Dritter Teil unserer Norwegen Rundreise
Der Wind hatte sein Versprechen vom Vorabend gehalten: Er blies unermüdlich die ganze Nacht hindurch, während wir im Zelt in den warmen Schlafsäcken schlummerten und ausschliefen. Am folgenden Morgen schien die Sonne und wir konnten beim Frühstück draußen ihre wärmenden Strahlen genießen. Beim Geschirr waschen wurden man spätestens wach, denn das kalte Flusswasser belebte Körper und Geist sofort.

Unser Ausblick aus dem Schlafzimmer am Moavatnet – Foto: Mario Hübner
Nach diesem entspannten Outdoor Brunch starteten wir gegen 11 Uhr. Aus den abgelegenen Bergen am Moavatnet fuhren wir zurück in die norwegische Zivilisation und erreichten das Örtchen Sand am Sandsfjord. Wir wollten mit der Fähre Sand – Ropeid auf die andere Seite des Sandsfjord wechseln um auf der Straße 520 nach Sauda zu fahren. Diese Fähre gibt es übrigens nicht mehr, da später mit Eröffnung der Sandsfjordbrücke der Fährbetrieb Sand – Ropeid eingestellt wurde.

Ein schön geschmücktes Fahhrad an einer Brücke im Nirgendwo – Foto: Mario Hübner
Bis unsere Fähre kam genossen wir bei einem kleinen Kaffee den Blick auf den Fjord. Nach der kurzen Fährfahrt nach Ropeid ging es auf der Straße 530 am Saudafjord weiter nach Sauda und dann führte uns die Straße wieder hinauf in die Berge. Unten in den Tälern erblickten wir schöne einsame Ferienhäuser mit Grasdächern und jede Menge kleiner Gebirgsseen, welche zum Rasten einluden. In einer Straßenkurve mit einer schönen Aussicht stoppten wir und bereiteten mit unserem Gaskocher unseren Lunch zu. Eigentlich hätten wir fast überall halten können, denn die Landschaft war allerorts schön und wild.

Ausblick am Ufer von Örtchen Sand – Foto: Mario Hübner
Hier oben in den Bergen fanden sich noch viele Schneereste und auf unserer Weiterfahrt passierten wir den Svartevatnet, wo rechts neben der Straße noch die Schneewände aufragten. Fünf Meter Schnee müssen hier locker in der Winterzeit liegen und jetzt Ende Juni hatte der Frühling gerade erst Einzug gehalten. Wir legten eine Rast ein und sonnten uns an ein paar kleinen Wasserfällen.

Der Røldalsvatnet auf unserer Fahrtroute in Richtung Røldal – Foto: Mario Hübner
Der frische Wind, die Schneefelder, das kalte gurgelnde Wasser, die ersten Gräser und Blumen, die schöne runde Steine: Alles fühlte sich wie in einem perfekten Kinderfilm an. Wir hätten dort den ganzen Nachmittag, zum Fotografieren und von Stein zu Stein hüpfen verbringen können. Nach dem See wechselten wir von der Provinz Rogaland hinüber nach Hordaland und mit einem schönen Ausblick auf den Røldalsvatnet rollten wir über Serpentinen hinab in Richtung Røldal.

Es ist Ende Juni und trotzdem bedeckt noch Eis den See – Foto: Mario Hübner
Am Zwillingswasserfall Låtefoss stoppten wir. Ein beeindruckendes Schauspiel, welche Wassermassen dort über mehrere Stufen 165 Meter tief hinabfallen. Das ganze Wasser kommt von der Hardangervidda, der größten Hochebene Europas. Durch seine direkte Lage an der Fernverkehrsstraße wird er der Låtefoss gerne von Touristen besucht. Das Wasser donnert hinunter und ein feiner Wassernebel umgibt den Zwillingswasserfall.

Also immer Winter liegt hier ordentlich Schnee… – Foto: Mario Hübner
Wer den imposanten Låtefoss Wasserfall aus nächster Nähe fotografieren will, der muss öfters die Fotolinse trockenwischen. Wir gingen vom vollen Parkplatz am störenden Kiosk vorbei, über die Steinbogenbrücke und wanderten auf der rechten Seite der Wasserfälle einen Pfad hinauf. Diese wenigen Meter nutzten schon und man konnte das Naturschauspiel abseits der vielen Touristen bestaunen.

Panoramablick auf den Røldalsvatnet in Hordaland – Foto: Mario Hübner
Eilig hatten wir es nicht und so bestaunten wir die Wassergewalten, welche bereits im 19. und 20. Jahrhundert ein beliebtes Reiseziel waren. Kein Wunder denn so eine Wucht und Menge sieht man nicht täglich. Mit einer Pferdekutsche wurden wohl die Besucher durchs Oddadalen zum Wasserfall kutschiert und konnten in einem kleinen Hotel, was es damals noch am Låtefoss Wasserfall gab, nächtigen.

Blick zum linken Wasserfall des Zwillingswasserfall Låtefoss – Foto: Mario Hübner
Selbst beim zweiten Mal ist dieses Naturphänomen immer noch sehr beeindruckend: Man fühlt sich leicht benebelt von der Stärke und dem Lärm des Wasserfalls. Unglaublich wie die Gletscher von oben unterbrochene und unerschöpfliche Wassermengen nach unten bis zu den Fjorden schicken.

Der rechte Wasserfall des Zwillingswasserfall Låtefoss – Foto: Mario Hübner
Obwohl die Sonne noch sehr hochstand, denn es fühlte sich gerade wie 14 Uhr an, stand auf unserem Zeitmesser schon 18 Uhr und so fuhren wir weiter in Richtung Odda. Die kleine Stadt liegt am Sørefjord, über welchen sich auf der linken Fjordseite der beeindruckende Folgefonna Gletscher erhob. Das Faszinierende an diesem Gebiet sind die Gletscher die eher flache Gipfel und Plateaus bilden, anstatt in die Tiefe abzustürzen, ein klarer Kontrast zu den Alpen.

Etwas Blödsinn am Zwillingswasserfall Låtefoss… 🙂 – Foto: Mario Hübner
Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz gelangten wir durch Zufall an den Ringedalsvatn. Von hieraus beginnt übrigens die berühmte Wanderung zur Trolltunga Felsformation, welche sich auf etwa 1.100 Metern befindet und knappe 700 Höhenmeter über dem Ringedalsvat liegt.

Blick auf Sørefjord vom Campingplatz „Lofthus Camping“ in Lofthus – Foto: Mario Hübner
Zurück am Sørefjord führte die Route uns an vielen Kirschplantagen entlang nach Lofthus und hier suchten wir den Campingplatz „Lofthus Camping“ auf. Dieser ist wunderschön zwischen den Obstgärten gelegen und man hat ein Panorama über den Sørefjord, die Berge und Gletscher. Egal ob im Zelt, im Wohnmobil oder in einer schönen Holzhütte, hier lohnt sich wirklich eine Übernachtung. Der Campingplatz war wunderschön, sehr gut gepflegt und wie fanden ohne Mühe unter einem Kirschbaum einen romantischen Platz.

Blick auf Sørefjord vom Campingplatz „Lofthus Camping“ in Lofthus – Foto: Mario Hübner
Aufgrund des Golfstroms herrscht ein mildes Klima was für viele Obstsorten (Kirschen, Himbeeren, Äpfel) hervorragend geeignet ist und es erinnert an die großen Seen in Norditalien. Die roten malerischen Holzhütten des Campingplatzes holten uns in die Realität zurück: Wir waren in Skandinavien und konnten gerade das sanfte Abendlicht über die umliegenden Felder und Kirschbaumplantagen genießen. Die andere Seite des Sørefjords war schon einige Zeit im Schatten gehüllt, während auf unserer Seite noch die Sonnenstrahlen die Landschaft erhellten.
Hier könnt ihr lesen, was bei unserem Urlaub in Norwegen noch geschah:
Rundreise Norwegen (Teil 01) – Preikestolen, thronende Felskanzel über dem Lysefjord…
Norwegen Roadtrip (Teil 02) – Wanderung zum weltberühmten Preikestolen…
Norwegen Rundreise (Teil 04) – Die fantastischen 4 Wasserfälle im Husedalen…
Extremsport-Festival Voss (Teil 05) – Willkommen bei den Adrenalin-Junkies…
Norwegen (Teil 06) – Gletscherwanderung auf dem Brenndalsbreen…
Weitere interessante Artikel zum Thema Norwegen findet Ihr hier:
Bei Nordkap-nach-Suedkap.de: 28 Kilometer für die Trolltunga
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Inhaltsverzeichnis
Tourentipps, Unterkünfte und sonstige interessante Orte:
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Reiseinfos:
Anreise mit der Bahn:
Ein gut ausgebautes Schiennetz verbindet Norwegen mit den anderen skandinavischen Ländern und dem übrigen Europa. Die im Landesinneren verkehrenden Züge werden von der NSB, der Norwegischen Staatsbahn betrieben.
Anreise mit dem Auto:
Über Schweden können Sie nach Norwegen reisen oder Sie benutzen eine der internationalen Fährverbindungen, welche zu mehreren Häfen in Norwegen bestehen.
Anreise mit dem Schiff:
Für eine Reise nach Norwegen bieten sich eine Menge Fährverbindungen von Dänemark, Deutschland und Schweden an. Die meisten Reedereien (z.B. Fjord Line) haben Paketpreise für den Transport von Auto und deren Insassen.
Anreise mit dem Flugzeug:
Der wichtigste Flughafen Norwegens befindet sich in Oslo, mit Linienflügen zu rund 140 Destinationen im Ausland. Weitere internationale Flughäfen gibt es in der Nähe der Städte Bergen, Kristiansand, Sandefjord, Tromsø, Moss, Stavanger und Trondheim.
Beste Jahreszeit:
Zum Wandern, Biken und für alle anderen Sommeraktivitäten bietet sich die Monate (Anfang Juni bis Anfang Oktober) an. Für die Winteraktivitäten bietet sich hier der Zeitraum von Ende Oktober bis Anfang April an.
Die Recherche erfolgte mit freundlicher Unterstützung
von Visit Norway und Fjord Norway.
Text & Bilder: Mario Hübner
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