmäßig ansteigend über die urtümlich erhaltene Ladizalm hinauf zur Falkenhütte am Fuß der Laliderer-Nordwand.
Mühelos geht es am nächsten Tag direkt unter den mächtigen Kalkmauern hinüber zum Hohljoch. Wen das geschäftige Treiben am Großen Ahornboden in der Eng stört, kann gleich zur etwas ruhigeren Binsalm weiterwandern. Nach einer erholsamen Nacht auf der Lamsenjochhütte klingt dieses große Unternehmen im reizvollen Falzthurntal aus: über die Gasthäuser Gramai und Falzthurn geht es hinaus nach Pertisau am Achensee.
An die höchste Quelle der Isar: Scharnitz – Halleranger – Inntal
Von Scharnitz aus geht es auf dem Forstweg lang und flach ins Hinterautal, meist direkt entlang der türkisgrünen Isar. Beim eingezäunten Quellgebiet “Bei den Flüssen” lohnt es sich, einige der Quellen der Isar, die hier direkt aus dem Berg sprudeln, in einem kleinen Spaziergang zu erkunden. Vor dem Anstieg zum Halleranger bietet die schön gelegene Kastenalm noch eine gute Einkehrmöglichkeit. Von hier führt ein kurzes Steilstück hinauf in das wunderbare Hochtal.
Vorbei an der blumengeschmückten Almhütte des Lafatscher Niederlegers spaziert man entlang der herrlichen Almwiesen zu den malerisch unter den steilen Wänden der zweiten Karwendelkette gelegenen Übernachtungsmöglichkeiten Hallerangeralm und Hallerangerhaus. Am Halleranger sollte man keinesfalls einen Spaziergang hinauf zum Überschalljoch versäumen. Als Weiterweg vom Halleranger bieten sich drei Möglichkeiten. Die kürzeste führt auf das Lafatscher Joch und gleich hinunter Richtung Halltal. Schöner ist der aussichtsreiche Weg über die Bettelwurfhütte. Der zweite, ebenfalls beliebte Weiterweg führt vom Halleranger über den “Wilde-Bande-Steig” Richtung Stempeljoch.
Nach einigen steilen Kehren auf einem schotterigen Weg kann man problemlos absteigen zur wunderbar gelegenen Pfeishütte. Auch hier bieten sich dann zwei Möglichkeiten: entweder über den Goethe- bzw. Hermann-Buhl-Gedächtnisweg aussichtsreich hinüber zum Hafelekar und mit der Seilbahn hinunter nach Innsbruck oder durch das Samertal hinunter zur Möslalm und von dort zurück nach Scharnitz. Die dritte Abstiegsmöglichkeit vom Halleranger führt durch das urige Vomper Loch tief hinunter ins Inntal. Diese einsame und weite Etappe, die man am besten nur in dieser Gehrichtung durchführt, darf nicht unterschätzt werden.
Promenadenwandern hoch über dem Inntal: Von Seefeld ins Halltal oder nach Innsbruck
Schöne Ausblicke aufs Inntal und die hinteren Karwendelketten bietet diese luftige Höhenwanderung. Von Seefeld am besten mit der Seilbahn zur Bergstation Härmelekopf. Von hier am schönsten über den Gipfel der Reither Spitze (2374 m) zur Nördlinger Hütte. Der folgende Freiungen-Höhenweg zum Solsteinhaus ist eine anspruchsvolle Wanderung, durch teils recht ausgesetztes Gelände, die konzentriertes, sicheres Gehen erfordert und für die man auf jeden Fall 4 bis 5 Stunden einplanen sollte.
In ständigem Auf und Ab führt dieser aussichtsreiche Höhenweg hoch über dem Inntal dahin. Ab dem Solsteinhaus ist der Weiterweg dann einfacher. Durch ein schönes Tal geht es über zwei beliebte Raststationen – Kristenalm und Möslalm – weiter durch das Samertal zur Pfeishütte. Hier bieten sich wieder mehrere Möglichkeiten des Weiterwegs: über das Stempeljoch ins Halltal bzw. zur Bettelwurfhütte, zum Halleranger oder über den Goethe- bzw. Hermann-Buhl-Gedächtnisweg hinüber zum Hafelekar oberhalb von Innsbruck.
Die Anspruchsvolle: Mittenwald – Innsbruck
Zahlreiche Glanzpunkte machen diese anstrengende Karwendelüberschreitung, die sich mittlerweile auch als die klassische Karwendeletappe auf dem “Traumpfad” von München nach Venedig eingebürgert hat, zum unvergesslichen Erlebnis. Ausrüstung und Zeitpunkt (Hochsommer) müssen dem anspruchsvollen Aufstieg nahe dem höchsten Gipfel des Karwendels, der Birkkarspitze (2749 m), angepasst werden. Von Mittenwald aus wird über die Fereinalm das Bärnalpl erreicht, ein tief eingeschnittenes Joch in der nördlichen Karwendelkette.
Im Frühsommer sind die saftigen Graspolster mit unzähligen Enzianblüten, Platenigl und anderen Alpenblumen übersät. Durch die latschenbedeckten Südhänge zieht der Weg ohne nennenswerte Steigung hinüber zum Karwendelhaus (Achtung: nicht auf die Angeralm bzw. in das Karwendeltal absteigen). Wenn man den unvergesslichen Sonnenaufgang auf der Birkkarspitze erleben will, heißt es zeitig aufstehen (Stirnlampe). Nach dem mühsamen Aufstieg durch das schottrige Schlauchkar ist am Schlauchkarsattel (2630 m) der höchste Punkt der Durchquerung erreicht. Optional kann man von hier auf die Birkkarspitze steigen (2749 m). Drahtseile sichern den Aufstieg zum schönsten Aussichtsberg des Karwendels. Den Abstieg ins Birkkar erleichtern Drahtseile und gute Schotterreisen.
Nach den kargen Karen laden die sattgrünen Talböden der Kastenalm zu einer wohlverdienten Rast. Es bleibt noch genügend Zeit für den steil aus dem Tal ziehenden Weiterweg zur Hallerangeralm/Hallerangerhaus. Dort angekommen entschädigen zauberhafte Almwiesen und herrliche Ausblicke auf die Nordwände von Speckkarspitze und Großem Lafatscher für die Strapazen des Tages. Von der bewirtschafteten Alm sind es nur noch wenige Minuten bis zu einem frisch aus der Wiese sprudelnden Quellbach der Isar. Die dritte Tagesetappe führt vorbei an den mausgrauen Kalktafeln der Speckkarspitze hinauf zum Lafatscher Joch und hinunter ins Halltal.
Die Entspannende: Fall – Eng
Über die Buckel der lieblichen Karwendelvorberge zieht diese Wanderung hoch über dem Risstal dahin und öffnet großartige Ausblicke auf die etwa 10 Kilometer entfernt liegenden Hauptketten. Von Fall über den Grammersberg hinauf zum Grasköpfl und weiter zur Moosenalm. Über sanfte Wiesen und schrofendurchsetzte Grashänge wird der Schafreiter erreicht, einer der beliebtesten Aussichtsberge dieser Gruppe. Vorsicht ist geboten bei den kleinen Steilstufen auf den kurzen Abstieg zur Tölzer Hütte. Ein ständiges Bergauf-Bergab bringt am nächsten Tag der Weg über die Fleischbank und den Kompar zur Plumsjochhütte. Mit dem Abstieg zum Großen Ahornboden und weiter zur Eng klingt diese Tour gemütlich aus.
Wer ein vom Extremkletterer Heinz Zak persönlich signiertes Exemplar des Bildbandes “Karwendel” bestellen möchte, sollte direkt auf seiner Webseite vorbeischauen: www.heinzzak.com/buecher.html
_______________________________________________
Der Autor:
Heinz Zak (geb. 1958 in Wörgl) ist seit über 30 Jahren in Scharnitz, am Fuß des Karwendels, zu Hause und ebenso lange zu jeder Tages- und Jahreszeit in “seinen” Bergen unterwegs. Als Bergsteiger überschritt er alle vier Karwendelketten, als Kletterer eröffnete er zahlreiche extreme Routen im Halleranger und durchstieg zusammen mit Peter Gschwendtner drei Klassiker der berüchtigten Laliderer-Nordwand an einem Tag. Von diesen Erlebnissen erzählt er in diesem Buch. Mit seiner Kamera begleitete er Kletterer, Wildwasserfahrer und Mountainbiker auf ihren ungewöhnlichen Wegen, nahm extrem lange Zustiege in Kauf, um einsame, wilde Orte und ausgesetzte Gipfel zu erreichen und biwakierte in eisigen Nächten, um traumhafte Sonnenunter- und -aufgänge oder bezaubernde Vollmondstimmungen festzuhalten. So entstanden seine ungewöhnlichen, zum Teil unter extremen Bedingungen aufgenommenen Landschaftsimpressionen. Neben seiner Tätigkeit als Autor und Fotograf hält Heinz Zak regelmäßig Fotokurse, als Bergführer leitet er Outdoor-Seminare und Klettercamps. Seine Vorträge begeistern jährlich Tausende von Besuchern.
_______________________________________________
Inhaltsverzeichnis:
Hier finden Sie das Inhaltsverzeichnis von “Karwendel” zum Download.
Inhaltsverzeichnis – Karwendel
_______________________________________________
Karwendel
Heinz Zak
280 Seiten mit 300 Farbabbildungen,
24,0 x 29,0 cm, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-7022-3338-9
Erschienen im April 2014
Quelle: Tyrolia Verlag
Bezugsquellen: