Vierter Teil unserer Kreuzfahrt um Spitzbergen
Nach einer ruhigen Nacht an Bord der MS Quest ohne Wal- oder Eisbärenalarm wurden wir wieder von Thereses sanfter schweizerischer Stimme über die Schiffslautsprecheranlage geweckt. Draußen herrschten bei blauen Himmel und Sonnenschein etwa 4 Grad Celsius. Nach dem Schneefall gestern war das himmlisches Wetter für uns. Der liebe Gott meinte es heute gut mit uns. Unser Kapitän Herr Lindström hatte wieder gute Arbeit geleistet, denn wir befanden uns in Anfahrt auf den Brasvellbreen. Das ist in Gletscherteil des etwa 8450 Quadratkilometer großen Austfonna auf der Spitzbergen Insel mit dem Namen Nordaustlandet (Nordostland).
Während des Frühstücks hatte sich unser kleines Expeditionsschiff der Abbruchkante des Brasvellbreen bis auf wenige Meter geändert. Die MS Quest änderte ihren Kurs und fuhr jetzt parallel zum Gletscher. Das Gletschereis leuchtete blau und weiß in der Sonne. Ab und zu sahen wir kleine Wasserfälle herabstürzen. Während wir diesen herrlichen Anblick genossen, sah ein Gast von der Observation Lounge des Schiffes möglicherweise einen Eisbären. Plötzlich kam Bewegung in die Bordgäste und alle versuchten die Eisbärensichtung zu bestätigen.
Die MS Quest dreht langsam bei und vom Vorderdeck, der Brücke und der Observationsterrasse scannten viele Ferngläser und Objektive die Eisberge, auf der Suche nach dem Eisbären. Anstatt des Eisbären sahen wir einige Robben am Schiff schwimmen und auf einer Eisscholle entdeckten wir Walrosse mit ihren Jungen. Das Schiff fuhr langsam an den kleinen Eisberg heran und wir konnten die Tiere in Ruhe beobachten. Die blaue MS Quest schien den Walrossen nicht ganz geheuer zu sein, denn plötzlich verschwanden alle im Wasser und tauchten weg.
Den Eisbergen aus Gletscheis mussten wir ausweichen und fuhren außen am Eisfeld entlang. Unser Guide Martin hielt derweilen in der Observation Lounge des Schiffes einen Vortrag zum Thema Gletscher. Nach dem Mittagslunch nutzten viele Gäste die freie Zeit bis zum Abendessen, um ihr Schlafdefizit auszugleichen. Die aktiveren Artgenossen hörten Kerstens Ausführungen zum Thema “Möwen und andere Vögel” an. Zum vorverlegten Abendessen ging die MS Quest vor der Isispynten in Warteposition, das ist der östlichste Punkt von Isisøyane, einer kleinen Insel welche beim Rückzug des Austfonna Gletscher sichtbar wurde. Die kleine Insel war früher einmal ein Kap welches aus der Eiskappe des Austfonna herausschaute.
Der Himmel war bedeckt, über dem Gletscher hing die tiefe Sonne und in der anderen Richtung sah man es in der Ferne regnen. Nach dem Dinner ließ die Crew ließ die Zodiacs für einen der Landausflüge zu Wasser und wir cruisten nach Isispynten. Es gab weder Walrosse noch Eisbären zu entdecken und so umrundeten wir die ganze Insel auf der Suche nach Tieren. Außer einigen Eiderenten war jedoch nichts zu sehen. Wir umkreisten ein, zwei schöne Eisberge im Wasser um diese abzulichten und fuhren entlang der Abbruchkante des Austfonna Gletschers.
Über Funk kam die Meldung rein, das ein Zodiac eine Bartrobbe auf einer Eisscholle gesichtet hatte. Wir näherten uns dem Tier vorsichtig, aber ihr waren die vielen Zodiacs nicht geheuer, denn sie tauchte ins Meer ab. Nach der Tiersichtung fuhren wir zur MS Quest zurück. Den Abend verbrachten wir in der Observation Lounge des Schiffes. Komischerweise war heute nach dem abendlichen Zodiac Cruise viel mehr los, als die anderen Abende.
Kurz vor Mitternacht ging die Sonne unter und nicht lange danach begann der Himmel sich plötzlich wunderbar zu verfärben. Die Sonne ging schon wieder auf und tauchte die Wolken am Himmel in ein grandioses Farbspiel. Wir erzählten, tranken und waren immer wieder draußen, um diesen herrlichen Sonnenaufgang festzuhalten. Die Zeit verging schnell und schon querten wir den 80. Breitengrad. Unsere kleine übriggebliebene Gruppe besuchte darauf die Brücke, um die Koordinaten zu fotografieren. Bis zu unserem Ankerpunkt, der kleinen Insel Storoya war es nicht mehr weit und spät in der Nacht legten wir uns zu Bett.
Hier könnt ihr lesen, was bei unserer Kreuzfahrt um Spitzbergen und ins arktische Treibeis noch geschah:
Spitzbergen Expeditionskreuzfahrt (Teil 1) – Volle Fahrt voraus in die Abendsonne…
Spitzbergen Expeditionskreuzfahrt (Teil 2) – Belugawale, Eisgletscher & Trapperspuren im Hornsund…
Spitzbergen Expeditionskreuzfahrt (Teil 3) – Mondlandschaft, Eisbärenfamilie und Walrossbesuch…
Spitzbergen Expeditionskreuzfahrt (Teil 5) – Eisbären und das berüchtige Walross Deo…
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Inhaltsverzeichnis
Spitzbergen Karte – Seeroute unserer Spitzbergenumrundung:
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Reiseinfos:
Anreise:
Anreise mit dem Schiff: Es gibt keine regelmäßige Fährverbindung zwischen dem norwegischen Festland und Spitzbergen. Mehrere Organisationen bieten Spitzbergen-Safaris und Rundtouren an. Diese beinhalten allerdings keinen Passagierservice zum und vom Festland. Sie müssen daher andere Wege ausfindig machen, um nach Spitzbergen zu kommen.
Anreise mit dem Auto: Das Straßennetz auf den Inseln ist insgesamt nur rund 46 Kilometer lang. Das Fahren außerhalb der Straßen ist strengstens verboten. Zwischen den verschiedenen Ortschaften bestehen keine Straßenverbindungen. Stattdessen verlassen sich die Einheimischen im Winter auf Schneemobile und im Sommer auf Boote.
Anreise mit dem Flugzeug: Es gibt das ganze Jahr über täglich Flüge nach und von Spitzbergen. Im Sommer sogar mehrere Flüge pro Tag. Die meisten Verbindungen sind von und nach Tromsø, doch in den Sommermonaten können Sie auch direkt von Oslo fliegen. Von Oslo beträgt die Flugzeit rund drei Stunden, von Tromsø ca. eineinhalb bis zwei Stunden.
Beste Jahreszeit:
Zum Wandern / Trekking und für alle anderen Sommeraktivitäten bietet sich die Monate (Juni bis August) an. Für die Winteraktivitäten bietet sich hier der Zeitraum von November bis Mai an.
Die Recherche erfolgte mit freundlicher Unterstützung
von Fietz GmbH POLAR-Kreuzfahrten.
Text & Bilder: Mario Hübner
Literatur zum Thema Spitzenbergen: